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Darmkrebs

Sana mit neuer OP-Methode bei Darmkrebs

Biberach / Lesedauer: 4 min

Behandlung soll Risiko eines Rückfalls senken und Nebenwirkungen mildern
Veröffentlicht:20.02.2019, 13:43

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Kaum eine Krebserkrankung ist so weit verbreitet wie Darmkrebs. Als eines von wenigen zertifizierten Darmzentren in Deutschland bieten die Sana Klinken im Landkreis Biberach mit der sogenannten TaTME-Methode ein neuartiges OP-Verfahren am Standort Biberach an. Eine noch sicherere und effizientere Entfernung der Tumore senke dabei das Risiko eines Rückfalls und mache gleichzeitig den Einsatz eines künstlichen Darmausgangs oftmals überflüssig, teilt die Klinik in einer Pressemitteilung mit.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken in Deutschland pro Jahr rund 33 000 Männer und 27 000 Frauen an Darmkrebs. Damit ist dies die zweithäufigste Krebserkrankung bei beiden Geschlechtern. Überwiegend tritt die Erkrankung dabei ab dem 60. Lebensjahr auf, jedoch finden sich unter den Neuerkrankten auch zunehmend jüngere Patienten.

Unter Darmkrebs werden alle Krebserkrankungen des Dickdarms, des Mastdarms sowie die selteneren Krebserkrankungen des Afters zusammengefasst. Dabei handelt es sich in vielen Fällen um bösartige Tumore, die sich aus Wucherungen in der Schleimhaut, sogenannten Polypen, entwickeln können. Bösartige Tumore des Mastdarms werden auch als Rektumkarzinome bezeichnet – diese machen mindestens ein Drittel aller im Dickdarm lokalisierten Tumore aus, teilt die Sana-Klinik mit.

Ein neuartiges Operationsverfahren namens TaTME (transanale totale mesorektale Exzision) verspricht Patienten mit Rektumkarzinomen nun langfristig mehr Lebensqualität. Etabliert wurde diese Technik in der Biberacher Klinik durch Chefarzt Dr. Thomas Schmidt , der die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie seit Juni 2018 gemeinsam mit Privatdozent Dr. Andreas Schwarz im chefärztlichen Team leitet. „Die Behandlung der Mastdarmgeschwulste ist in der Viszeralchirurgie seit jeher ein schwieriges Terrain. Die tiefen, nahe dem Schließmuskel gelegenen Tumore waren in der offenen Chirurgie problematisch, konnten aber auch laparoskopisch durchs Schlüsselloch nicht wesentlich besser therapiert werden“, so Schmidt.

Genau hier setze das neue Verfahren an: Mittels TaTME wird eine Operation über zwei Zugänge durchgeführt. Während ein Chirurg in Schlüssellochtechnik vom Bauchraum aus operiert, führt ein zweiter Operateur den Eingriff endoskopisch durch den Anus (transanal) durch. So kann der Tumor laut Sana deutlich besser entfernt und auch tiefsitzende Mastdarmtumore mit Erhalt des Schließmuskels und damit ohne permanenten künstlichen Darmausgang operiert werden.

Risiko einer Neuerkrankung sinkt

„Das OP-Verfahren stellt einen völlig neuen Ansatz in der Darmkrebstherapie dar. Durch die direkte Sicht auf den tumorösen Darm können wir noch genauer und damit nerven- und gewebeschonender arbeiten. Mittels Schnellschnitt kann darüber hinaus direkt im OP-Saal makroskopisch und mikroskopisch geprüft werden, ob das Tumorgewebe restlos entfernt wurde“, so Schmidt. Da die Ursache für Rezidive oftmals verborgen gebliebene Tumorreste sind, wird durch die neue Technik das Risiko, dass der Krebs zurückkehrt, langfristig gesenkt. Dabei können auch Nebenwirkungen, die die Lebensqualität der Betroffenen massiv einschränken, wie Inkontinenz, Potenzstörungen oder ein Stoma (künstlicher Ausgang) oftmals gänzlich vermieden werden.

Herausforderung für Operateure

Trotz der Unterstützung durch die neuste Technik ist die Behandlungsmethode eine Herausforderung für die Operateure. Während des drei- bis vierstündigen Eingriffs sind zwei komplette OP-Teams mit mehreren Chirurgen, OP- und Anästhesiepflegern beschäftigt. Ein breiter Erfahrungshintergrund auf dem Gebiet der kolorektalen Chirurgie ist dabei Grundvoraussetzung, so dass die Anwendung des TaTME-Verfahrens derzeit ausschließlich zertifizierten Darmzentren wie in Biberach vorbehalten ist.

Regelmäßige Vorsorge ist wichtig

Im Hinblick auf die jährlichen Neuerkrankungen wird gleichzeitig deutlich, wie wichtig gerade bei dieser Krebserkrankung, die häufig erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome auslöst, eine Früherkennung durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ist. Die sicherste Methode, um Darmpolypen und auch kleine, eventuell behandlungsbedürftige Veränderungen frühzeitig zu erkennen, ist eine Darmspiegelung (Koloskopie). Die Kosten für diese Vorsorgeuntersuchung werden ab dem 55. Lebensjahr von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen, ein Schnelltest auf nicht sichtbares Blut im Stuhl ist bereits ab dem 50. Lebensjahr kostenfrei möglich.

Für Menschen mit einer familiären Vorbelastung sollte die Vorsorge jedoch deutlich früher beginnen. „Als Faustregel kann man sagen, dass die erste Untersuchung zehn Jahre vor dem Alter stattfinden sollte, in dem das Familienmitglied an Darmkrebs erkrankt ist. Spätestes jedoch im Alter von 40 bis 45 Jahren“, rät Schmidt. Vor der Untersuchung müsse man keine Angst haben: „Eine Koloskopie ist ohne jedes Risiko und durch eine leichte Sedierung für den Patienten absolut schmerzfrei. Das Ganze dauert nicht länger als 20 bis 30 Minuten und eventuell entdeckte Darmpolypen können dabei sofort entfernt werden.“