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Stiftskirche

Friedvolle Klänge mildern die Schrecken des Todes

Bad Buchau / Lesedauer: 3 min

Federseechor gestaltet würdige Interpretation des Requiems von Faure
Veröffentlicht:19.11.2019, 11:59

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In der voll besetzten Stiftskirche Bad Buchau erlebten die Zuhörer eine in allen Bereichen hochwertige Interpretation von Gabriel Faures Requiem im Zeichen spätromantischer Klangausstrahlung. Der Konzertchor Federsee, die capella novanta als Instrumentalensemble und vor allem Heidi Albinger-Seel und Matthias Rolser als Solisten wurden von Peter Schmitz am Pult in eine differenzierte, aussagekräftige Feierstunde eingebunden.

Mit Bläsern und einer Harfe neben dem traditionellen Streicherensemble der „capella novanta“ mit Konzertmeister Günther Luderer ließ Chorleiter Peter Schmitz seinen Konzertchor Federsee im Introitus des Requiems dezent aber auch mit kraftvollen Rufen das „Requiem aeternam“ anstimmen. Mit „Hostias et preces“ bringt Matthias Rolser als Solist mit seinem variablen und auch kraftvollen Bariton im Offertorium Opfergaben und Gebet zum Lobe des Herrn dar. Neben den Streichern verbreiten auch die Bläser wohltuende Ruhe in meditativen Bereichen.

Auch in einem Requiem lässt Komponist Faure bewusst helle Phasen in Chor und Orchester die Schrecken des Todes mildern. Angeführt von den Sopranstimmen des Chors schreitet man voran auf dem Weg zum majestätischen Hosanna in excelsis, das dennoch in anbetendem Piano des Orchesters endet. Ebenso demütig gestaltet Heidi Albinger-Seel als Solistin mit ihrer biegsamen, in vielen Phasen mühelos in die Höhe steigenden Sopranstimme das „Pie Jesu“ mit seiner weit schwingenden Melodie als Bitte: „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe.“

Dies führte die Sängerschar weiter im Agnus Dei. Um eine kleine Männergruppe als Vorsänger entfaltete der Chor klanglich dichte Bereiche, auch mit eng geführten Passagen. Das Orchester zeigte sich stets als ebenbürtiger Partner. Nach dem „Lux aeterna“ prägte Rolser teils flehentlich teils mit kraftvoller Stimme das „Libera me – Rette mich, Herr“, verstärkt durch die bittenden und oft fast verzweifelten Rufe des Chors.

Nach diesen besonders aussagekräftigen und beeindruckenden Szenen von Chor und Orchester wiesen sanfte Töne mit den Klängen der Harfe den Weg zu „In paradisum“. Engel empfangen den Sterbenden und nehmen ihn auf in die Heilige Stadt Jerusalem.

Eingeleitet wurde dieses im Grunde Trost spendende Werk durch Bachs Motette „Komm,. Jesu, komm“ für zwei vierstimmige Chöre und Basso continuo. Die klare, wiederholt ausgesprochene Bitte „Komm, Jesu, komm“ weitet sich als klar strukturiertes Chorgefüge zu der bekennenden Aussage: „Du bist der rechte Weg.“ Die wechselseitig vielfache Ausformung der beiden Chorblöcke endete in der choralartigen Feststellung „Drum schließ ich mich in deine Hände.“

Solistin lässt Stimme erstrahlen

Mit melodisch breiten Strukturen, gelegentlich als musikalische Zwiegespräche aufgehellt, beginnt Georg Philipp Telemann als Zeitgenosse Bachs seine Trauermusik „Du aber, Daniel, gehe hin“ für Soli, Chor und Instrumente. Der Chor gibt das Leitmotiv vor, mal linear, mal klangreich in anspruchsvollen Fugen. In gutem Einvernehmen des Solisten Matthias Rolser mit klarer Aussprache und dem Orchester ist das Leben weder harter Kerker noch endloses Labyrinth. Dennoch erklingt nachdenklich: „Komm, sanfter Tod, du Schlafes Bruder“, denn im Himmel ist der Sitz vollkommener Freuden. Obwohl den Tod vor Augen, lässt Heidi Albinger-Seel ohne spürbaren Druck ihre Stimme erstrahlen: Selbst wenn die Augenlider brechen, kommt der Geist mithilfe der Engel zur Ruh. Auch die Düsterheit mancher instrumentaler Phasen wurde dadurch aufgehellt, denn nun ist der gottgeliebte Daniel der Sterblichkeit entrissen. Instrumental helle Aspekte der Streicher fanden ihren Widerhall in ausdrucksvollen Phasen des Chors: „Trotz der Verwesung bleibt euer Ruhm bestehen, den weder Staub noch Moder deckt, bis euch der Heiland wieder weckt.“

Nach einer bedeutsamen Zone des Schweigens lohnte reicher Beifall Solisten, Chor und Orchester für eine kompakte, in sich geschlossene und doch sehr differenzierte Stunde der Kirchenmusik als „In paradisum“ auch zum Ende des Kirchenjahrs.