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Museumssammlung

Eine Fußspur – jung und doch uralt

Biberach / Lesedauer: 2 min

Was es mit dem fast 2000 Jahre alten Fußabdruck eines Kinds auf sich hat
Veröffentlicht:13.04.2020, 17:00

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Das Museum Biberach ist bis auf Weiteres geschlossen. In loser Folge erzählen die Ausstellungsmacher deshalb Geschichten über bedeutsame Gegenstände aus der Museumssammlung. Heute geht es um das Fragment einer römischen Ziegel-Bodenplatte mit dem Fußabdruck eines Kindes und vier Trittspuren eines Rehs aus dem 2. bis 3. Jahrhundert nach Christus.

1880 entdeckt der Stuttgarter Theologe, Altertumsforscher und Archäologiepionier Konrad Miller südwestlich von Ummendorf einen römischen Gutshof mit Badegebäude. Es sind Belege für römische Lebensart hinter dem Limes aus der Spätphase des römischen Reichs im 2. bis 3. Jahrhundert. 1902 stellt Miller dem neu gegründeten Biberacher Museum einige seiner Keramikfunde zur Verfügung. Im selben Jahr ergänzt Freiherr Richard von Koenig-Warthausen die Ummendorfer Funde durch die Schenkung römischer Ziegelplatten, die Tierspuren und sogar menschliche Fußabdrücke aufweisen. Die Tonplatten deuten auf die Tätigkeit einer örtlichen Ziegelei hin. Die noch feuchten Ziegel müssen dort zum Trocknen ausgelegt worden sein.

Auf einer dieser Tonplatten hat sich die Fußspur eines Kindes erhalten. Über beinahe 2000 Jahre bewahrt das irdene Gedächtnis den Eindruck eines Augenblicks. Die Spur – jung und uralt zugleich – hat für den Beschauer etwas Anrührendes. Es ist damals nichts Bedeutendes geschehen. Ein Kind geht achtlos über zum Trocknen ausgelegte feuchte Tonziegel, eine junge Hirtin vielleicht, denn eine andere Platte trägt die Fährte einer Ziege. Der Ziegelbrenner hat das Kind womöglich gescholten, aber die so gezeichnete Tonplatte nicht verworfen. Sie wird gebrannt und als einziges Zeugnis eines Menschen überliefert, von dem wir nur wissen, dass er gelebt hat und sich gewiss nicht träumen ließ, dass seiner zierlichen Fußspur die Ehre zuteil wird, dereinst in einem Museum ausgestellt zu werden.