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Südbahn: Pendler brauchen während Bauarbeiten dreimal so lang

Biberach / Lesedauer: 4 min

Südbahn: Wegen Bauarbeiten verdreifacht sich die Fahrtzeit von Biberach nach Ulm
Veröffentlicht:11.04.2018, 20:48

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Südbahn-Pendler müssen nach den Sommerferien ihren Wecker mindestens eine halbe Stunde eher stellen. Denn ab Montag, 10. September, ist die Zugstrecke zwischen Ulm und Laupheim-West voll gesperrt. Bis Weihnachten heißt es: Bus statt Zug. Die Fahrtzeit von Biberach nach Ulm verdreifacht sich wohl auch, weil der Schienenersatzverkehr über Neu-Ulm abgewickelt wird. Das geht aus Sitzungsunterlagen für die Mitglieder des Biberacher Bauausschusses hervor. Hintergrund für die Sperrung ist die Elektrifizierung der Südbahn.

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Wer derzeit mit dem Zug von Biberach nach Ulm fährt, schafft die Strecke mit dem Interregio-Express (IRE) laut Fahrplanauskunft in 23 bis 24 Minuten. Von Laupheim-West aus dauert die Fahrt eine Viertelstunde. Während des Schienenersatzverkehrs werden diese Zeiten deutlich länger, für die Verbindung „Biberach–Ulm“ müssen Fahrgäste laut Sitzungsvorlage voraussichtlich 66 bis 72 Minuten einplanen. Denn der Ersatzverkehr hat es in sich.

Fernverkehr wird nicht erreicht

Pendler fahren von Biberach aus wie gewohnt mit dem Zug nach Laupheim-West. Dort müssen sie dann in einen der bereitstehenden Busse umsteigen. Dieser fährt nach einem kurzen Halt in Laupheim-Stadt über die B 30 zum Zentralen-Umsteige-Punkt (ZUP) des Bahnhofs Neu-Ulm. Von dort aus geht es mit dem Zug nach Ulm Hauptbahnhof weiter. Diese Zugfahrt dauert übrigens nur zwei Minuten. Von Ulm aus fährt der IRE weiter nach Stuttgart. In die Gegenrichtung gilt das gleiche, Züge und Busse verkehren im Halb-Stunden-Takt. ICE/IC-Anschlüsse in Ulm werden laut Peter Preischl von der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) nicht wie bisher erreicht. Reisende müssen längere Wartezeiten in Kauf nehmen.

Mit 60 Km/h auf B 30 unterwegs

Die Ersatzbusse für den IRE fahren nicht nach Ulm, weil wegen der vielen Baustellen dort kein Platz mehr ist. „Wir bekommen in Ulm nicht die Kapazitäten an Haltesteigen, die wir brauchen“, erläutert Preischl im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Er plant den Ersatzverkehr. Drei Gelenkbusse seien erforderlich, um einen IRE zu ersetzen: „Wir gehen von bis zu 400 Menschen aus, die stündlich in einer Richtung unterwegs sind.“ Am Neu-Ulmer ZUP gebe es ausreichend Platz für die Busse. „Zudem müssen wir Fahrgäste dort nicht durch ein Labyrinth an Baustellen lotsen“, nennt Preischl einen weiteren Vorteil. Im Umfeld des Ulmer Bahnhofs entstehen derzeit die Sedelhöfe, ein neuer Bahnhofsvorplatz sowie ein neues Parkhaus.

Zwölf Gelenkbusse pro Stunde unterwegs

Für die Fahrtzeit der Busse zwischen Neu-Ulm und und Laupheim-West sind laut vorläufigem Fahrplan 40 Minuten einkalkuliert. „Sobald eine Person im Bus steht, dürfen wir maximal 60 Kilometer pro Stunde fahren“, erläutert Preischl. Das sei gesetzlich so vorgeschrieben und gelte auch für die zweispurig ausgebaute B 30. Autofahrer dürfen dort bis zu 120 km/h fahren. Stündlich verkehren zwölf Gelenkbusse zwischen Laupheim und Neu-Ulm.

Was Preischl nach eigener Aussage „kolossal ärgert“: Laut seinen Informationen sollen in den ersten drei Wochen des Schienenersatzverkehrs noch Straßenbauarbeiten auf der B 30 zwischen Donaustetten und Laupheim laufen. Wegen Arbeiten an einer Brücke soll jeweils nur eine Spur je Richtung befahrbar sein. „Wir hatten extra darum gebeten, in dieser Zeit keine Baustellen einzurichten. Dies wurde nicht beachtet“, so Preischl. Auf SZ-Nachfrage beim zuständigen Regierungspräsidium Tübingen beruhigt Sprecher Dirk Abel: „Wir planen, die Baustelle bis Mitte September abzuschließen.“ Demnach würden sich Schienenersatzverkehr und Baustelle nur eine Woche in die Quere kommen.

Für Regionalbahn-Kunden gilt anderes Vorgehen

Für Pendler, die die Regionalbahn zwischen Biberach und Ulm nutzen, gilt indes ein anderes Vorgehen. Diese Züge werden stündlich ab Laupheim-West durch Busverkehr über Erbach an den Hauptbahnhof Ulm ersetzt. „Wir fahren hier über die B 311 und halten dann am ZOB Ulm-West/Schillerstraße“, so Preischl. Dafür werde ein Bussteig auf Höhe der Metzgerei Kolb eingerichtet, die Parkplätze dort verschwinden. „Das hat uns die Stadt Ulm zugesagt. Anders könnten wir Ulm-Donautal nicht bedienen“, so der Planer. Der Schülerverkehr zwischen Laupheim-West und Biberach-Süd bleibe von all dem unberührt, hier verkehrten Regionalbahnen.

Keine andere Möglichkeit

Preischl weiß, dass der Ersatzfahrplan alles andere als Begeisterung wecken wird. „Der Schienenersatzverkehr ist eine Qualitätsminderung zum normalen Fahrplan“, stellt er klar. Das Konzept sei mit dem Land abgestimmt: „Ich plane seit 15 Jahren Schienenersatzverkehre. Ich weiß, was ich tue.“