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Dreivierteljahr

Hochschule: Mehr Wohnungen für Studenten nötig

Biberach / Lesedauer: 4 min

Hochschulrektor André Bleicher will Wissenschaft und Praxis noch enger vernetzen
Veröffentlicht:23.05.2018, 18:02

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André Bleicher ist seit einem knappen Dreivierteljahr Rektor der Hochschule Biberach (HBC). Zusammen mit Thomas Schwäble , dem Kanzler der Hochschule, verfolgt er seither vor allem das Ziel, die HBC in der Stadt und der Region noch stärker wahrnehmbar zu machen. „Transformation“ lautet dabei das Zauberwort.

Wenn Andre Bleicher aus den großen Fenstern seines Büros im zweiten Stock des A-Gebäudes der Hochschule blickt, scheinen die Häuser der Altstadt und die Stadtpfarrkirche fast in Rufweite. Trotzdem wird die HBC von vielen immer noch als eine Art eigenes Universum gesehen, das wenig Bezug und Einfluss auf das Alltagsleben der Stadt und der Region hat. Diese Wahrnehmung will der neue Rektor ändern.

„Wir wollen eine Hochschule sein, die an Veränderungsprozessen mitwirkt“, sagt Bleicher.

Die HBC müsse „systemrelevant“ werden. Das bedeutet konkret: Die Erkenntnisse, die in der wissenschaftlichen Arbeit an der Hochschule gewonnen werden, sollen nicht dem Selbstzweck dienen, sondern noch stärker in Wirtschaft, Kommune oder Gesellschaft praktische Anwendung finden und Nutzen entfalten. Transformation nennt sich dieser Prozess. „Das ist für uns keine Marketinggeschichte, sondern ein Anspruch, den wir einhalten wollen“, sagt Bleicher.

„Leerstellen“ schließen

Er macht dies an zwei konkreten Punkten fest: Zum einen das Innovations- und Technologietransferzentrum Plus (ITZ Plus), das die Stadt als Bauherrin zusammen mit Hochschule, Landkreis und IHK für rund 15 Millionen Euro im Gewerbegebiet Aspach baut. Dort soll es einen Austausch zwischen Hochschule, Gründern und Unternehmen geben. Zum anderen nennt Bleicher den neu gegründeten Hochschulverbund „Innosüd“, an dem neben der HBC die Hochschulen Neu-Ulm und Ulm sowie die Universität Ulm beteiligt sind.

Dabei wollen die Hochschulen Innovationspotenziale in Unternehmen und Organisationen aufspüren und ihre Unterstützung anbieten. „Man könnte sagen, das ITZ Plus ist die Hardware dafür und Innosüd die Software“, so Bleicher. Damit versuche man auch „Leerstellen“ in der Region – zum Beispiel das Fehlen eines Fraunhofer- oder Leibniz-Instituts – ein Stück weit zu schließen, sagt Bleicher.

So beraten zum Beispiel Biberacher Betriebswirtschaftsstudenten aktuell ehrenamtliche Organisationen wie die Schützendirektion oder den Kreisjugendring bei der Aufgabenanalyse, beim Marketing oder der Entwicklung eines Leitbilds. „Das ist eine Arbeitsweise, die wir über alle Bereiche der Hochschule hinweg entwickeln können“, so Bleicher. „Lernprozesse an der HBC sollen so gestaltet sein, das die Studenten ihr Wissen sofort anwenden können.“

Auch die bauliche Struktur der Hochschule selbst soll dabei zu einer Art Reallabor werden. „Die Erfahrungen, die wir mit der Teilsanierung der früheren Dollinger-Realschule und der Einbindung in unseren Campus in den Bereichen Klimaschutz, Energiewirtschaft oder Mobilität gemacht haben, können wir nutzen, um Konzepte für andere Akteure wie Stadt oder Landkreis zu entwickeln“, sagt Schwäble. Diese könnten als Vorbild für die Sanierung von Schulzentren oder anderer Liegenschaften dienen.

Aber nicht nur mit ihrem Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft will die HBC künftig punkten, auch an einer stärkeren Attraktivität auf potenzielle Studenten will sie arbeiten. „Wir bewegen uns in einem Wettbewerb mit anderen Hochschulen und sind darauf angewiesen, dass wir die vorhandenen Studienplätze auslasten“, sagt Schwäble. Dazu müsse man den Campusgedanken noch stärker betonen. So sollen alle Serviceangebote für Studierende in einem Gebäude zusammengelegt werden, außerdem sollen bestimmte Lerngebäude 24 Stunden täglich geöffnet sein. Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität sollen Flächen begrünt werden. „Unser Gelände ist im Moment zu 80 Prozent versiegelt“, so Schwäble. „Das wollen wir ändern und können auch hier Vorbild für andere sein.“

Keine Pendler-Hochschule

Ein Knackpunkt für die Hochschule ist das Thema Wohnen in Biberach. „Wir können den Campus so hübsch machen wie wir wollen“, sagt Bleicher, „wenn wir eine Pendler-Hochschule bleiben, dann bleibt der Campus leer.“ Inhaltlich versucht die HBC durch ein Vortragsprogramm, „das seinesgleichen sucht“ (Bleicher), das Gelände auch abends zu beleben.

„Für Studenten wird das aber nur dann interessant, wenn sie auch in der Stadt wohnen können“, sagt der Rektor. Er regt an, zusammen mit dem Studentenwerk und der Stadtverwaltung über Modelle des generationenübergreifenden Wohnens nachzudenken. Hierzu formuliere die Hochschule gerade einen Antrag an das Land.