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Löcherbach

Der „Stecken“ ohne Erna – undenkbar

Biberach / Lesedauer: 3 min

Die langjährige Biberacher „Rebstock“-Wirtin Erna Löcherbach feiert heute ihren 80. Geburtstag
Veröffentlicht:25.05.2018, 18:16

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In Biberach und Umgebung genießt sie längst Kultstatus: Erna Löcherbach, die frühere Wirtin vom Goldenen Rebstock („Stecken“) in der Biberacher Consulentengasse feiert am Samstag ihren 80. Geburtstag. Geht es nach ihr, will sie ihren Sohn Rolf noch lange in der Wirtschaft unterstützen.

Auch an ihrem Geburtstag will sie ab Mittag im „Stecken“ sein, um ihre Gäste zu begrüßen. Anzunehmen, dass die Schar der Gratulanten nicht gerade klein sein wird. Ab 15 Uhr ist dann aber geschlossen, „denn dann gehe ich mit meinen geladenen Gästen zum Feiern“, sagt sie. Rund 70 Leute hat sie eingeladen. Gefeiert wird aber nicht in der eigenen Wirtschaft, sondern auswärts. „Wenn man 80 wird, kann man sich das auch mal gönnen“, sagt Erna Löcherbach.

Ihr Weg in die Gastronomie hat sich früh abgezeichnet. Geboren und aufgewachsen in Steinhausen/Rottum beginnt sie zunächst eine Lehre als Verkäuferin. „Da hat man aber nur sehr wenig verdient, deshalb habe ich angefangen in der Gastronomie zu arbeiten.“ Zwischen 1958 und 1960 arbeitet sie in der Sommersaison am Bodensee, dazwischen in Laupheim und im Hotel Rad in Biberach. 1961 heiratet Erna Löcherbach, zwei Söhne kommen zur Welt.

In Biberach ist sie zwölf Jahre im Bahnhotel (heute La Stazione) tätig, es folgen sechs Jahre im Scharfen Eck und weitere drei Jahre in der Tanne in Mittelbiberach. 1985 hörten Katharina und Magdalena Baur („Tina und Lena“) nach mehr als drei Jahrzehnten als Pächterinnen des „Stecken“ auf. „Sie hatten mich schon vorher gefragt, ob ich Lust hätte, die Gaststätte zu übernehmen, und ich sagte zu“, erzählt Erna Löcherbach. Fortan wird der „Stecken“ zu ihrem Wohnzimmer, das sie bis 1999 betreibt, ehe Sohn Rolf die Wirtschaft übernimmt.

Legendär: die warmen Seelen

Zu einem legendären Ruf bringt es Erna Löcherbach vor allem mit ihren warmen Seelen, die sie während des ganzen Jahres, vor allem aber am Biberacher Schützenfest serviert. Wer in den Festtagen spätabends einen Blick in die Küche wirft, der kennt dieses unvergleichliche Bild, wenn Erna Löcherbach mit ihren Helferinnen dort werkelt und auf dem Tisch in der Mitte Hunderte von belegten Seelen fein säuberlich aufgestapelt sind. Die Schlange der Hungrigen reicht meist bis vor die Wirtshaustür.

Nicht nur ihre Seelen, auch die andere Arbeit in der Küche des „Stecken“ will sie weiter machen so lange es geht. „Ich fühle mich fit, mir geht es gut und ich bin gern unter Leuten. Allein daheim sitzen, das ist nichts für mich“, meint sie und lacht. Vermutlich ist diese Geselligkeit und Schlagfertigkeit auch das Geheimnis, was eine gute Wirtin ausmacht. „Man muss für die Leute da sein und zuhören können“, sagte Erna Löcherbach. Manchmal sei man auch der Beichtvater für Sorgen und Probleme, die man eigentlich gar nicht hören will.

Seit ihr Sohn Rolf den „Stecken“ betreibt, nimmt sich Erna Löcherbach das Recht heraus, auch mal früher Feierabend zu machen. Ihr Reich ist nach wie vor die Küche. „Hier bereite ich immer alles vor und gehe abends dann auch mal zeitiger heim, wenn alles läuft“, sagt sie. Im Moment freut sie sich schon wieder aufs Schützenfest „und auf noch viele schöne Jahre im ,Stecken’“.