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Patientenverfügung

Patientenverfügung: Wo Betroffene Hilfe erhalten

Biberach / Lesedauer: 3 min

Arbeitskreis unterstützt beim Ausfüllen der vorsorgenden Formulare – Kursreihe für Ehrenamtliche startet am 12. April
Veröffentlicht:27.03.2018, 16:52

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Patienten- und Betreuungsverfügung, General- und Vorsorgevollmacht – wer auch im Unglücks- oder Krankheitsfall selbstbestimmt entscheiden möchte, sollte sich mit diesen Dokumenten beschäftigen. Hilfe dabei gibt der Arbeitskreis „Vorsorge treffen“. Rund 30 Ehrenamtliche beraten in Rathäusern im Kreis Biberach über die Formulare. Jetzt suchen die Verantwortlichen nach weiteren Freiwilligen.

„Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Menschen überhaupt darüber reden, wie sie sich ihr Lebensende vorstellen“, sagt Rosemarie Löhe . Die gelernte Krankenschwester informiert in der Region Ochsenhausen/Illertal über die Verfügungen. Künstliche Beatmung, Ernährung oder Tod – sie weiß, dass sich die Menschen nicht gerne mit diesen Themen auseinandersetzen: „Es ist wie mit einer Versicherung. Wenn man sie hat, dann braucht man sie vielleicht gar nicht.“ Ihr Kollege, Willi Gerbracht, verweist darauf, dass es mit der Patientenverfügung allein nicht getan ist: „Sie ist wichtig, aber ohne Vorsorgevollmacht nur halb so viel wert.“ Beide wissen, worauf es beim Ausfüllen der Dokumente ankommt. Mit weiteren Freiwilligen haben sie im vergangenen Jahr mehr als 1200 Menschen in Gesprächen oder bei Vorträgen darüber aufgeklärt.

Damit die Initiative „Vorsorge treffen“ weiter Bestand in der Region hat, werden Freiwillige gesucht, die in Einzelgesprächen über die einzelnen Verfügungen informieren. Um eine Rechtsberatung handelt es sich hierbei nicht. Interessierte sollten Freude an juristischen und ethischen Fragen haben. Hilfreich kann sein, sich im Bereich der Sozialarbeit, Pflege oder Medizin auszukennen, wie Rosemarie Löhe aus eigener Erfahrung berichtet. In einem kostenlosen Kurs, der sich über sechs Termine erstreckt, und durch Treffen werden die Ehrenamtlichen begleitet.

Getragen wird die Initiative, die 2015 den Ehrenamtspreis des Landkreises erhalten hat, vom Betreuungsverein, dem Gesundheitsamt, dem Sana-Klinikum, der Caritas Biberach-Saulgau und dem Stadtseniorenrat Biberach. Seit 2004 gibt es das Angebot – und das offenbar mit Erfolg. „Die Zahl der Patientenverfügungen hat zugenommen, wie mir die Ärzte im Klinikum schilderten“, erläutert der Medizinprofessor Egon Lanz. „Wir erreichen durch unser Angebot, dass die Patienten im Kreis gut informiert sind und – das ist für mich der wesentliche Punkt – die Angehörigen entlastet werden.“ Denn wenn Betroffene ihren letzten Willen nicht schriftlich festhalten, müssten Familienmitglieder schwierigste Entscheidungen treffen. Allein schon deshalb hält der Medizinprofessor das Ausfüllen der vorsorgenden Dokumente für unverzichtbar. „Viele wissen, dass sie sich darum kümmern sollten. Aber es reicht nicht, das nur im Kopf zu haben“, mahnt Andreas Hofer vom Betreuungsverein Landkreis Biberach.

Vorsorgemappe wichtiges Element

Ein wichtiger Baustein ist die Vorsorgemappe, ein Schnellhefter mit mehreren Dokumenten. 23 000 Exemplare sind im Kreis im Umlauf, wie Marlene Goeth vom Stadtseniorenrat Biberach erläutert. Organspende, lebenserhaltende Maßnahmen, zu Hause oder im Hospiz sterben – das sind nur ein paar Fragen, auf die es eine Antwort zu finden gilt. „Es sind alle Punkte drin, die das Bundesjustizministerium vorgibt. Wir haben die Formulierungen so bearbeitet, dass man sie auch verstehen kann“, so Goeth. Wie viel Zeit man sich fürs Durcharbeiten der Mappe nehmen sollte, ist laut Thomas Münsch von der Caritas Biberach-Saulgau schwer zu sagen: „Das ist ein Prozess und hat mit Werten zu tun, die jeder für sich anders interpretiert.“