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Studentenwerk

Angebot: Studentenwerk sucht Frieden mit Anwohnern

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Spatenstich für neues Wohnheim – Nachfahre von Christoph Probst in Weingarten
Veröffentlicht:19.03.2011, 19:50

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Widerstand. Der stand im Mittelpunkt beim Spatenstich für das neue Studentenwohnheim Ecke Briach-/Lazarettstraße auf dem Martinsberg in Weingarten. Zum einen weil das Gebäude an den Widerstand im Dritten Reich durch die Weiße Rose erinnern soll. Zum anderen wegen des Widerstandes der Anwohner gegen das Wohnheim, die nach wie vor Lärmbelästigung fürchten.

„Die Anwohner liegen uns am Herzen“, sagte Professor Wolfgang Marcus, Vorsitzender des Studentenwerks Weiße Rose, beim Spatenstich, man wolle trotz des Widerstandes friedlich miteinander leben.

Schwieriges Zusammenleben

Dass dieses Zusammenleben schwierig sein kann, lässt sich heute besser denn je beurteilen. Denn die Bäume auf dem Areal wurden gefällt, das Gelände liegt frei, die Konstellation ist offensichtlich: Im Nordosten das alte Wohnheim, daneben das Areal für das neue Gebäude, das direkt an die Wohnhäuser der Malerstraße angrenzt, keinen Steinwurf entfernt. Es wird enger dort oben, es wird lebhafter, gut so für die Studentenstadt Weingarten, eine Umstellung für betroffene Bürger.

Das Studentenwerk Weiße Rose muss sich allerdings nicht vorwerfen lassen, die Gemengelage zu unterschätzen, das zeigt schon die künftige Architektur. So sei das Miteinander von Studenten und Anwohnern ein zentraler Gedanke bei dem Gebäudeentwurf, wie Architekt Rupert Marcus erläuterte.

Die drei Wohnkörper liegen im rechten Winkel zur Malerstraße und so weit auseinander, dass sie den Anwohnern großzügige Sichtschneisen auf den gegenüberliegenden Park bieten. Ein breiter Querriegel, das künftige Foyer, liegt zur Parkseite, ist für die Anwohner also unsichtbar, genauso wie die dortigen studentischen Aktivitäten.

Ebenfalls ein Entgegenkommen an die Bürger: Die Autos verschwinden unter der Erde. „Die Tiefgarage und ein Stockwerk weniger bei dem Wohnheim (die Schwäbische berichtete) sind die Knackpunkte“, sagte Rupert Marcus, der damit die zusätzliche finanzielle Belastung meint. Die Einrichtung der Studentenwohnungen würde daher spartanisch ausfallen.

Nicht sparen wollen die Macher bei der inhaltlichen Umsetzung. Die Gebäude erhalten alle Namen aus den Reihen der Weiße Rose, auch der verbindende Querriegel, nach Professor Kurt Huber ( 1893 bis 1943), der laut Rupert Marcus als geistiger Vater der Weißen Rose gilt. In Querriegel (Foyer) kommt zu dem ein Forum für Ausstellungen, der wissenschaftliche Beirat hat gestern erstmals getagt.

Anwesend auch: Sebastian Probst , der Enkel von Christoph Probst, der mit den Geschwistern Scholl hingerichtet wurde. „Wir haben mit unserem Großvater ein gutes Stück unserer Familie verloren“, sagte Probst gestern in Weingarten. „Darauf hätten wir gerne verzichtet. Nun setzen wir uns jedoch dafür ein, dass so etwas nie wieder passiert.“ Bisher tragen Schulen und Straßen den Namen des Widerständlers, ein Studentenwohnheim hält Probst für die ideale Ergänzung, schließlich waren die Mitglieder der Weißen Rose ebenfalls Studenten.

Angehende Akademiker sitzen auch mit Anwohnern, Stadt und Studentenwerken am Runden Tisch zusammen, der sich bisher drei Mal traf. Ausgehandelt wurden rund zehn Großveranstaltungen in Hochschulgebäuden und Wohnheimen. Beim nächsten Treffen geht es um die inoffiziellen Studentenpartys, etwa bei Geburtstagen. „Dieser Teil wird wesentlich schwieriger“, sagt Stadtsprecher Rainer Beck.

Ohnehin haben sich die Ecken des „Runden Tisches“ noch nicht abgeschliffen. „Die Interessen der einzelnen Parteien sind nun mal sehr verschieden“, räumt Beck ein. Was sich auch in der Gesprächs-Atmosphäre wiederspiegelt. Dennoch will man das Projekt forstsetzen. „Wir haben keine andere Wahl, als miteinander zu reden.“ Was dem Vernehmen nach bisweilen zu kurz kam: das Zuhören.