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Schulalltag

Auszeit von Stress und Schulalltag

Bad Schussenried / Lesedauer: 3 min

Progymnasium in Bad Schussenried erhält einen Raum der Stille
Veröffentlicht:17.03.2019, 20:08

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Stress und ein durchgetakteter Schulalltag – um die Belastung für Schüler zu verringern, braucht es Rückzugsorte. Im Caspar-Mohr-Progymnasium in Bad Schussenried haben Pfarrer Georg Maile und Nicki Schaepen im Beisein von Bürgermeister Achim Deinet daher den „Raum der Stille“ gesegnet. Damit weihten sie die Räumlichkeit im zweiten Stock der Schule am Freitagvormittag offiziell ein.

„Anlass für einen ,Raum der Stille’ waren für uns zwei Ereignisse: die Einführung des G8, die einen durchgetakteten Schulalltag zur Folge hatte und der Tod einer Lehrerin unserer Schule 2014“, erzählt Dorothee Beckmann-Hueber . Die Schulgemeinschaft habe bislang keinen Ort für Ruhe und Trauer im Schulhaus gehabt. Die katholische Religionslehrerin begann daher 2015 mit einer Fortbildung beim Referat Schulpastoral der Diözese Rottenburg-Stuttgart. „Die Schulpastoral hat sich zur Aufgabe gemacht, die Angebote der Kirche jungen Menschen näherzubringen“, erläutert sie. Dabei sei der Raum der Stille eines von mehreren Projekten, um den Schülern zu helfen, Stress oder Trauer zu bewältigen. Beckmann-Hueber betreut das Projekt zusammen mit ihrer evangelischen Kollegin Charlotte Köster und weiteren Lehrkräften.

Schüler im Zeitdruck

Die Einweihungsfeier begann mit einer Klaviereinlage einer Schülerin in der Aula des Progymnasiums. Danach begrüßte Schulleiterin Susanne Wehling die Anwesenden. „Wir müssen den ,Raum der Stille’ ganz bewusst schaffen, um in uns hineinzuhören“, sagte sie. Nachdem Dorothee Beckmann-Hueber die Schulgemeinschaft überzeugt habe, hätten Lehrer, Eltern und Schüler an der Gestaltung des Raums mitgearbeitet.

„Nicht nur Erwachsene, auch Schüler wissen, was Zeitdruck ist“, stellte Bürgermeister Achim Deinet fest. Daher brauche jeder Rückzugsorte und -zeiten. „Unsere Stadt ist aus diesem Grund Teil des Netzwerks Cittaslow für eine entschleunigte Stadt“, sagte er. Daraufhin ging es in den zweiten Stock, wo die beiden Pfarrer den Segen für den Raum und die Schüler aussprachen. Pfarrer Georg Maile stimmte das hebräische Lied „hine ma tow u ma na’im“ an. Zu deutsch heißt der Text „Wie gut und angenehm ist es, dass Brüder in Frieden zusammenleben“. Pfarrer Schaepen erbat Gottes Schutz und Segen für Schüler, Lehrer und alle, die den Raum nutzen.

Dann stellten die Fünft-, Siebt- und Zehntklässler vor, was sie bislang im „Raum der Stille“ gemacht haben. Die Fünftklässler zeigten zum Beispiel Bilder, die darstellen, was sie sich bei Fantasiereisen in dem neugestalteten Raum vorgestellt hatten. Sie hatten mehrheitlich blaue Flüsse und bunte Regenbögen gemalt. „Die Schüler nehmen die Räumlichkeit gut an“, versicherte Dorothee Beckmann-Hueber. „Der Raum hilft mir, trotz des Stresses im Schulalltag Kraft zu tanken“, berichtete Annika Maucher. Die Zehntklässlerin erklärte, dass sie sich nach dem Besuch besser auf den Schulstoff konzentrieren könne. Auch der 16-jährige Marcus Bleyer hat einen positiven Eindruck. „Ich kann mich im ,Raum der Stille’ sehr gut entspannen“, sagte er.

„In der Räumlichkeit können nicht nur Fantasiereisen, sondern auch Yogaübungen oder religiöse Impulse umgesetzt werden“, erläuterte Dorothee Beckmann-Hueber. Außerdem biete sie vor Unterrichtsbeginn und in der großen Pause kurze Besinnungen an. Die Lehrer könnten den Raum frei in die Unterrichtsgestaltung einbinden, aber auch allen anderen Mitgliedern der Schulgemeinschaft wie Sekretärinnen und dem Hausmeister stehe er offen. Finanziert wurde die Gestaltung primär vom Referat Schulpastoral der Diözese Rottenburg-Stuttgart . Neben dem „Raum der Stille“ unterstützt das Referat auch ökumenische Schülergottesdienste und Projekte zu Suchtprävention. „Wenn die Schule Lebensraum sein soll, dann braucht es Angebote wie diese“, meinte Religionslehrerin Dorothee Beckmann-Hueber. Ansonsten werde der Alltag der Kinder zu verkopft.

Verkopft ging es für die Schüler auch im Anschluss an die Einweihung des „Raums der Stille“ weiter. Sie mussten nach einer fünfminütigen Pause zurück in den Unterricht. Die erwachsenen Gäste verabschiedeten sich und machten sich zu ihren nächsten Terminen auf.