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Kommunalpolitik

„Es ist Zeit, für die Jüngeren Platz zu machen"

Tannhausen / Lesedauer: 5 min

Michael von Thannhausen wird im nächsten Jahr nicht mehr für den Kreistag kandidieren
Veröffentlicht:11.07.2013, 12:40

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20 lange Jahre hat Michael von Thannhausen die Politik auf der Ostalb mitbestimmt. Im nächsten Jahr wird der CDU-Politiker 70 Jahre alt. Für ihn genau der richtige Zeitpunkt, um sich von der kreispolitischen Ebene zu verabschieden. Alexandra Rimkus hat mit dem Schlossherren und Forstmann über seine große Leidenschaft für die Kommunalpolitik, über die anstehenden großen Herausforderungen auf der Ostalb und über seinen angekündigten Rückzug aus dem Kreistag gesprochen.

Herr von Thannhausen, im nächsten Jahr wollen Sie nicht mehr für den Kreistag kandidieren. Ist Ihnen nach zwei Jahrzehnten im Amt die Lust an der Kreispolitik vergangen?

Überhaupt nicht. Die Kreispolitik hat mir in den vergangenen Jahren unheimlich viel Spaß gemacht. Es war eine spannende und lehrreiche Zeit für mich, und ich weiß jetzt schon, dass mir diese politische Arbeit künftig fehlen wird. Aber es ist nun einfach an der Zeit, für Jüngere Platz zu machen. Meine Partei hat mit Ralf Leinberger bereits einen ausgezeichneten Nachfolger für mich gefunden.

Davon ganz abgesehen, bekleiden Sie ja noch ein paar weitere Pöstchen. Womit wir gleich beim nächsten Thema wären. Bleiben Sie denn dem Gemeinderat Tannhausen erhalten?

Das habe ich vor. Vorausgesetzt ich werde wieder gewählt...

Was ja nicht ganz unwahrscheinlich ist. Sie haben bei den letzten vier Gemeinderatswahlen in Tannhausen immer über 1000 Stimmen geholt und hatten von Beginn an stets das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters inne.

Ja. Eine schöne Aufgabe, die ich mir für eine weitere Wahlperiode auf jeden Fall noch zutraue.

Was ist mit Ihren anderen freiwilligen Ämtern? Ich darf mal aufzählen: Sie sind Bezirksvorsitzender Ostwürttemberg der Malteser, Vereinsvorsitzender bei dem Förderverein Jagsttalschule, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Ries und Vorstandsmitglied bei der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwäbischer Limes. Habe ich noch was vergessen?

(lacht) Ich bin auch noch Fraktionsgeschäftsführer der CDU-Kreistagsfraktion. Aber Sie haben natürlich Recht. Das sind schon sehr viele, zeitintensive Aufgaben. Auch da werde ich künftig sicherlich etwas kürzer treten und mich aus dem einen oder anderen Amt zurückziehen.

Können Sie sich eigentlich noch daran erinnern, wie Sie zur CDU und zur Politik gekommen sind?

Politische Themen haben mich immer schon bewegt. Die Positionen der CDU lagen mir dabei zumeist näher als die der anderen Parteien. Also trat ich 1983 der Partei bei, allerdings ohne mich anfangs in irgendeiner Weise zu engagieren. Als Oberstleutnant bei der Bundeswehr fehlte mir für ein politisches Amt schlicht die Zeit. Außerdem standen in dieser Phase viele Wohnortwechsel an. Mein Einstieg in die Kommunalpolitik erfolgte erst nach meiner Rückkehr in meine alte Heimat Tannhausen, wo ich mich um meine Mutter und unser Familienanwesen kümmern wollte.

Das war 1992.

Stimmt. In dem Jahr wurde ich dann auch gleich Vorsitzender des CDU-Ortsvereins. An den Moment kann ich mich übrigens noch sehr gut erinnern.

Wie war das denn damals?

Ich bin zu der Versammlung im Gasthaus Hirsch eigentlich nur mitgegangen und wollte mir das lediglich einmal anhören. Und dann war plötzlich der Posten des Vorsitzenden vakant. Irgendwer schlug mich vor. Ich weiß noch, wie ich in dieser Situation den damaligen Bürgermeister Friedrich Dorsch gefragt habe, was man als Ortsvereinsvorsitzender so alles machen müsse. Seine Antwort damals: Nichts. Daraufhin habe ich mich für den Posten dann bereit erklärt.

Und? War es tatsächlich ein Ehrenamt ohne Arbeit?

(lacht) Natürlich nicht. Zumal ich immer den Anspruch habe, Aufgaben, die mir auferlegt werden, so gut wie möglich zu erledigen. Ich glaube, das ist mir in den 16 Jahren als Ortsvereinsvorsitzender der CDU Tannhausen auch einigermaßen gelungen. Damals waren wir ein recht kleiner, überalteter Verein mit knapp 20 Mitgliedern. Heute zählt die CDU Tannhausen wieder über 60 Mitglieder.

Der Einstieg bei der CDU Tannhausen war Ihr Start in die aktive Kommunalpolitik. 1994 folgte bereits die Wahl in den Gemeinderat und in den Kreistag. Beiden Gremien gehören Sie seither ununterbrochen an. Was macht für Sie den Reiz an der Kommunalpolitik aus?

Die Arbeit hat mich von Beginn an fasziniert, weil man auf Gemeinde- und Kreisebene politisch vieles bewegen kann. Eine tolle Erfahrung. Klar ist aber auch, dass es für diese Arbeit einen langen Atem braucht. Sich zu einer Initiative zusammenzuschließen, um für oder gegen etwas zu demonstrieren, ist zurzeit ja sehr modern, reicht aber unter dem Strich nicht aus, wenn man wirklich etwas gestalten möchte. Kommunalpolitik erfordert Ausdauer.

Als Kommunalpolitiker galt Ihr Hauptaugenmerk vor allem dem Erhalt und Ausbau der Infrastruktur im Landkreis.

Das wird auch weiter ein Thema sein, das mich beschäftigen wird und das mir vielfach auch Sorge bereitet. Nehmen wir zum Beispiel unsere drei Kreiskrankenhäuser in Ellwangen, Aalen und Gmünd. Die drei Kliniken sind chronisch unterfinanziert, die Schließung eines der Standorte wäre eine Katastrophe für unsere Region. Da muss politisch gegengesteuert werden. Gleiches gilt für unsere Bundes- und Landesstraßen. Auch da gibt es enormen Handlungs- und Investitionsbedarf. Auch da müssen wir als Kreispolitiker hartnäckig sein und am Ball bleiben. Unsere örtlichen Betriebe sind schließlich auf ein vernünftiges Straßennetz angewiesen. Es darf nicht sein, dass unsere ländlichen Gemeinden zu reinen Wohnplätzen degradiert werden. Die Politik, gerade die Landespolitik, sollte sich immer wieder vor Augen führen, dass der ländliche Raum das wirtschaftliche Rückgrat Baden-Württembergs ist. Das wird mir in letzter Zeit zu oft vergessen.

Wenn man Ihnen zuhört, kann man sich kaum vorstellen, dass Sie politisch wirklich kürzer treten möchten.

Doch, das möchte ich. Ich will künftig mehr Zeit mit meiner Frau verbringen. Außerdem hält mich mein Forst und die Arbeit rund um unser Familienschloss ordentlich auf Trab. Ich werde also ganz bestimmt keine Langweile haben.