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Leitthema

Wieland war Sprachkünstler und Wortschöpfer

Biberach / Lesedauer: 4 min

Wieland-Tagung mit Fachvorträgen und Performance von Jugendlichen ein
Veröffentlicht:15.09.2019, 16:42

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Wieland und Sprache ist in diesem Jahr das Leitthema der Wieland-Tage. Die Wieland-Gesellschaft lädt zu der dreitägigen Veranstaltung von Freitag, 20., bis Sonntag, 22. September ein. Sprachbegabt und sprachgewandt, als Wortschöpfer und Sprachkünstler soll Christoph Martin Wieland als Liebhaber von Wort und Sprache dem interessierten Publikum näher gebracht werden.

1760 begann Christoph Martin Wielands sogenannte Biberacher Zeit. Seine Wahl zum Direktor der Komödiantengesellschaft und die Aufführung von Shakespeares „Sturm“ im Jahr 1761 waren der Ausgangspunkt für seine Übersetzungen weiterer 22 Dramen Shakespeares. Bereits hier zeige sich der lebenslange Sprachkünstler, der neue Wortschöpfungen entstehen lasse, schreibt die Wieland-Gesellschaft in ihrer Veranstaltungsankündigung.

In der Folge entstanden die „Comische[n] Erzählungen“; die Virtuosität und Leichtigkeit der geistreich witzigen Sprache hat dem damaligen Publikum bereits gezeigt, dass im Deutschen gleichermaßen wie im Französischen eine solche Grazie der Sprache möglich ist. Allerdings haben ihm die Erzählungen auch von seinen Gegnern den Vorwurf eines frivolen Dichters eingebracht, eines Wollustsängers oder Sittenverderbers, der beispielsweise „Busen“ auf „Pampelmusen“ reimt. Auch in seinen späteren Romanen hat Wieland, wiederum mit seiner eleganten und ausdrucksvollen Sprache, mit seiner Poesie des Stils Maßstäbe für die nachfolgende deutsche Prosaliteratur gesetzt.

All diesen Aspekten sollen die verschiedenen Veranstaltungen an diesem Wochenende unter dem Leitthema „Wieland und Sprache“ Rechnung tragen. Dabei sind hier zwei Aspekte in Wielands Werk und Wirken wichtig: Zum einen ist bekanntermaßen Sprache die Grundlage jeglicher Kommunikation. Und in Wielands umfangreichen Übersetzungen zeigt sich, dass es „ohne Übersetzungen keine Weltliteratur“ gibt und dass diese wiederum „ein Phänomen internationaler Kommunikation und gegenseitiger Rezeption“ ist wie Kerstin Bönsch, Geschäftsführerin des Wieland Museums feststellte.

Helga Reichert rezitiert

Dementsprechend wird Prof. Dieter Martin (Freiburg) in seinem Vortrag das Thema Vers und Prosa in Wielands Shakespeare Übersetzung erläutern, die literarische Übersetzerin Christa Schuenke (Berlin) berichtet über ihre Erfahrungen mit dem Übersetzen, speziell am Beispiel ihrer Übersetzung der Shakespeare-Sonette,und die Schauspielerin Helga Reichert rezitiert berühmte Szenen aus den Shakespeare Dramen „Der Sturm“, „Romeo und Julia“, „Macbeth und Hamlet“.

Wielands Werke enthalten jedoch auch sehr viele, sehr modern anmutende Gedanken und Lebensweisheiten sowie Redewendungen, von denen sich junge Menschen auch heute noch angesprochen fühlen können. So entwickelte Wieland für seine Shakespeare-Übersetzung eigene Wortschöpfungen, die bis dahin in der deutschen Sprache nicht gebräuchlich waren, wie „Schafgesicht, Liebesschauer, Liebeswut, Schulterklopfer oder scharfzüngig“.

Inspiriert von solchen Wieland-Wörtern werden im Anschluss an den Festvortrag am Freitag Jugendliche, FunkyKidz und Die Improfessionellen von Jugend Aktiv, eine Tanz- und Theaterperformance präsentieren.

Eine szenische Darstellung am Sonntag nach einem Text von Edeltraud Garlin, unter der Regie von Jan Sandel, wird durch Mitglieder des Dramatischen Vereins und Schüler der Freien Waldorfschule dargestellt. Die Szene zeigt den „frühzeitigen“ Schüler Wieland in der Biberacher Lateinschule, wo er als Achtjähriger in einer Stufe mit Zehn- bis Vierzehnjährigen zusammen saß und bereits langatmige Gedichte für ehrwürdige Verwandte verfasste. Im Anschluss daran werden junge Poetry-Slamerinnen, Franziska Fischer und Carina Kibler vom Wieland-Gymnasium und Sophia Lorenz vom Pestalozzi-Gymnasium, ihre Fähigkeiten im Umgang mit Sprache unter Beweis stellen – allen Unkenrufen vom Verlust der Sprache zum Trotz.

Die musikalische Gestaltung übernehmen am Freitag von Mathilde Le Monnier, Harfe, am Samstag von Tobias Ding, Cello, und am Sonntagvormittag Lara-Maria Adler, Violine, und Lara Hauptmann, Klavier.

Die Veranstaltungen finden im Komödienhaus statt. Der Eintritt ist frei – eine Spende willkommen.

Programm im Überblick

Freitag, 20. September: 18.30 Uhr, Komödienhaus, Festvortrag „Vers und Prosa in Wielands Shakespeare-Übersetzung“, Prof. Dr. Dieter Martin, Freiburg; Tanz- und Theaterperformance FunkyKidz und Die Improfessionellen (Jugend Aktiv).

Samstag, 21. September: 11 Uhr Filmtheater - Traumpalast, „Prinz Himmelblau und Fee Lupine“, ARD-Produktion nach einem Märchen von Christoph Martin Wieland, Eintritt frei.

19.30 Uhr Komödienhaus, Soiree, Christa Schuenke, literarische Übersetzerin, Berlin „Galeerensklaven im Dienste des Barden“;

Helga Reichert, Schauspielerin, Biberach , rezitiert berühmte Shakespeareszenen aus „Macbeth“, „Romeo und Julia“, „Hamlet“, „Der Sturm“.

Sonntag, 22. September: 11 Uhr Komödienhaus, Matinee, „Wieland als Schüler der Biberacher Lateinschule“, szenische Darstellung mit Text von Edeltraud Garlin, Regie: Jan Sandel, Mitglieder des Dramatischen Vereins und Schüler der Freien Waldorfschule Biberach; anschließend Poetry-Slam-Texte von Schülerinnen des Wieland- und des Pestalozzi Gymnasiums

ab 14 Uhr Wieland-Gartenhaus im Wieland-Park, Besuch der Dauerausstellung zu Leben und Werk Wielands bei freiem Eintritt;

Kaffee und Kuchen im Freiluft-Cafe von Bürger für Bürger.