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Preisgekröntes Integrationsprojekt kommt nach Biberach

Biberach / Lesedauer: 4 min

Sieben Wochen lang macht „Kitchen on the Run“ auf dem Viehmarkt in Biberach Station
Veröffentlicht:20.02.2018, 12:26

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Persönliche Begegnungen und Kontakte zwischen Einheimischen und Geflüchteten im Alltag zu fördern – das ist das Ziel des Projekts „Kitchen on the Run“, das zwischen Ende April und Mitte Juni sieben Wochen auf dem Biberacher Viehmarktplatz Station macht. In einem mobilen Küchencontainer wird dort an drei Abenden pro Woche gemeinsam gekocht, gegessen und sich ausgetauscht.

Das inzwischen mehrfach preisgekrönte Projekt „Kitchen on the Run“ (frei übersetzt „Küche unterwegs“) hatte seinen Ursprung 2015 in einem ehemaligen Frachtcontainer in Berlin. Mitglieder des dortigen Vereins „Über den Tellerrand“ bauten diesen Container zu einer Küche mit Theke und Sitzmöglichkeiten um. Ziel war, darin gemeinsame Kochveranstaltungen für Einheimische und Geflüchtete zu organisieren. 2016 war „Kitchen on the Run“ auf Europatour durch Bari (Italien), Marseille (Frankreich), Duisburg (Deutschland), Deventer (Niederlande) und Göteborg (Schweden). Dabei gab es 80 Kochveranstaltungen mit rund 2500 Menschen jeglichen Alters aus mehr als 70 Nationen. 2017 wurde das Ganze mit einer Tour durch deutsche Städte (Frankfurt/Main, Lörrach, Wismar und Brackwede/Bielefeld) wiederholt. 2018 ist nun Biberach neben Süchteln (Nordrhein-Westfalen) und Jena-Lobeda eine von drei Stationen.

Das dreiköpfige Team aus Berlin , das den Container begleitet, wird am 23. oder 30. April nach Biberach anreisen. In der ersten Woche wird der Küchencontainer zwischen Komödienhaus und Tiefgarage auf dem Viehmarktplatz aufgebaut, wo er bis Mitte Juni steht. Dienstags, mittwochs und donnerstags wird es jeweils Kochabende für bis zu 25 Teilnehmer geben. „Wichtig ist, dass es sich dabei immer um gemischte Gruppen aus Einheimischen und Geflüchteten handelt“, sagt Ute Baumeister, vom Integrationsbüro der Stadt Biberach, die das Projekt betreut. Auch Gruppen können sich für einen Abend anmelden, allerdings maximal acht Personen, damit es zu einer Mischung der Gäste kommt.

Gekocht werden zwei bis drei Gerichte, sowohl einheimische als auch ausländische, die von Teilnehmern vorab vorgeschlagen werden. Die Zutaten werden vorher vom Team des Containers gekauft. Finanziert werden die Lebensmittel von der Stadt und von Sponsoren. Den Teilnehmern entstehen also keine Kosten. Am Abend werden die Tische zu Kochinseln zusammengestellt und die Gruppe beginnt mit dem Zubereiten der Speisen. Danach wird gemeinsam gegessen, anschließend zusammen aufgeräumt. Dabei ist neben Gesprächen auch Platz für Tanz und Musik. Ein gemeinsamer Abend dauert etwa vier Stunden. Dem muslimischen Fastenmonat Ramadan, der in die Zeit fällt, in der der Container in Biberach steht, werde uhrzeitmäßig Rechnung getragen, sagt die Biberacher Integrationsbeauftragte Martina Eisele . Jeweils freitags ist im Container immer ein „offener Abend“, wo eine Begegnung ohne Kochveranstaltung möglich ist.

Lokalhelden gesucht

In den kommenden Wochen sucht das Team von „Kitchen on the Run“ auch noch zwei bis vier sogenannte Lokalhelden aus Biberach. „Das sind Menschen, egal ob Einheimische oder Geflüchtete, die Interesse haben, das Team bei der Organisation der Kochabende zu unterstützen“, so Eisele.

Die Stadt Biberach hatte sich im Frühjahr 2017 um das Projekt beworben, nachdem OB Norbert Zeidler beim Deutschen Städtetag davon erfahren hatte. Aus den fünf Bewerberstädten, die am Schluss noch im Rennen waren, erhielt unter anderem Biberach Anfang Februar den Zuschlag. „Natürlich haben wir in Biberach bei der Integration bereits viele Strukturen, Angebote und Projekte“, so Eisele, „immer wieder hören wir aber gerade von geflüchteten Menschen, dass ihnen vor allem die Begegnungen und Kontakte im Alltag fehlen.“ Dies sei der Grund gewesen, warum sich die Stadt um „Kitchen on the Run“ beworben habe. „Da steckt so viel drin, was soziale Kontakte fördert.“

Dass vor allem von Seiten der Geflüchteten und Mitarbeitern in der Flüchtlingsarbeit ein hohes Interesse an dem Projekt besteht, zeigte die Teilnahme von rund 50 Leuten am ersten Infoabend im Rathaus. „Jetzt müssen wir nur die Biberacher davon überzeugen, dabei auch mitzumachen“, war mehrfach zu hören.