Weißhaar

Bekennerbischof und Vorbild

Rißegg / Lesedauer: 3 min

Am Bischof-Sproll-Bildungszentrum spricht der Domkapitular auch über eine Seligsprechung
Veröffentlicht:18.10.2021, 05:00

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Anlässlich des im vergangenen Jahr zu feiernden 150. Geburtstags von Bischof Joannes Baptista Sproll hat das Katholische Schulwerk einen Vortrag am Bischof-Sproll-Bildungszentrum (BSBZ) in Rißegg nachgeholt. Den Zuhörern in der alten Aula schilderte der Rottenburger Domkapitular Thomas Weißhaar Leben und Wirken des bekannten Bischofs, der in der Zeit des Nationalsozialismus Mut, Stehvermögen und Zivilcourage gezeigt hatte.

Bekanntlich wurde Sproll in Schweinhausen geboren. Er war das älteste von 13 Kindern und wuchs in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Durch Menschen, die ihn unterstützten, war ihm eine akademische Ausbildung möglich. Der Dorfpfarrer lernte mit ihm Latein. Siebeneinhalb Kilometer lief er während seiner Schulzeit nach Biberach in die Lateinschule – hin und zurück. Die Schulzeugnisse bescheinigten ihm, „bescheiden, freundlich, wachsam und strebsam“ zu sein.

Sein Theologiestudium in Tübingen, seine steile Karriere im kirchlichen Dienst – der Lebensweg wirkt geradlinig. Nach herausgehobenen Aufgaben in Kirche und Staat, trat Sproll in Kirchen bei Munderkingen eine Dorfpfarrerstelle an. „Nicht nachvollziehbar, wieso er dies tat, und bis heute eine Rätsel“, so Weißhaar. Die weiteren Stationen von Sproll sind bekannt.

Der Rottenburger Bischof gehörte zu den wenigen, die sich sehr früh gegen das nationalsozialistische Regime stellten. Seine Aussagen wurden mit der Zeit immer schärfer. Im Sommer 1933 predigte Sproll, dass die katholische Lehre mit der NS-Ideologie nicht vereinbar sei. „Wir sind keine Gottlosen, seid wachsam und fest im Glauben“ ermutigte der Bischof in seinen zahllosen Ansprachen.

Seine gewaltsame Vertreibung aus Rottenburg war dabei die logische Konsequenz, die Sproll ein siebenjähriges Exil und viel Leid einbrachten. Er war der einzige Bischof, der seine Diözese verlassen musste. Schwer erkrankt kehrte er nach dem Krieg nach Rottenburg zurück, bevor er hoch verehrt am 4.3. 1949 starb. Als besonders bemerkenswert hob Weißhaar die große Versöhnungs- und Vergebungsbereitschaft des Bischofs in den letzten Jahren seines Lebens hervor.

Als Beauftragter der Diözese im Hinblick auf den aktuell im Vatikan eher schleppend verlaufenden Seligsprechungs-Prozess Sprolls berichtete Weißhaar von der aufwendigen Recherche, die ein so reiches Leben nötig macht. „Damit eine Person seliggesprochen werden kann, wird jeder sprichwörtliche Stein in dessen Leben umgedreht“, so Weißhaar. Wer also viel schriftlich verfasst, dokumentiert, geschrieben und in der Öffentlichkeit in vielerlei Hinsicht präsent war, hat ein Vermächtnis, das den Archivaren viel abverlangt. Die Hürden für eine Seligsprechung sind hoch, am einfachsten wäre es, wenn ein Wunder in Zusammenhang mit dem Bischof gebracht werden könnte, so Weißhaar.

Heike Scharfe meinte als Vorsitzende des Katholischen Schulwerks, dem Förderverein des BSBZ, in ihrem Dank: „Ich bin beeindruckt von diesem Leben, ich bin froh, dass meine Kinder an einer Schule waren, die sich diesen mutigen Namenspaten ausgesucht hat.“ Sein Vorbild wird am BSBZ in vielen schulischen Bezügen vermittelt. Zivilcourage aus einer Haltung christlicher Überzeugung sind gerade heute für die Zukunft unserer Demokratie und die unserer Kinder und Jugendlichen wichtig und notwendig.