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Pilze

„Wer Pilze will, muss den Wald kennen“

Biberach / Lesedauer: 4 min

Pilzsachverständiger Karl Keck aus Biberach weiß genau, worauf es beim Pilzesammeln ankommt
Veröffentlicht:07.09.2014, 14:47

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Auf den ersten Blick sieht man nichts. Doch wenn der aufmerksame Pilzesammler genauer hinschaut, findet er im Wald bei Unterschnaitbach (Maselheim) jede Menge Pilze. Der Sommer war für Badebegeisterte eine Katastrophe, für Pilzfreunde jedoch sehr erfreulich.

Seit Anfang August schießen in den Wäldern rund um Biberach die Pilze aus dem Boden. Der Pilzsachverständige Karl Keck aus Biberach geht so oft er kann in den Wald. Als Pilzkenner und -bestimmer interessieren ihn nicht nur die essbaren Pilze. „Jeder Pilz ist interessant, denn er ist wichtig für den Wald“, erklärt Keck. Jeder Baum habe einen Pilzpartner.

Zielstrebig stiefelt er durch das Unterholz, geht in die Knie und begutachtet wenige Sekunden später einen Tarzetta cupularis, einen Kerbrandigen Napfbecherling, unter seiner Lupe. „Genau hinschauen, das ist das A und O.“

Der Hobbymykologe (Mykologie ist die Wissenschaft von den Pilzen) kam über seine Ausbildung zum Drogisten mit den Pilzen in Kontakt. Seitdem interessiert er sich für diese vielfältigen Fadenwesen, die neben Pflanzen und Tieren oft vergessen werden.

Begeistert findet er an jedem Fleckchen einen Pilz: In einem Baumstumpf, an einem Ast, zwischen den Blättern auf dem Boden. Die Fruchtkörper seien nur ein kleiner Teil, „das Myzel erstreckt sich unter der Erde über den ganzen Boden“, erklärt der 71-jährige. Myzel werden fadenförmigen Zellen eines Pilzes oder Bakteriums genannt.

Steinpilze an geheimen Orten

Die häufigsten essbaren Pilze in der Umgebung sind Ockertäublinge, Maronenröhrlinge und dieses Jahr auch Steinpilze. Doch man muss wissen, wo man suchen muss. „Steinpilze findet man nicht auf Wegen und Wiesenchampignons nicht im Fichtenwald“, sagt Keck. Doch als langjähriger Pilzbestimmer kennt er die geheimen Orte, an denen er oft Steinpilze findet. Verraten möchte er sie aber nicht, es seien doch sehr wenige. „Wer Pilze will, muss den Wald kennen“, erklärt Keck und lässt sich das Geheimnis nicht entlocken.

Ein Hexenring mitten im Wald

Je tiefer er in den Wald hineingeht, umso mehr Pilze findet er. Zwischen einigen Buchen findet Keck einen sogenannten Hexenring, eine Ansammlung von Rötelritterlingen, die in einem Kreis mit einigen Metern Durchmesser wachsen. „Da hat sich unterirdisch das Myzel von einem Punkt aus ausgebreitet, deshalb wachsen die Pilze in so einem regelmäßigen Abstand zum unsichtbaren Mittelpunkt“, erklärt Keck.

Als Pilzkenner braucht man einen guten Geruchssinn und eine gute Beobachtungsgabe. Neben Zettel und Stift hat Keck immer eine kleine Taschenlupe dabei. Manche Pilze muss er auch mitnehmen, um sie zu Hause unter dem Mikroskop zu bestimmen.

Jeden Pilz müsse man von oben und unten ganz genau anschauen. Bei einem hellbraunem Pilz ritzt Keck mit seinem Fingernagel sanft die Lamellen ein. Es tritt eine milchige Flüssigkeit heraus. Er riecht an dem Pilz, probiert die Flüssigkeit und kann ihn so durch seine jahrelange Erfahrung einwandfrei als Süßlichen Milchling klassifizieren.

„Leider gibt es keine typischen Merkmale, mithilfe derer man giftige oder ungenießbare Pilze enttarnen kann“, bedauert Keck. Früher gab es das Gerücht, ein Silberlöffel würde unter giftigen Pilzen anlaufen, doch dem ist nicht so. „Da hilft nur, die Pilze ganz genau zu kennen, im Zweifelsfall stehenzulassen oder einem Pilzberater zu zeigen.“

Verwechslungsgefahr

Heimtückische Verwechslungsgefahren bestehen beim

essbaren Graublättrigen Schwefelkopf mit dem giftigen Grünblättrigen Schwefelkopf

essbaren Hallimasch mit dem ungenießbaren Sparrigen Schüppling

essbaren Mehlräsling mit dem giftigen Trichterling

Grünen Knollenblätterpilz (giftig) mit dem Perlpilz

essbaren Stockschwämmchen mit dem giftigen Gift-Häubling

Wiesenchampignon mit dem Karbolegerling

Pilzberatung

Im Landkreis Biberach stehen neben Karl Keck in Biberach unter Telefon 07351/31525 Wolfgang Kaiser in Riedlingen unter Telefon 07371/8091 und

Thaddäus Bamberger in Laupheim unter Telefon 07391/3553 als geprüfte Pilzsachverständige zur Verfügung.

Im absoluten Notfall empfiehlt es sich, die Giftnotrufzentrale in Freiburg, Telefon 0761/19240, zu kontaktieren, doch es ist wichtig zu wissen, welcher Pilz verspeist wurde. Infos gibt es auch unter www.karlkeck.de

Pilzrezept Hallimaschpfanne

800 g Hallimasch

1 Becher Sahne

2 Esslöffel Petersilie gehackt

1 Stk. Zwiebel gewürfelt

1 Esslöffel Gemüsebrühe-Pulver

Maggi, Salz und Pfeffer

1 Esslöffel Margarine

1 Nur jungen Hallimasch nehmen und die etwas zähen Stiele entfernen. Gut waschen,abtropfen lassen. In kochendes Wasser geben und 5-7 Min gut kochen lassen (entzieht die Giftstoffe). Abgießen und abtropfen lassen.

2 Margarine in der Pfanne erhitzen und die Zwiebeln mit den Pilzen zugeben. Solange auf kleiner Pfanne braten bis die Flüssigkeit verdampft ist. Sahne zugeben, Gemüsepulver und die Petersilie zugeben und 2-3 Min. köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

3 Dazu schmeckt frisches Flütes (Baguette)