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Klinikstruktur

Wie zukunftsfähig ist die neue Biberacher Klinik?

Biberach / Lesedauer: 3 min

AOK-Landeschef Hermann über die Klinikstruktur und die Hilfsfristen im Rettungsdienst
Veröffentlicht:18.01.2019, 15:35

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Man beobachte bei der AOK genau, was sich in Sachen Klinikstruktur in Laupheim und Riedlingen entwickelt. Das sagten Christopher Hermann, Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, und Sabine Schwenk, Geschäftsführerin der AOK Ulm-Biberach, bei einem Pressegespräch zu Jahresbeginn in Ulm. Neben der Klinikstruktur waren auch die Hilfsfristen im Rettungsdienst ein Thema.

Der Klinikbetreiber Sana baut derzeit in Biberach eine neue Zentralklinik für den Landkreis mit 370 Betten. Aus der Kommunalpolitik gab es immer mal wieder die Kritik, ob das Haus nicht zu klein dimensioniert und unter Umständen nicht zukunftsfähig sein könnte.

Wenn die Struktur stimmt, kann der Klinikstandort Biberach funktionieren

„Man muss sich stark überlegen, ob Kliniken nicht mindestens 400 Betten haben sollten“, so Hermann, „das ist aus unserer Sicht die kritische Größe.“ Mit 370 Betten sei man da bereits an der Kante, „aber das kommt sehr auf die Umfeldbedingungen an“.

Biberach sei ein Standort, an dem ein Krankenhaus grundsätzlich funktionieren könne, wenn es die richtige Struktur habe, so Schwenk . Deshalb habe es die AOK auch unterstützt, dass der Klinikneubau mit rund 62 Millionen Euro aus dem Krankenhausstrukturfonds gefördert wird.

Keine Doppelstrukturen

Durch die Ansiedlungen der St.-Elisabeth-Stiftung und des ZfP sowie verschiedener Arztpraxen entstehe im Biberacher Gebiet Hauderboschen ein Versorgungszentrum, das durchaus Chancen auf Erfolg habe, so Schwenk.

Entscheidend sei jedoch, was in Riedlingen und Laupheim passiere. Hier gehe es darum, dass keine Doppelstrukturen in Versorgung und Verwaltung entstünden, sagt die regionale Geschäftsführerin. „Das ist die große Aufgabe von Sana, das sinnvoll zu gestalten.“

Man muss sich stark überlegen, ob Kliniken nicht mindestens 400 Betten haben sollten.

Christopher Hermann, AOK-Vorstandschef

Zusammen mit dem SWR hatte die „Schwäbische Zeitung“ im Dezember Zahlen veröffentlicht, wonach der Rettungsdienst gerade im ländlichen Bereich in vielen Fällen nicht innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist von 15 Minuten am Einsatzort ist.

„Wir haben dabei landesweit kein Strukturproblem, aber in vielen Bereichen Probleme, die bearbeitet werden müssen“, sagt Hermann. Umso ländlicher die Region, umso schwieriger sei die Einhaltung der Hilfsfrist. Dies liege zum einen daran, dass das Personal (Notärzte, Rettungssanitäter) fehle, zum anderen daran, dass immer wieder Rettungsfahrzeuge für Krankentransporte verwendet würden.

Sieben bis acht Leitstellen

Hermann spricht sich in diesem Zusammenhang auch für weniger Rettungsleitstellen im Land aus. „Wir brauchen in den Leitstellen eine ausgefeilte Technik, aber nicht 30 mal im Land, sondern sieben bis acht Mal. Da würden wir als AOK auch gerne investieren.“

Kritisch sieht der AOK-Landeschef auch das vom Gesundheitsministerium veröffentlichte Gutachten, das den medizinischen Nutzen von Zahnspangen in Zweifel zieht. Es gebe werde Belege dafür noch dagegen. „Um das nachzuweisen müsste eine fundierte Untersuchung her, die sich über mehrere Jahre erstreckt“, so Hermann.

Er könne sich nicht vorstellen, dass die gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland nicht mehr für kieferorthopädische Maßnahmen bei Kindern einstehen. „Ich sehe auch niemanden, der das wirklich fordert“, so Hermann. Eine Selbstkostenlösung wäre aus seiner Sicht eine soziale Diskriminierung.