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Krankenstation

„Manchmal ist es kaum auszuhalten“

Trossingen / Lesedauer: 4 min

Evelyn Klein vom Verein „Ich helfe Dir“ hat in Uganda gesehen, warum Hilfe nötig ist
Veröffentlicht:03.05.2013, 17:40

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Wenn Evelyn Klein von ihrer jüngsten Reise nach Uganda erzählt, dann spricht sie von viel Herzlichkeit und Dankbarkeit, aber auch von großem Leid und Armut, die so tief geht, dass oft nur bloßes Überleben möglich scheint. „Bei den meisten Familien gibt es morgens, mittags und abends Kochbananen“, sagt sie. Die Folgen der Mangelernährung wurden Evelyn Klein immer wieder vor Augen geführt: „Viele Kinder haben die typischen Hungerbäuche.“

Kanyamukale ist mit seinen 20000 Einwohnern keine Stadt, sondern ein riesiges Gebiet, auf dem verstreut kleine Lehmhütten stehen und die Menschen hauptsächlich als Selbstversorger versuchen über die Runden zu kommen. Auf Uganda aufmerksam wurden Evelyn Klein und ihre Mitstreiter durch den ugandischen Pfarrer Silvanus, der regelmäßig für mehrere Wochen nach Trossingen kommt.

Dem Verein, dem Claudia Mauch als Vorsitzende vorsteht, war es in einem ersten Schritt wichtig, das Leben der Menschen in Kanyamukale zu verbessern. „Wir haben uns entschieden, eine Solaranlage für das Pfarrhaus zu kaufen, damit Pfarrer Silvanus einen Computer und ein Handy benutzen kann. Denn er ist der Koordinator vor Ort und muss erreichbar sein.“ Außerdem wurde mit den Spendengeldern des Vereins ein Kindergarten gebaut. „Die Kinder lernen dort Englisch, denn nur mit diesen Vorkenntnissen können sie später die Schule besuchen“, weiß Claudia Mauch. Und weil es in Kanyamukale keine nennenswerte medizinische Versorgung gibt, hat das Team von „Ich helfe Dir“ auch eine Krankenstation bauen lassen.

„Bei allem, was wir dort tun, ist es uns wichtig, dass die Menschen davon profitieren. Wir geben kaum Vorgaben, so dass sich Eigeninitiative entwickeln kann, fordern aber, dass heimische Handwerker angestellt werden, damit sie Geld verdienen können“, sagt Claudia Mauch.

Und damit die deutschen Spender auch erfahren, was aus ihrem Geld geworden ist, und auch, damit die Menschen in Uganda wissen, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird, ist Evelyn Klein kürzlich nach Afrika geflogen. „Die Krankenstation, die Solaranlage und der Kindergarten sind fertig“, sagt sie stolz.

Dass die Menschen dringend medizinische Versorgung brauchen, das war der Trossinger klar. Nicht aber, wie enorm der Ansturm am ersten Öffnungstag auf die Krankenstation sein würde. „Als wir um 9 Uhr am Morgen dort ankamen, war die Station schon überfüllt und auf den Wiesen saßen überall Menschen“, erinnert sich Evelyn Klein. „Schwester Hilda, die zusammen mit einem Laborant für die Station verantwortlich ist, hat souverän das Chaos gemeistert.“ Dennoch sei schnell klar gewesen, dass eine zweite Schwester eingestellt werden muss, um auf Dauer dem Andrang Herr werden zu können. Und so fiel die Entscheidung im weit entfernten Trossingen beim Verein schnell: Die Station bekommt eine zweite Schwester.

Die Krankheitsbilder, die in der Krankenstation behandelt werden, sind meist schwer: Gerade Thypus, Malaria, HIV und Syphilis verlaufen ohne Behandlung tödlich. Der Tod eines kleinen Mädchens hat Evelyn Klein besonders getroffen: „Die Kleine ist an Malaria gestorben. Wäre die Krankenstation einen Tag früher eröffnet worden, hätten sie vielleicht gerettet werden können.“ Und dann räumt die sonst so taffe Frau ein: „Manchmal ist es kaum auszuhalten, was man dort sieht.“

Die Mitglieder von „Ich helfe Dir“ helfen aber nicht nur mit großen Projekten, sondern auch im Kleinen. „Viele Menschen schlafen auf dem blanken Boden und haben nicht einmal eine Decke“, berichtet Evelyn Klein. „Und so versuchen wir, möglichst viele Decken zu kaufen, um sie zu verteilen.“ 50 Decken konnte die engagierte Trossingerin schon verschenken, aber „es werden noch viel mehr gebraucht“.

„Ganz wichtig ist es uns, die Menschen hin zur Selbstständigkeit zu begleiten“, sagt Claudia Mauch. „Deshalb müssen sich Kindergarten und Krankenstation wirtschaftlich selbst tragen.“ Einer Frauengruppen haben sie den Start in die wirtschaftliche Unabhängigkeit bereits ermöglicht. „Die Frauen haben gemeinsam einen Stall gebaut und züchten nun Hühner“, sagt Evelyn Klein. „Sie können also Eier und Fleisch verkaufen und haben dadurch ein Einkommen.“

Claudia Mauch und Evelyn Klein hoffen, dass noch viele Menschen Geld für den Verein Spenden, um Gutes tun zu können. Und trotzdem bleibt am Ende die Erkenntnis: „Wir können leider nicht alle retten.“

Der Verein „Ich helfe Dir“ vermittelt auch Patenschaften für Kinder. 10 Euro im Monat kostet der Kindergartenbesuch, der Grundvoraussetzung für die Schule ist. Dort erhalten die Kinder auch etwas zu essen. Weitere Auskünfte über Spenden, Patenschaften und den Verein gibt es unter www.ichhelfedir-ev.de