StartseiteRegionalRegion BiberachBad Buchau„Selbstständigkeit ist die bessere Option“

Federseebank

„Selbstständigkeit ist die bessere Option“

Bad Buchau / Lesedauer: 3 min

Generalversammlung: Vorstand der Federseebank geht auf geplatzte Fusion ein
Veröffentlicht:22.06.2018, 09:53

Von:
Artikel teilen:

Vier Prozent Dividende schüttet die Federseebank nach einem zufriedenstellenden Geschäftsjahr 2017 an ihre Mitglieder aus. Bei verbessertem Bilanzgewinn, Zuwächsen beim Kundengeschäft und gestärktem Eigenkapital habe sich die kleine Genossenschaftsbank im vergangenen Jahr „insgesamt gut entwickelt“, urteilte Klemens Bogenrieder. Bei der Generalversammlung am Mittwochabend im vollen Bad Buchauer Kurzentrum ging der Vorstandsvorsitzende aber auch auf die geplatzte Fusion mit der Raiffeisenbank Bad Schussenried ein.

Bei der vergangenen Generalversammlung hatte sich die Federseebank noch den Rückenwind ihrer Mitglieder für die geplante Fusion mit der Raiffeisenbank Bad Schussenied eingeholt. Ein Jahr später steht nun fest: Eine Raiffeisenbank Oberschwaben wird es nicht geben. Nachdem die Federseebank im Oktober ihre Mitglieder informiert hatte, ging Vorstandsvorsitzender Klemens Bogenrieder in der Generalversammlung noch einmal auf die geplatzte Fusion ein. „Nach gewissenhafter Abwägung aller Entscheidungsgrundlagen“ habe sich die Federseebank für den Erhalt der Selbstständigkeit entschieden. Für einen Schritt dieser Tragweite gebe es nie nur einen alleinigen Grund, so Bogenrieder. Ziel der Fusionsgespräche sei stets „die Sicherung unserer nachhaltigen Zukunftsfähigkeit“ gewesen, betonte Bogenrieder. Nach diesem Maßstab seien Chancen und Risiken einer Verschmelzung beurteilt worden. „Nach abschließender Bewertung aller Planungs- und Gesprächsergebnisse waren wir der Überzeugung, dass die Beibehaltung unserer Selbstständigkeit zum jetzigen Zeitpunkt die bessere Option ist“, fasste Bogenrieder zusammen – schloss damit aber eine Fusion in den nächsten Jahren nicht aus.

Der Trend im Bankensektor gehe schließlich eindeutig in diese Richtung. Habe es 2017 noch 1232 VR-Banken gegeben, war ihre Zahl zehn Jahre später schon auf 915 Banken zurückgegangen. Die durchschnittliche Bilanzssumme habe sich dabei auf 974 Millionen Euro verdoppelt. Mit einer Bilanzsumme von 108 Millionen Euro zähle die Federseebank freilich zu den kleineren Genossenschaftsbanken – und daran hätte sich wohl auch nichts geändert, wäre die Bank in die geplante Raiffeisenbank Oberschwaben mit 279 Millionen Euro Bilanzsumme aufgegangen. Nach wie vor wolle die Federseebank aber mit den Schussenriedern eine „gute und kollegiale Nachbarschaft und Zusammenarbeit“ pflegen, sagte Bogenrieder, ohne aber auf Details der nicht vollzogenen Fusion einzugehen.

Ein Besucher nahm die Generalversammlung deshalb zum Anlass, um nachzuhaken, ob nicht doch „persönliche Differenzen“ die Fusion zum Platzen gebracht hätten. „Es ist nicht so gewesen, dass hier persönliche Dissonanzen und die Postenbesetzung das Momentum waren, um die Gespräche so abzuschließen“, antwortete Aufsichtsratsvorsitzender Hubert Schmid. Der Entschluss sei die „Summe der Abwägung aller Fakten und aller Emotionen“ gewesen.

Zuvor hatte Schmid trotz „parallel stattfindender WM“ rund 240 Besucher im großen Saal begrüßt, darunter einige Bürgermeister aus dem Federseeraum und die Musikkapelle Tiefenbach unter Dirigent Wolfgang Marquart, die mit schmissigen Melodien die Gäste unterhielten. Neben unterhaltsamen Vorträgen von Nabu-Leiter Jost Einstein über die Federseenatur und Federseebank-Vorstand Ulrich Bossler über das Raiffeisenjahr 2018 standen Regularien und der Bericht über das Geschäftsjahr 2017 von Klemens Bogenrieder an.

Der Vorstandsvorsitzende ging hier insbesondere auf zwei Herausforderungen ein, die den Geschäftsalltag der Federseebank prägen: die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und die zunehmende Bürokratie, zum einen durch die Regulierungsanforderrungen der europäischen Bankenaufsicht, zum anderen durch den Verbraucherschutz. So müssten nun etwa für sämtliche Beratungsgespräche Tonbandaufnahmen angefertigt werden, berichtete Bogenrieder. Durch die Digitalisierung erwarte die Bank aber auch Erleichterungen, etwa durch mobile Bankanwendungen wie die VR-Banking-App, die eine Ergänzung zum Bargeldservice an den fünf Standorten rund um den Federsee darstelle. Eine Zusammenlegung der Geschäftsstellen sei auch 2018 nicht geplant, blickte Bogenrieder voraus.