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Ein erster Fingerzeig auf großer Bühne

HoffenheimRegion / Lesedauer: 5 min

Ein erster Fingerzeig auf großer Bühne
Veröffentlicht:12.02.2013, 18:25

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Hoffenheim / Region - Er ist der erste Allgäuer überhaupt, der als verantwortlicher Trainer auf einer Bundesliga-Bank Platz genommen hat. Nach der Entlassung von Markus Babbel betreute Frank Kramer Ende vergangenen Jahres die TSG Hoffenheim in zwei Erstliga-Partien – beim 0:2 in Hamburg und beim 1:3 gegen Dortmund. Nach der Verpflichtung von Marco Kurz als neuem Chef-Coach, ist der Memminger inzwischen wieder ohne zu murren ins zweite Glied zurück gerückt, um sich „seiner“ zweiten TSG-Mannschaft zu widmen, die in der Regionalliga Südwest spielt. Es gibt allerdings nicht wenige Kenner der Szene, die dem 40-Jährigen durchaus ein längerfristiges Engagement in der Beletage des Fußballs zutrauen.

Das kurze Intermezzo als Interims-Trainer des Bundesligisten TSG Hoffenheim, der im Übrigen auch Jugend-Kooperationspartner des FC Wangen ist, hat Frank Kramer längst abgehakt. Vielmehr konzentriert er sich zu 100 Prozent auf seine jetzige Arbeit als Coach der zweiten Mannschaft: „Ich habe einen interessanten Job, ich habe eine gute Mannschaft und Jungs, die es verdient haben, dass man sie weiterbringt.“

„Natürlich weiß man, dass in der Bundesliga eine andere Atmosphäre herrscht und es mehr Aufmerksamkeit gibt“, räumt er ein. Wobei der Allgäuer voll hinter der Entscheidung des Vereins steht, Marco Kurz als neuen TSG-Cheftrainer verpflichtet zu haben. „Prinzipiell geht geht nur um die Mannschaft und um den Verein. Wer das dann macht, ist letztendlich nicht wichtig.“ Und: „Ich war als Spieler ein Teamplayer und bin es als Trainer ebenso.“

Schon immer drehte sich das Leben von Frank Kramer um den Fußball. Er wurde 1972 in Memmingen geboren und wuchs in einer Fußballerfamilie auf. Vater Kurt war Spielführer und später Trainer beim FCM. Die beiden Brüder Jürgen und Markus spielten ebenfalls in der ersten Mannschaft. Mutter Rosemarie kümmert sich um den Kuchenverkauf bei den Heimspielen. Kramer durchlief alle Jugend-Mannschaften des FC Memmingen . Nach einer kurzen Zeit bei den Aktiven des FCM, wechselte er zu den Amateuren des FC Bayern. Er spielte mit Sammy Kuffour, Hans Pflügler, Alexander Zickler, Markus Münch, Harald Cerny, Dieter Frey oder Dietmar Hamann. „Das war eine Wahnsinns-Truppe“, sagt Kramer heute über seine eineinhalb Jahre beim FCB, in der Hermann (heute Co-Trainer von Jupp Heynckes) Gerland sein Coach war.

Es folgten die Stationen TSV Vestenbergsgreuth, SC Weismain, 1. FC Nürnberg und SpVgg Greuther Fürth Amateure. Die meiste Zeit spielte er dabei Regionalliga (früher dritte Liga); den Sprung in den Profi-Fußball schaffte er nie. Überwiegend war er im Zentrum auf der Sechser-Position zu Hause, galt lange Zeit als Führungsspieler bei den zweiten Mannschaften von Nürnberg und Fürth. Er war kein Supertechniker, sondern ein harter Arbeiter. „Arbeit ist der zentrale Punkt, egal mit wie viel Talent man gesegnet ist“, findet er. „Durch konsequentes, konzentriertes Arbeiten und Leidenschaft kommen einige weiter, als man es ihnen zugetraut hätte.“ Kramer selbst zählte dazu. 2005 hängte er im Alter von 33 Jahren die Fußballschuhe an den Nagel und wechselte direkt auf die Trainerbank. Er übernahm bei Greuther Fürth die U 19. Die meiste Zeit seiner Karriere verbrachte er in Franken. „Im tiefsten Herzen bleibt man Allgäuer, aber man passt sich natürlich an“, sagt Kramer, der den fränkischen Dialekt perfekt beherrscht. Nach vier Jahren U 19 ging es dann zur U 23, die er zwei Jahre trainierte. Anschließend bekam Kramer das Angebot aus Hoffenheim , die zweite Mannschaft zu betreuen und dabei die höchste Trainerlizenz (Fußball-Lehrer) zu erwerben. Mit der TSG II kehrte er in der Regionalliga Süd (Platz sieben nach seiner ersten Saison) auch zu seinem früheren Verein FC Memmingen, zurück, wo er mit der Hoffernheim 2:0 gewann.

Neben dem Willen zur Arbeit kam bei Kramer eine gute Portion Zielstrebigkeit dazu. Schon früh wusste er, was er wollte. Er machte bereits mit 20 die C-Trainer-Lizenz, mit 28 den B-Schein und kurz vor Ende der aktiven Zeit die A-Lizenz. An der Schule belegte er in den Leistungskursen die Fächer Englisch und Sport. Diese studierte er später in München und Erlangen, wurde Gymnasiallehrer und später für drei Jahre Dozent an der Uni Erlangen. Derzeit ist er für drei Jahre als Beamter beurlaubt und versucht nun, als Profi-Trainer Fuß zu fassen.

Und er hätte auch nichts dagegen, mit der TSG Hoffenheim II den Sprung in die Dritte Liga zu schaffen. „Wir sind schließlich keine Erfolgsvermeider.“ Vom Konzept, mit jungen Spielern zu arbeiten, würde man aber auf keinen Fall abgehen: „Es geht um die Ausbildung von jungen Spielern und Menschen; dafür ist unsere Mannschaft da.“ Diesbezüglich kann Kramer in seiner jungen Karriere bereits einige Erfolge vorweisen. Im ersten Jahr brachte er mit Tobias Strobel und Joseph Gyau zwei Spieler nach oben, die die TSG mittlerweile an den 1. FC Köln beziehungsweise den FC St. Pauli (beide Zweite Bundesliga) ausgeliehen hat. Mit Vincenzo Grifo, Denis Streker, Pelle Jensen holte Kramer zur neuen Saison zudem drei junge Spieler, die mittlerweile ihr Debüt in der Bundesliga gegeben haben. Für ihn selbst nicht auch das große Ziel? „So etwas kann kann man nicht planen“, sagt Frank Kramer. „Man kann nur versuchen, gute Arbeit abzuliefern, und dann ergibt sich so was mal, oder es ergibt sich eben nicht. Doch dann sollte man dennoch mit sich im Reinen sein.“