
Dass ausgerechnet die Partei der Atomkraftgegner sich mit dem Thema Endlagersuche befasst, verwundert manche Menschen. Dem grünen Landtagskandidaten Robert Wiest und der Bundestagskandidatin Anja Reinalter war es aber ein Anliegen, sich mit dem ernsten und hochaktuellen Thema zu befassen. Sie luden kürzlich die Vorsitzende des Umweltausschusses und Atomexpertin der Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, zu einem Videogespräch ein.
„Wem kann man in diesem Anliegen besser trauen als uns? Die Grünen sind die zuverlässigsten Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger des Verfahrens“, sagt Kotting-Uhl. Die Bevölkerung traue gerade den Grünen zu, Fehler zu vermeiden. Die Auswahl des Salzstocks Gorleben 1977 mit einem jahrzehntelangen Großkonflikt, dürfe sich nicht wiederholen. In einem vergleichenden Verfahren, maßgeblich durch die Grünen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann an vorderster Front erkämpft, wird seit 2013 mit dem Neustart der Endlagersuche ein Standort mit der bestmöglichen Sicherheit für eine Million Jahre gesucht.
Schlüsselbegriffe bei der Suche sind wissenschaftsbasiert, transparent, nachvollziehbar, lernend und mit Partizipation der Bürger. Die für alle offene, digitale Fachkonferenz zum Zwischenbericht mit ihren drei Terminen im Februar, April und Juni bietet erste Gelegenheiten dazu. Mit dem Standortauswahlgesetz wird die Suche 2017 parteiübergreifend gebündelt auf Bundesebene vollzogen. Die Suche hat mit dem Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) einen ersten Meilenstein erreicht. Aus geologischer Sicht sind zunächst 54 Prozent der Landesfläche Deutschlands geeignet für ein tiefengeologisches Endlager. Die potentiell bei uns vorkommenden Wirtsgesteine Salz, Ton und Kristallin (Granit) sind geeignet. Gorleben gehört nicht zu den geeigneten Flächen. Das zeigt, wie wichtig der jahrelange Kampf gegen diesen Standort war. Unter den 90 möglichen Teilgebieten befindet sich auch ein Gebiet im Kreis Biberach.
Der bayrische Versuch, vorneweg kategorisch das ganze Bundesland für ungeeignet zu erklären, hat nach dem geltenden Verfahrensweg keine Chance auf Anerkennung. Denn jetzt entscheidet Wissenschaft und nicht Partei, was sinnvoll ist. In Deutschland wurde lange Zeit auf Atomkraft gesetzt, nun muss für den Müll die Verantwortung übernommen werden.
Der Bevölkerung ist das ernste Thema auf jeden Fall nicht egal. Fast 60 interessierte Leute waren digital als Zuhörerinnen und Zuhörer oder Diskutierende im Gespräch dabei. „Unser Atommüll muss in unserem Land bleiben“, beantwortete Kotting-Uhl eine Frage auf eine mögliche Endlagerung in anderen Ländern. Es würden sicher noch harte Diskussionen folgen, aber nur wenn die Zivilgesellschaft mitgenommen werde, kann nach Überzeugung der Grünen eine Lösung für das Atommüllproblem gefunden werden.