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Biogasanlage

Erweiterung der Biogasanlage ist in der Kritik

Reichenbach / Lesedauer: 3 min

Interessengemeinschaft sieht Risiko für Wasserschutz – Landwirt Günter Gnann widerspricht den Einwänden
Veröffentlicht:10.10.2012, 21:10

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Die Energiegenossenschaft Reichenbach sieht in der Erweiterung der dortigen Biogasanlage die Chance, ihre Idee von einem Nahwärmenetz zu verwirklichen – für Anton Laub dagegen geht das Konzept nicht auf. Der geplante Ausbau von rund 500 auf 1200 Kilowatt Leistung sei nicht effektiv und ökologisch fragwürdig, findet der ehemalige Agrarprojektentwickler, der mit fünf Mitstreitern eine Interessengemeinschaft „Stoppt Erweiterung Biogas Duppen“ gegründet hat. Günter Gnann, Betreiber der Biogasanlage, ist dagegen überzeugt: „Die Zahlen, die die Interessengemeinschaft hier anführt, stimmen nicht.“

Für die Erweiterung der Biogasanlage muss ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden, der auch öffentlich ausgelegt wurde. Gegen ihn haben nun Anton Laub, Josef Laub, Willi Mang, Hubert Laub, Markus Härle und Dr. Georg Laub einen Widerspruch eingelegt. In ihrem 19-seitigen Schreiben an die Schussenrieder Stadtverwaltung kritisiert die Interessengemeinschaft (IG) unter anderem eine Zunahme des Schwerlastverkehrs und Risiken für den Wasserschutz. Insgesamt, so die IG, würden diese Folgen allesamt schwerer wiegen als in Gnanns Antrag dargestellt. Das komme daher, weil schon die Grundlagen nicht stimmten, ist sich Anton Laub sicher: „Herr Gnann hat die Angaben beschönigt.“

So gehe Gnann in seinem Antrag von 21100 Tonnen Inputstoffen aus, mit denen seine Anlage gefüttert werde. „Das reicht aber nur für eine Leistung von 866 Kilowatt aus“, sagt Anton Laub, der für ein Energieversorgungsunternehmen arbeitet. Die Zahlen habe er sich unter anderem von der Staatlichen Biogasberatung in Aulendorf bestätigen lassen. Um die gewünschte Leistung zu erbringen, würde ein Input von mindestens 31000 Tonnen benötigt, was dann auch 6500 statt 4500 Transportfahrten für Gülle, Mist und Mais nach sich zöge. Gerade in der Gülleausbringung sieht Laub noch ein weiteres, schwerwiegendes Problem. Mais gilt bislang als einer der effektivsten Inputstoffe für Biogasanlagen. Die Pflanze habe aber wegen der späteren Aussaat Schwierigkeiten, den Nitratstickstoff in der Gülle zu binden. Wegen steigender Spritkosten geht Laub davon aus, dass sich Gnanns Maisanbau auf das nähere Umfeld konzentrieren werde. Das Problem: Das „Sattenbeurer Feld“ ist Wasserschutzgebiet, von dem Bad Schussenried und Bad Buchau das Trinkwasser beziehen – und gelte, so Laub, bereits jetzt als „Nitrathochburg“.

Anlagenbetreiber Günter Gnann will diese Vorwürfe freilich nicht gelten lassen: „Ich selbst bewirtschafte über 50 Prozent außerhalb des Wasserschutzgebiets.“ Zudem habe der Mais zu Unrecht einen so schlechten Ruf, pflichtet Siegfried Wucher vom Fachverband Biogas bei: „Wenn ich Mais gezielt dünge, geht kein Nitrat verloren.“ Die biogasvergorene Gülle könne von der Pflanze besser aufgenommen werden. Hinzu kommen „strenge Auflagen“, deren Einhaltung über Bodenproben überprüft werde. Außerdem halte er sich genau an die Fruchtfolge, ergänzt Gnann, der einen Hähnchenmastbetrieb bewirtschaftet: „Dieses Jahr habe ich in Reichenbach 90 Prozent mit Mais bestellt – im nächsten Jahr sehen die Reichenbacher nur noch Getreide.“ Ohne Biogasanlage, glaubt der Landwirt, würde er genau so viel Mais anbauen – einfach, weil er derzeit mit am lukrativsten sei.

Wie die IG beruft sich auch Gnann bei seinen Angaben zum Umfang der Anlage auf die Staatliche Biogasberatung. Der eingereichte Antrag gehe von einer Spitzenleistung aus – im Sommer würde er die Auslastung der Anlage aber gerne zurückfahren. „Der Input passt nicht, den die IG angegeben hat“, betont Gnann: „Dieser Vorwurf stimmt nicht.“ Zudem seien nicht nur Biogaser, sondern auch andere Landwirte für die Zunahme des Schwerlastverkehrs verantwortlich, findet Gnann: „Alle Traktoren haben heute mehr als sechs Tonnen – das ist ein allgemeines Problem.“