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Seit Montag gibt es die „Bio-Musterregion Bodensee“

Überlingen / Lesedauer: 4 min

Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch: Den ökologischen Landbau im Land weiter stärken – Nachfrage steigt
Veröffentlicht:10.12.2018, 21:39

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Die Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch , hat gestern in Überlingen die „Bio-Musterregion Bodensee“ – bestehend aus den Landkreisen Konstanz und Bodenseekreis – auf den Weg gebracht. Im Bodan-Naturkost-Großhandel sagte sie im Beisein der beiden jeweiligen Landräte sowie Landwirten, die steigende Nachfrage nach regional erzeugten Bio-Lebensmitteln biete ein großes Potenzial, die ökologische Landwirtschaft im Land weiter zu stärken.

Die „Bio-Musterregion Bodensee“ ist die mittlerweile vierte im Land nach Ravensburg, dem Enzkreis und Heidenheim plus. Bis zu acht weitere sollen folgen. „Auch in der ,Bio-Musterregion Bodensee’ wollen wir die Wertschöpfungspotenziale gemeinsam mit den Menschen vor Ort nutzen und den ökologischen Landbau in Baden-Württemberg weiter stärken“, sagte die Staatssekretärin.

Aktuell werden in der Bodenseeregion rund 8500 Hektar von 237 landwirtschaftlichen Betrieben ökologisch bewirtschaftet (Stand 2017). Dies entspricht 12,3 Prozent der Fläche beziehungsweise 9,9 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe. Mit diesen Werten liegt man regional deutlich über dem Landesdurchschnitt mit 9,6 Prozent der Fläche und 7,7 Prozent der Betriebe. Und ihre Zahl wächst.

Im Stuttgarter Ministerium verfolgt man das Ziel, bis 2030 insgesamt 30 Prozent Bio-Betriebe im Land Baden-Württemberg zu haben. Gleichzeitig will Friedlinde Gurr-Hirsch bis dahin die Verschwendung von Lebensmitteln um 50 Prozent zurückgefahren haben.

Mit der „Bio-Musterregion“ sollen der ökologische Landbau in der Region vorangebracht und mit den Akteuren vor Ort Strategien und Lösungswege entwickelt werden. Regionalbeauftragter wird zum 1. Januar Rainer Grimminger, der im Amt für Landwirtschaft in Stockach sitzen wird. Ein weiteres Ziel der Musterregion ist eine vertiefende Zusammenarbeit zwischen ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben, ein gemeinsames Voneinanderlernen. Außerdem soll der Bio-Anteil im wachsenden Außer-Haus-Verzehr erhöht werden. Heute verköstigen sich bereits 40 Prozent der Menschen außer Haus.

Transparenz ist wichtig

Bodan-Geschäftsführer Sascha Damaschun schwebt eine enge Vernetzung und Zusammenarbeit aller Beteiligten vor, um ein zukunftsfähiges Wirtschaften für die und in der Region zu erreichen. Jetzt sollen die Bausteine zwischen den beiden Raumschaften Konstanz und Bodenseekreis zusammengefügt werden, zeigte er sich angetan von deren Zusammenarbeit. Entscheidend für die gesamte Nahrungsmittelkette seien Herkunft, Transparenz und Qualität der Produkte, lobte er den Beitrag von MdL Martin Hahn. „Allein kann einer nichts reißen, gemeinsam kommen wir weiter“, sagte Damaschun, dessen Unternehmen den Umweltpreis Baden-Württemberg für herausragende Leistungen im Umweltschutz und vorbildliche umweltorientierte Unternehmensführung gewonnen hat.

Staatssekretärin Gurr-Hirsch sieht die Regionalität im „Mega-Trend“ und das Zeichen auf den Produkten als einen „wertvollen Kompass“. Die Verbraucher wollen wissen, wo die Ware herkommt und wie sie entsteht. „Was wir brauchen sind geeignete Strukturen in der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung“, sagte sie. Sie sei gespannt, mit welchen Ideen die „Bio-Musterregion Bodensee“ an den Start gehen werde. Landrat Lothar Wölfle lobte die Zusammenarbeit der beiden Landkreise auch bei anderen Themen und dankte dafür, als Musterregion ausgewählt worden zu sein. Konstanz und der Bodenseekreis seien in dieser gesegneten Landschaft dafür auch prädestiniert.

MdL Martin Hahn hat das Projekt mit vielen Ideen angeschoben und erinnerte daran, dass dessen „Zeugung“ vor drei Jahren stattgefunden habe. Jetzt sei er froh über das Instrument Bio-Musterregion. Damit werde man an Märkten enorme Chancen haben, sich aber auch Herausforderungen stellen müssen. Zu bedenken gab er, dass die Bauern auch das Geld haben sollten, diese Art Landwirtschaft betreiben zu können.

Der Trend gehe in „außerhäusige Verköstigung“, und diesen Mark habe man noch nicht gut besetzt. Es gehe darum, die Stabilität in der Nachfrage zu halten. Die Bio-Musterregion habe den kleinen Geburtsfehler, dass kein operatives Geld und kaum investive Mittel vorhanden seien. Er appellierte daran, den jetzigen Schwung mitzunehmen, um Märkte zu entwickeln, denn Bio-Produkte hätten eine „unheimlich hohe Wachstumsdynamik“.

Die zunehmende Außer-Haus-Verpflegung griff auch Bodan-Chef Sascha Damaschun auf. Wie in Frankreich solle man auch vor Ort die Bedürfnisse der Menschen erfragen. In Frankreich entscheide man sich immer für den höheren Standard. Klar sei, „wir werden immer eine Nische sein“. Die aber müsse bei einem Anteil zwischen 20 und 30 Prozent liegen. Für sein Unternehmen sei das Chance und Risiko zugleich. Bodan wolle Vermittler von Werten sein.