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Abgeschiedenheit

Ein Gipfel für Bayern

Krün / Lesedauer: 3 min

Die Spitzen der Weltwirtschaft tagen nächstes Jahr nahe Garmisch
Veröffentlicht:24.01.2014, 08:00

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Begeisterung klingt anders. „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt der Bürgermeister des kleinen Ferienortes Krün nahe Garmisch-Partenkirchen am Donnerstag. Dass in der Abgeschiedenheit von Schloss Elmau im Sommer 2015 der G8-Gipfel über die Bühne geht, „ist zwar ein Ereignis, das nicht jede Gemeinde geboten bekommt“, freut sich Rathauschef Thomas Schwarzenberger (CSU) zwar. Schließlich kämen die mächtigsten Staatsmänner in die Gemeinde.

Doch hat der 43-Jährige noch immer die Bilder des G8-Gipfels im Jahr 2007 in Heiligendamm in Mecklenburg-Vorpommern vor Augen. „Ich erinnere mich an Sicherheitszäune, an Tausende von Polizisten und an Demonstrationen“, sagt der Bürgermeister. „Mit einer derartigen Großveranstaltung ist ein enorm hoher Sicherheitsaufwand verbunden.“ Schwarzenberger schließt daher nicht aus, dass Stammgäste im Sommer 2015 ausbleiben könnten, weil sie die sonst gewohnte Ruhe vermissen.

Immerhin hat Krün 2300 Gästebetten, 500 000 Übernachtungen bei 90 000 Urlaubern werden Jahr für Jahr gezählt. Die Touristen wollen die schöne Landschaft der Alpenregion genießen. Das Knattern der Rotoren von Hubschraubern, der Lärm von Martinshörnern der Einsatzfahrzeuge und womöglich vermummte gewaltbereite Demonstranten – das alles stört da nur.

Schon werden Erinnerungen an den legendären „Münchner Kessel“ beim Weltwirtschaftsgipfel vom Juli 1992 wach. Der Polizeieinsatz hatte Bayern seinerzeit weltweit Negativschlagzeilen beschert. Der damalige Ministerpräsident Max Streibl (CSU) verteidigte die brutale Aktion als „bayerische Art des Hinlangens“. Rund 500 Demonstranten waren eingekesselt und später zur Feststellung ihrer Personalien ins Polizeipräsidium gebracht worden. Dort waren sie bis zu 14 Stunden in Gewahrsam, etliche wurden nach ihren Angaben von Beamten misshandelt.

Von Gewalt will der Präsident des Tourismusverbandes für Oberbayern nichts wissen. „Ich freue mich über die Wahl von Schloss Elmau als Tagungsort des G8-Gipfels“, sagt Robert Salzl der Nachrichtenagentur dpa. „Das unterstreicht die Attraktivität unserer Region und besonders der Vorzeige-Destination Schloss Elmau.“ Die Sicherheit der Staatsgäste sei in der Abgeschiedenheit der Berge weitaus besser in den Griff zu bekommen als im flachen Land, hofft der 72-Jährige.

Davon ist auch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) überzeugt. Sicherheit sei das Markenzeichen des Freistaats, so der bayerische Regierungschef. „Bayern ist ein idealer Austragungsort für den Weltwirtschaftsgipfel. Wir werden perfekte Gastgeber für die Staats- und Regierungschefs der acht wichtigsten Industrieländer sein.“ Die Entscheidung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zugunsten Bayerns sieht Seehofer „auch als Anerkennung unserer Erfahrung bei der Organisation von Großveranstaltungen von Weltformat“. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) assistierte pflichtgemäß: „Unsere Sicherheitskräfte werden für diese anspruchsvolle Aufgabe gerüstet sein und für einen reibungslosen Ablauf sorgen.“

Unabhängig von der Sicherheitsfrage wird Seehofer alles daran setzen, dass sich die Staatenlenker abseits ihrer Beratungen wohl fühlen im weiß-blauen Freistaat. Er wird Trachtler, Blaskapellen, Goaßlschnalzer und Gebirgsschützen aufbieten.

Für einen der Teilnehmer des G8-Gipfels wird es dann ein Wiedersehen mit weiß-blauer Folklore geben. Im Oktober 2006 erlebte Russlands Präsident Wladimir Putin bei seinem Staatsbesuch in Deutschland einen „bayerischen Abend“ in der Brauereigaststätte Aying bei München. Es wurde bayerisches Bier ausgeschenkt, der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) persönlich sorgte dafür, dass es urig zuging. Natürlich spielte die örtliche Blaskapelle und marschierten die Trachtler auf, zum Essen gab es Stubenmusik. Das wird im Sommer 2015 auf Schloss Elmau nicht viel anders sein.