StartseiteRegionalRegion BiberachBiberachWas ein Abenteurer beim Couchsurfing in China erlebt

Couchsurfing

Was ein Abenteurer beim Couchsurfing in China erlebt

Biberach / Lesedauer: 3 min

Stephan Orth berichtet von seinen Erlebnisse abseits der geführten Routen
Veröffentlicht:26.05.2019, 16:22

Artikel teilen:

Stephan Orth , Abenteurer und Buchautor, hat in einer Multimediaschau von seiner Reise quer durch China in privaten Unterkünften in der Stadtbücherei in Biberach berichtet. Sein „Couchsurfing“-Bericht lockte zahlreiche Menschen an, es mussten zusätzliche Stühle aufgestellt werden.

„Couchsurfing“, so der Referent ist eine Form des Reisens und Kennenlernens abseits von Reiseleitern und Reisebüros. Man meldet sich auf der Plattform „Couchsurfing.com“ an und stellt Übernachtungsmöglichkeiten im privaten Rahmen Menschen aus aller Welt zur Verfügung, aber auch umgekehrt. Yang, eine Studentin aus China, die bei ihm übernachtete, berichtete begeistert von ihrem Land mit seinen „unbegrenzten Möglichkeiten“ berichtet.

„Du kannst in China reich werden, Du bist groß und siehst auch gut aus, bei uns ist alles möglich. Unsere Städte wachsen rasant, wir sind technikbegeistert, die E-Mobilität ist bei uns fast schon grenzenlos. Allerdings fühle ich mich nicht mehr ganz wohl hier in Deutschland, seit ich hier bin, habe ich das Gefühl, jeden Tag ein bisschen weiter abgehängt zu werden“, sagt sie. „Ich werde faul.“ Thomas Orth fragt: „Wie meinst du das?“

„In China geht alles schneller voran. Die Leute haben Ziele und beginnen jeden neuen Tag mit großem Elan. In Deutschland wacht man auf und überlegt als Erstes: „Wann ist endlich Wochenende?“ Dann ging es quer durch China, unter anderem in abgelegene Dörfer aber auch nach Peking, Shanghai, Urumqi und Shenzhen . In Shenzhen war sein Couchsurfing-Quartier ausgerechnet bei einer Polizistin. Bedenken war bereits da. Ist doch bekannt, dass in China die Überwachung der Bürger immer stärker voranschreitet.

„Beim ersten Treffen zeigt sie mir ihr Handy, das mit einer Polizeisoftware ausgestattet ist. Sie will mir die Errungenschaften der beinahe totalen Überwachung zeigen“, schildert Stephan Orth. „Guck mal in die Kamera“, habe sie gesagt und dann auf den Auslöser gedrückt: „Das ist eine Polizei-App, die Gesichter erkennen kann. Aber bestimmt bist du noch nicht im System.“

Überwachung spürbar

In Sekundenschnelle sei seine Paranoia zurück und in Sekundenschnelle die Auswertung gekommen, berichtet Orth. „Mein Kopf stimmt zu 78 Prozent mit einem schwarzhaarigen Typen aus der Xinjiang-Provinz überein, zu 57 Prozent bin ich ein Amerikaner namens Marc, der in Shenzhen lebt.“ Wie die Polizistin ihm erklärte, benutzten die Chinesen das, wenn sie jemanden festnehmen, der keinen Ausweis zeigen will.

Der Staat sagt den Bürgern, dass diese Überwachung im öffentlichen Raum nur zu deren Sicherheit ist. Wenn man zum Beispiel eine Fußgängerampel bei Rot überquert, wird die Geldstrafe sofort vom Handy abgebucht und im Credit-System werden Negativpunkte eingetragen. Bei einer bestimmten Anzahl von Punkten kann man keine Flüge und Bahntickets mehr buchen. Die Chinesen akzeptieren diese Methode, denn sie haben das Gefühl, dass die Menschen „besser“ werden, sagt Orth.

Couchsurfing ist bei der Regierung dagegen nicht besonders beliebt. Man muss beim Visumsantrag penibel seine Reiseroute und -zeiten angeben. Dass es jedoch möglich ist, den Bürokraten temporär ein Schnippchen zu schlagen, hat Orth bewiesen. Dennoch waren seine Kontakte von viel Gastfreundschaft gekennzeichnet, für ihn wurde sogar ein Haushund geschlachtet. Wo wird seine nächste Reise hingehen, „ich weiß es noch nicht!“ Nach Ibiza: „Nein.“