StartseiteRegionalRegion BiberachBad BuchauEin Bildungszentrum am Federsee

Bildungszentrum

Ein Bildungszentrum am Federsee

Bad Buchau / Lesedauer: 4 min

Alleshausen und Seekirch bauen bei der Kinderbetreuung an einer gemeinsamen Lösung
Veröffentlicht:19.02.2019, 17:50

Von:
Artikel teilen:

Verlängerte Öffnungszeiten, Ganztagsbetreuung, Krippenplätze: Die Ansprüche an die Kinderbetreuung steigen – die Kosten auch. Für kleine Kommunen wird es immer schwieriger, dem Bedarf gerecht zu werden. Alleshausen und Seekirch wollen deshalb an einer gemeinsamen Lösung arbeiten und planen den Bau eines zweigruppigen Kindergartens bei der Federseegrundschule. Vom Land gab es nun ein positives Signal: Eine Zusage über 462 160 Euro Fördermittel.

Klaus Ulmschneider denkt mit einem Schmunzeln an jene besondere Gemeinderatssitzung zurück, als der Kindergarten auf der Tagesordnung stand. Normalerweise, berichtet der Alleshauser Bürgermeister, kämen immer ein, zwei Bürger in die Sitzung. Und nun saßen da 15 Frauen vor ihm – „und 13 davon schwanger“. Besser lässt sich der Bedarf an einem neuen Kindergarten wohl nicht ausdrücken.

Die Kinderzahlen steigen wieder. Und an seinem bisherigen Standort im Rathaus platzt der Alleshauser Kindergarten aus allen Nähten. „Die Wickelmöglichkeiten sind bescheiden, die Räume einfach beengt und der Spielplatz liegt praktisch über der Straße“, zählt Ulmschneider auf. 20 bis 25 Kinder besuchten die eingruppige Einrichtung. Im vergangenen Jahr musste die Gemeinde bei 28 Kindern sogar eine Ausnahmegenehmigung beantragen.

Daran trägt auch Seekirch einen gewissen Anteil. Nachdem 2012 der Kindergarten noch wegen mangelndem Bedarf schließen musste, gehen auch hier die Kinderzahlen wieder nach oben. 14 Kinder im Kindergartenalter lebten derzeit in der Gemeinde, weiß Bürgermeister Stefan Koch . Sie verteilen sich auf das Umland: Das Gros werde in Tiefenbach betreut, weil zwischen den Gemeinden seit den 1970ern eine interkommunale Vereinbarung besteht, ein Teil besuche den Kindergarten in Alleshausen.

Denn auch zwischen Seekirch und Alleshausen gibt es Berührungspunkte – durch die Federseegrundschule, die zu einem Drittel unter Seekirchs, zu zwei Dritteln unter Alleshauser Trägerschaft geführt wird. Ein ähnliches Modell kann sich Ulmschneider nun auch für einen interkommunalen Kindergarten vorstellen. Als er damit auf die Seekircher zukommt, stößt er bei Gemeinderat und Bürgermeister auf offene Ohren. „Bezahlen müssen wir ja sowieso – dann lieber für einen eigenen Kindergarten“, argumentiert Koch und spielt auf den Kostenersatz an, der für die Betreuung von Kindern außerhalb der Wohngemeinde fällig wird.

Bedarf im Kleinkindbereich wächst

Mittlerweile sind die Pläne schon weiter fortgeschritten. Gemeinsam wollen die beiden Kommunen einen zweigruppigen Kindergarten mit Ganztagsangebot für Kinder von einem bis sechs Jahren aufbauen, wobei die Altersstufen durchgängig gemischt sein sollen. „Damit wir flexibel bleiben“, erklärt Ulmschneider. Die Gruppen – eine mit 25, die andere mit 15 Kindern – sollen verschiedene Betreuungsangebote abdecken. Dabei rechnen die Planer mit zehn Kindern unter drei Jahren.

„Wir haben in den letzten beiden Jahren den Bedarf für Betreuung von Einjährigen gemerkt“, sagt Koch. Bislang habe sich die Gemeinde noch mit Tagesmüttern ausgeholfen, dauerhaft könne so der Bedarf aber nicht gedeckt werden. Die Nachfrage nach Kleinkindbetreuung stelle alle Federseegemeinden vor große Herausforderungen, sind sich die beiden Bürgermeister einig. „Deshalb führen wir hier auch noch einen offenen Dialog mit Tiefenbach“, sagt Ulmschneider.

Auf einen Standort haben sich die Kommunen dagegen bereits geeinigt: der Bereich an der Federseegrundschule. Das sei zum einen pädagogisch sinnvoll, argumentiert Ulmschneider, zum anderen ergeben sich Synergieeffekte, da durch die Schule etwa ein Bastel- und Gymnastikraum, die Halle und das Lehrschwimmbecken zur Verfügung stehen. Bei der Organisation der Mittagessensausgabe oder der Gestaltung des Außenbereichs gebe es freilich noch Abstimmungsbedarf mit der Schule.

Die Kosten für den Kindergartenneubau schätzen die Bürgermeister auf 1,35 Millionen Euro. Durch das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum stehen Fördermittel von 462 160 Euro zur Verfügung. „Damit hätten wir nicht gerechnet“, freut sich Koch. „Wir sind allen dankbar, die uns hier geholfen haben“, sagt Ulmschneider und nennt hier den Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger.

Für Koch bedeutet der Neubau auch „eine Investition in die Zukunft“. Sowohl Seekirch als auch Alleshausen erweitern ihre Baugebiete und rechnen mit einem Zuzug junger Familien. „Wir müssen schauen, dass unsere Betreuungssicherheit gewährleistet wird. Nach der Breitbandversorgung ist das ein wichtiger Standortfaktor.“