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Stadtpfarrkirche

Günther Oettinger kommt als Prediger nach Biberach

Biberach / Lesedauer: 2 min

Eine flapsige Bemerkung des EU-Kommissars sorgt am nächsten Sonntag für einen ungewöhnlichen Auftritt
Veröffentlicht:11.06.2018, 17:48

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EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) predigt am Sonntag, 17. Juni, ab 11 Uhr beim ökumenischen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Martin in Biberach . Die Geschichte, wie es nun zu Oettingers ungewöhnlichem Auftritt in St. Martin kommt, ist einigermaßen kurios.

Es war im Herbst 2016, als das Freihandelsabkommen Ceta zwischen der EU und Kanada kurz vor dem Scheitern stand. Schuld daran war die Region Wallonien, die in Belgien dem Abkommen nicht zustimmen wollte. Da platzte Günther Oettinger der Kragen. „Wollen wir jetzt noch den Kirchengemeinderat von Biberach befragen?“, lautete sein Satz, der daraufhin durch die Medien ging.

In Biberach nahm man das damals mit Humor. Oberbürgermeister Norbert Zeidler bedankte sich per Brief bei Oettinger für die kostenlose Biberach-Werbung und die Biberacher Kirchengemeinderäte – katholisch und evangelisch – boten sich als Vermittler an. „Sollte Herr Oettinger Hilfe brauchen, kann er gerne bei uns anrufen“, lautete die Botschaft.

Der evangelische Dekan Hellger Koepff bot dem EU-Kommissar per Brief an, aus Anlass des Reformationsjubiläums 2017 bei einem ökumenischen Gottesdienst in Biberach zu predigen. Dieses Angebot schlug Oettinger mit Verweis auf den Bundestagswahlkampf jedoch aus.

Die Biberacher aber blieben hartnäckig. „Im Juli 2017 hatten wir ein Pfarrkonvent in Brüssel, bei dem es um Europa und die Kirche ging“, erzählt der evangelische Stadtpfarrer Ulrich Heinzelmann . Wie es der Zufall wollte hieß einer der dortigen Gesprächspartner Günther Oettinger.

15 Minuten Predigt

„Wir sind ohne große Erwartungen in das Gespräch gegangen“, sagt Heinzelmann. Es habe sich aber schnell herausgestellt, wie gut Oettinger über Biberach und die Region informiert war und wie viel er über kirchliche Themen wusste. Als er die Pfarrer dann noch zu einem Empfang in die Baden-Württemberg-Vertretung in Brüssel einlud, fassten sich die Biberacher ein Herz und erneuerten ihrereseits die Einladung zur Predigt. Diesmal mit Erfolg.

Rund 15 Minuten wird Günther Oettinger am Sonntag im Gottesdienst über ein Paulus-Bibelwort predigen: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht. Dieses Wort soll die Grundlage der Predigt bilden: „Schämen“ sich die christlichen Kirchen des Evangeliums, weil Religion nur noch Privatsache ist? Oder bringen sie ihre Glaubensgrundlagen in den europäischen Prozess ein?

Schwierige Akustik

Er erhoffe sich, dass der EU-Kommissar nicht nur als Politiker, sondern auch als Mensch und Christ spreche, sagt Heinzelmann. „Und ich hoffe, er spricht nicht ganz so schnell wie sonst. Wir haben in der Stadtpfarrkirche aufgrund der laufenden Renovation nämlich eine etwas schwierige Akustik.“