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Wolf

Wölfe könnten künftig öfter durch Region ziehen

Überlingen / Lesedauer: 3 min

Experte: Populationen wachsen, Sichtungen nehmen zu – Video zeigt „Wolf von Überlingen“ erneut
Veröffentlicht:27.06.2017, 18:42

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Wenige Tage nach der Sichtung eines jungen Wolfs bei Überlingen kursiert ein Video im Internet. Auf der Facebook-Seite "Du bist aus Stockach, wenn..." soll das Tier nahe Stockach zu sehen sein. Die Echtheit des Clips ist noch nicht bestätigt. Doch schon jetzt scheint klar: Sichtungen von Wölfen könnten in der Region in Zukunft öfter vorkommen.

Das Umweltministerium hat einen "Handlungsleitfaden Wolf" publiziert.

Außerdem wurden Verhaltenshinweise bei der Begegnung von Menschen mit Wölfen zusammengetragen.

Das sagt Wolfsexperte Stefan Kordeuter vom Forstamt des Bodenseekreises. Demnach könne man nach den jüngsten Sichtungen eines Tiers zwar nicht davon sprechen, dass Wölfe hier wieder heimisch werden. Doch als Transitstrecke für die Raubtiere dürfte die Bodenseeregion dennoch taugen.

„Ich würde es noch verneinen, dass man vom Wolf im Bodenseeraum sprechen kann. Aber die Tendenz wird zunehmen, dass wandernde Wölfe hier durchziehen werden“, so Kordeuter im SZ-Videointerview. Der Grund für seine These: In der Schweiz und in Norddeutschland gibt es Wolfspopulationen. Für junge Tiere, wie den hiesigen Rüden auf Partnersuche, sei die Bodenseeregion wie auch ganz Baden-Württemberg wohl ein attraktiver Durchzugsraum.

Auf keinen Fall füttern

Zu dieser Vermutung passt, dass 2016 ein Tier bei der A 5 nahe Lahr (Ortenaukreis) angefahren und getötet wurde. Auch bei Merklingen (Alb-Donau-Kreis) entdeckten Autofahrer ein totes Tier auf der A 8. Im Mai 2016 wurde auf der Baar zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb ein Wolf gesichtet.

Noch ist nicht ganz klar, woher der junge Wolf, der jüngst vom Überlinger Marco Roth bei Lippertsreute fotografiert wurde, genau stammt. Kordeuter vermutet, dass das Tier aus der Alpenpopulation der Tiere kommt. Belegen könnte das nur eine Genanalyse, die derzeit noch nicht vorliegt.

Grundsätzlich zeigt sich Kordeuter erfreut über die Rückkehr des Wolfs in die Region. Die Tiere galten hier praktisch ein Jahrhundert lang als ausgerottet. Dennoch rät der Experte zur Vorsicht. Auf keinen Fall dürfe man Wölfe füttern, da sie sich sonst an den Menschen gewöhnen würden und ihre natürliche Scheu möglicherweise verlieren. „Aus einer positiven Konditionierung auf den Menschen können sich Probleme entwickeln.“

Wolf soll bereits weiter gewandert sein

Wo sich der Wolf derzeit genau aufhält, ist nur schwer zu ermitteln. Wie das Baden-Württembergische Umweltministerium allerdings mitteilte, wurde ein Wolf am Vormittag in der Nähe von Bad Dürrheim beobachtet.

Man gehe derzeit davon aus, dass es sich um den zunächst bei Überlingen und dann nördlich von Stockach beobachteten Wolf handelt. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg hat aufgrund eines Fotonachweises bestätigt, dass es sich bei dem beobachteten Tier um einen Wolf handelt und wie üblich in solchen Fällen die örtlichen Wildtierbeauftragten informiert. Die Verbände der Nutztierhalter wurden ebenfalls über die Sichtung informiert.

Das Umweltministerium hat einen "Handlungsleitfaden Wolf" publiziert.

Außerdem wurden Verhaltenshinweise bei der Begegnung von Menschen mit Wölfen zusammengetragen.