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Schulstraße

Einblicke in Biberachs ältestes Wohnhaus

Biberach / Lesedauer: 3 min

Zahlreiche Umbauten verschleiern das Geheimnis um das wahre Alter des Gebäudes Schulstraße 26
Veröffentlicht:07.01.2018, 14:52

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Seit klar ist, dass Teile des Gebäudes in der Schulstraße 26 in Biberach aus dem Jahr 1316 stammen, reden die ersten schon von einem „Juwel“. Bis es das (wieder) ist, dürfte noch einige Zeit vergehen, wie ein Rundgang durch das Haus zeigt.

Das Haus, das derzeit dem Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft der Stadt Biberach gehört, steht seit längerem leer und das drückt sich auch im Zustand des Gebäudes aus. Seit dem Einbau von sanitären Anlagen und einigen Fenstern scheint in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr viel erneuert worden zu sein. Die Wände in den drei verwinkelten Wohnungen auf drei Geschossen, sind zum Teil mehrfach übereinander tapeziert. Die Wände selbst bestehen zum Teil aus Brettern, die auf die historische Bausubstanz mit Latten aufgenagelt wurden.

Dass das Haus 1982 vom Regierungspräsidium aus der Denkmalliste gestrichen wurde, verwundert nicht. Die Räume in ihrem jetzigen Zustand lassen bestenfalls vermuten, was sich hinter den Einbauten aus der Neuzeit verbergen könnte. Bei der Besichtigung 1982 war nur ein barockes Treppengeländer im zweiten Obergeschoss noch eine Erwähnungwert. Mittelalterliche Strukturen, wie sie im bislang ältesten Wohngebäude der Stadt in der Zeughausgasse 4 augenfällig sind, sucht man hier auf den ersten Blick vergebens.

Nachdem es in den vergangenen Jahren immer wieder Stimmen gab, dass das Gebäude älter sein könnte, als es beim ersten Hinsehen wirkt, gab die Stadt 2017 beim Bauhistoriker Stefan Uhl eine Untersuchung in Auftrag. Eine dendrochronologische Untersuchung (Altersbestimmung des Holzes anhand der Jahresringe) war bereits 2016 erfolgt.

Dass das Gebäude sein Geheimnis um sein wirkliches Alter so lange wahren konnte, liegt daran, dass es in den zurückliegenden 700 Jahren fünf Umbauphasen erlebt hat, die sein Gesicht mehr oder weniger stark veränderten.

Der älteste vorhandene Baubestand sind die Reste einer Fachwerkkonstruktion von 1317/18. Geschlagen wurde das älteste Eichenholz im Winter 1316/17. Das Gebäude habe damals eine Einheit mit dem benachbarten Gebäude Schulstraße 24 gebildet, so der Bauhistoriker in seinem Gutachten. Mittelalterliche Wandaufbauten konnten in dem Haus nicht nachgewiesen werden.

Der Keller, er sich heute unter dem Gebäude befindet entstand wohl während des ersten Ausbaus im 16. Jahrhundert. Damals erfolgte auch eine Erweiterung nach Süden. Die Fachwerkkonstruktion dieser Erweiterung dürfte noch umfangreich erhalten sein, so das Gutachten. Dabei wurde auch das Dach erneuert und das Haus erhielt schon damals Richtung Westen einen sogenannten Krüppelwalm (leichte Dachneigung zur Giebelseite hin).

Vor 1622 erfolgte die bauliche Teilung des Gebäudes in die heutigen Häuser Schulstraße 26 und 24. In der dritten Aufbauphase, vermutlich im 18. Jahrhundert wurde das Haus um das heutige zweite Obergeschoss aufgestockt. Das frühneuzeitliche Dachwerk bleib zwar erhalten, wurde aber durch ein neues Gespärre überdeckt. Das kann man im Dachstuhl noch heute sehen.

Im 19. Jahrhundert kam es zu Veränderungen an verschiedenen Wänden und Decken, außerdem entstand ein weiterer Kellerraum. In die grundlegende Konzeption des Gebäudes wurde aber nicht eingegriffen. Im 20. Jahrundert schließlich wurden Verkleidungen und Oberflächen erneuert und unter anderem Bäder eingebaut. Darunter erhielt sich laut Gutachten aber noch ein sehr umfangreicher historischer Altbestand.

Frage nach der Nutzung

Was im 21. Jahrhundert aus der Schulstraße 26 wird, lässt sich derzeit nur schwer erahnen. Oberbürgermeister Norbert Zeidler sagte jüngst, er wünsche sich eine denkmalgerechte Sanierung und einen Verbleib des Gebäudes im Besitz der Stadt. Eine künftige museale oder kulturelle Nutzung des Hauses könnte vor allem wegen der räumlichen Enge im Treppenhaus schwierig werden. Eher möglich erscheint eine Nutzung als Wohngebäude mit drei bis vier Wohneinheiten. Kalkuliert man einen entsprechenden Sanierungsaufwand, gibt es diese Wohnungen sicher nicht zum Schnäppchenpreis.