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Bierspezialität

Verlockend: Die Dividende fließt als Bier

Königseggwald / Lesedauer: 3 min

Verlockend: Die Dividende fließt als Bier
Veröffentlicht:18.03.2011, 19:10

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Seit 1820 schäumen die Königsegger Bierspezialitäten in den Gläsern vieler Bierliebhaber in unserer oberschwäbischen Heimat. Als die Grafen zu Königsegg Anfang des 19. Jahrhundert in das 1806 neu erbaute Schloss nach Königseggwald einzogen, mussten die Wirte der Herrschaft Königsegg das Bier in der Königsegg’schen Brauerei in Aulendorf holen. Ein anderer Bierbezug war verboten. So haben die Pfarrgemeinde, besonders aber die Wirte von Königseggwald und Umgebung den Grafen öfters ersucht, dass er ihnen die „Guttat erweise und zu Wald (später Königseggwald) ein Bräuhaus errichten wolle“. Der Graf willigte ein und so wurde 1820 die Gräflich Königsegg‘sche Brauerei in Königseggwald gebaut. Am 1. Oktober 1874 kam Fridolin Härle aus Kirchdorf/Iller nach Königseggwald und pachtete die Brauerei und erwarb sie 1896. Seine Brüder Heinrich, Clemens und Reinhard führten zur gleichen Zeit die Brauereien in Aulendorf, Leutkirch und Waldshut.

Im Land des Reinheitsgebots gibt es immer mehr kleine Brauereien: die Zahl der Braustätten mit maximal 5000 Hektoliter Jahresproduktion ist in den vergangenen zehn Jahren um fast 22 Prozent gestiegen. Dennoch führte eine rein marktwirtschaftliche Orientierung für die Brauerei 2002 zur drohenden Insolvenz. Der Fortbestand der Braustätte und Mälzerei war stark gefährdet. Doch eine Gruppe von Königseggwalder Bürgern und Bierliebhabern aus der Region hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Braustätte vor einer drohenden Schließung zu bewahren: So konnte am 1. April 2003 mit dem Vorstand Anton Michelberger die Gründung der Königsegger WalderBräu AG ermöglicht werden.

Seit diesem Tag wird die Brauerei in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft geführt. Diese besteht mehrheitlich aus Kleinaktionären. Die Höchstzahl an Aktien pro Aktionär wurde begrenzt. Dadurch wurde verhindert, dass Großaktionäre allein über die Entwicklung der WalderBräu bestimmen können. Da sich die Aktionäre überwiegend aus Freunden der heimischen Braukultur zusammensetzen, wurde festgelegt, dass die „Dividende” in Bier „ausgeschüttet” wird. Mit den „Bürger-Aktien” kam genügend Kapital zusammen, um in Königseggwald eine moderne Brauerei weiterzuführen. Die Gebäude und ein Großteil der Brau- und Mälzereianlagen wurden von der ehemaligen Härle Brauerei KG übernommen. Die seit Generationen überlieferten traditionellen Brauverfahren konnten so erhalten bleiben. Das verwendete Malz wird in einer der letzten deutschen, brauereieigenen Mälzereien hergestellt. Das verarbeitete Getreide stammt ausschließlich aus der Region und wird von ausgewählten Landwirten angebaut.