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Pflichtlektüre

Pflichtlektüre zum Anfassen

Biberach / Lesedauer: 2 min

Autor Hans-Ulrich Treichel liest vor Schülern des Pestalozzi- und Wieland-Gymnasiums
Veröffentlicht:19.02.2020, 10:30

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Professor Hans-Ulrich Treichel hat kürzlich Schülern des Pestalozzi- und Wieland-Gymnasiums aus seinem Roman „Der Verlorene“ vorgelesen. Dieser Roman gehört für die fünfstündigen Deutschkurse der Oberstufe zur Pflichtlektüre und ist damit Schwerpunktthema für das Abitur.

Die Mediothek der Gymnasien, Zweigstelle der Stadtbücherei Biberach , konnte den bekannten Autor für eine Lesereise nach Biberach gewinnen. So konnten rund 70 Schüler der elften Klassen von PG und WG den Autor ihres Prüfungsthemas live erleben. Treichel stellte seine frühere berufliche Tätigkeit als Dozent an der Universität Leipzig im Studiengang „Literarisches Schreiben“ vor und erzählte dabei kurz die Entstehungsgeschichte seines Romans, las aus diesem wichtige Ausschnitte und stellte sich am Ende den Fragen der Schüler. Insbesondere auf den autobiografischen Hintergrund, an den die Handlung angelehnt ist – eine Nachkriegsgeschichte, wie sie vielfach passierte –, ging der Autor in seinen Antworten ausführlich ein. Auch seine Eltern verloren wie die Protagonisten im Roman einen Sohn auf der Flucht, erklärten ihn aber seinen jüngeren Geschwistern gegenüber für tot.

Erst nach dem Tod der Eltern wurden Dokumente gefunden, die die jahrzehntelange vergebliche Suche der Eltern nach dem verlorenen Sohn offenbarten. Der Autor erfuhr, dass die Suche beim Roten Kreuz immer noch bearbeitet wird und lernte sogar einen möglichen Bruder kennen. Eine DNA-Analyse machte jedoch auch diese Hoffnung zunichte. Diese Erfahrungen versuchte der Autor in seinem Roman für sich selbst zu verarbeiten und dieser persönliche Bezug machte die Geschichte für die Schülerinnen und Schüler lebendig und nachvollziehbar. Es wurde deutlich, dass hinter historischen Ereignissen echte menschliche Schicksale stehen. Traumata wie Vertreibung und Flucht, Hunger und Todesangst, Verlust von Heimat und Besitz, Verlust von Angehörigen bleiben generationsübergreifend prägend. Dazu kommen die psychischen Belastungen durch die Ungewissheit, den Schwebezustand des Hoffens und Bangens sowie die wiederholten Enttäuschungen.

Der Autor betonte auch, dass dies immer noch traurige Realität sei angesichts heutiger Flüchtlingszahlen und Fernsehsendungen wie „Vermisst“, in denen Kinder ihre Eltern oder Geschwister suchen, um ihre Wurzeln kennenzulernen. Der Autor ermöglichte den Schülern für die Abiturprüfung einen einzigartigen Zugang zu seinem Roman.