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Angst sitzt drei Jahre nach Einbruch noch tief

Biberach / Lesedauer: 4 min

Angst sitzt drei Jahre nach Einbruch noch tief
Veröffentlicht:26.01.2018, 17:48

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Diesen Mittwoch im Dezember 2014 wird Sabine Schmid (Name von der Redaktion geändert) nicht mehr vergessen. Als sie gegen 17.30 Uhr von der Arbeit nach Hause kommt, lässt sich das Garagentor nicht öffnen, auch das Hoflicht geht nicht an. Die Vermutung, dass es einen Stromausfall gegeben hat, zerschlägt sich, als Sabine Schmid die aufgebrochene Terrassentür sieht.

Die junge Frau und ihr Mann, die im Landkreis Biberach wohnen, sind Opfer eines Einbruchs geworden. Wegen der Bewegungsmelder hatten die Täter die Sicherung ausgeschaltet. Ein Vorfall, der das Ehepaar auch drei Jahre später noch beschäftigt. Und vielleicht nie ganz loslassen wird. „Es belastet mich nach wie vor, dass jemand in meinem Haus war und in meine Privatsphäre eingedrungen ist“, sagt Sabine Schmid „Das ist ein Gefühl, das man nicht beschreiben kann und niemandem wünscht. Nicht einmal seinem Erzfeind.“

Materieller Schaden rückt in Hintergrund

Alle drei bis vier Minuten steigt irgendwo in Deutschland ein Dieb in ein Haus oder eine Wohnung ein. Über Jahre hinweg ist die Zahl der Wohnungseinbrüche gestiegen. Erst 2016 sind es nach zehn Jahren wieder weniger geworden. Auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ulm, wozu neben dem Stadtkreis Ulm und dem Alb-Donau-Kreis die Landkreise Biberach, Göppingen und Heidenheim gehören. Wurden 2015 noch 895 Fälle von Wohnungseinbruchdiebstahl verzeichnet, waren es ein Jahr später 779. Im Kreis Biberach vermeldet die Polizei hingegen erst für 2017 einen Rückgang. Die Zahl der Einbrüche habe im vergangenen Jahr „deutlich eingedämmt“ werden können. Konkrete Zahlen gibt es noch nicht, diese werden erst im Laufe des Frühjahrs veröffentlicht.

Was sich hinter diesen Fakten verbirgt, wie es den Betroffenen geht, was ein Einbruch für Auswirkungen hat – all dies bleibt beim bloßen Blick auf die Zahlen im Verborgenen. Sabine Schmid hat die Erfahrung gemacht, dass es die wenigsten interessiert, wie es einem Einbruchsopfer geht. „Man hat das Gefühl, dass man nicht verstanden wird. Jeder will eigentlich nur wissen, was geklaut wurde.“ In ihrem Fall waren es Bargeld und Schmuck, darunter auch Erbstücke. Doch der materielle Schaden rücke schnell in den Hintergrund. „Am Anfang wollte ich nicht mehr allein im Haus sein“, erzählt Sabine Schmid. „Ich hatte Angst, dass sie wiederkommen.“

Schlafprobleme, schreckhaft und einsam

Ängste und Sorgen, die Hans Birkle kennt. Er leitet die Biberacher Außenstelle des Weißen Rings. Der Verein hilft Kriminalitätsopfern – „schnell, unbürokratisch und ohne Wartezeiten“, betont Birkle. Vor allem Opfer von Sexualdelikten und jeglicher Gewalt nehmen die Hilfe des Weißen Rings in Anspruch, hin und wieder auch Einbruchsopfer. „Viele von ihnen fühlen sich in den eigenen vier Wänden nicht mehr wohl“, weiß Birkle. „Sie haben Schlafprobleme, sind schreckhaft, manche kapseln sich regelrecht ab.“

Der Weiße Ring hat sich ebenso wie die Polizei das Thema Prävention auf die Fahnen geschrieben. Die Polizei hat extra eine Beratungsstelle, Fachberater kommen auf Wunsch nach Hause. Dieses Angebot haben auch Sabine Schmid und ihr Mann nach dem Einbruch angenommen. Seither haben sie Strahler mit Bewegungsmeldern im Garten, eine Kamera an der Haustür, abgeriegelte Lichtschächte und abschließbare Fenstergriffe. Beide wissen, dass es „den perfekten Schutz“ nicht gibt, aber die Maßnahmen waren die Basis dafür, dass das Sicherheitsgefühl nach und nach zurückkehrte. „Es wird aber nie mehr so wie vorher sein“, befürchtet Sabine Schmid.

Polizei stellt Ermittlungen ein

Ein halbes Jahr nach dem Einbruch haben Sabine Schmid und ihr Mann die Nachricht bekommen, dass die Ermittlungen eingestellt worden sind. Ob sie den Einbruch anders verarbeitet hätte, wenn die Täter gefasst worden wären, kann die junge Frau nicht sagen. „Mich würde es aber interessieren, ob diese Leute ein Gewissen haben. Denn ich glaube nicht, dass ihnen bewusst ist, was sie angerichtet haben.“