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Plünderei

So mächtig waren die Grafen von Monfort

Tettnang / Lesedauer: 3 min

Der Historiker Eberhard Fritz spricht über seine Forschung zum Dreißigjährigen Krieg in Oberschwaben
Veröffentlicht:11.04.2018, 19:54

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Millionen Menschen sind während des Dreißigjährigen Kriegs in Mitteleuropa gestorben – auch Oberschwaben war vor rund 400 Jahren von Plündereien, Hunger und Elend betroffen. Am Donnerstagabend hält Eberhard Fritz darüber einen Vortrag in Tettnang . Warum die Rolle des Grafen Monfort unterschätzt wird, hat er Thilo Bergmann vorab verraten.

Der Dreißigjährige Krieg hat große Teile Europas in Schutt und Asche gelegt. Geschichtsträchtige Orte liegen aber woanders. Wieso wollten Sie sich Oberschwaben dennoch näher anschauen?

Ich habe immer wieder festgestellt, dass zwar viele einzelne Arbeiten zu Oberschwaben während des Dreißigjährigen Kriegs vorliegen, es aber kein Gesamtbild gibt. Die Adelsfamilien hier vor Ort sind zum Beispiel nur teilweise erforscht. Dabei liegt Oberschwaben in der Mitte Europas und damit im Einflussbereich vieler Mächte. Ich versuche deshalb, einen Gesamtzusammenhang darzustellen. Natürlich werde ich zu manchen Themen auch schon vorliegende Bücher und Aufsätze zusammenfassen. Ich habe eine große Hochachtung vor den Menschen, die vor mir bereits so viel erforscht haben.

Und wie schätzen Sie die Rolle Tettnangs ein?

Ich denke, dass der Dreißigjährige Krieg Tettnang genauso wie andere oberschwäbische Territorien stark in Mitleidenschaft gezogen hat. Aber genau weiß ich das nicht, denn meine Arbeit kann die ortsgeschichtliche Forschung nicht ersetzen. Mein Vortrag kann aber auch weitere Heimatforschung anregen.

 Eberhard Fritz (60) stammt aus Neuhausen an der Erms (Stadtteil von Metzingen) und ist seit 1987 Archivar des Hauses Württemberg in Altshausen.

Welche Position haben die Grafen Montfort Ihrer Meinung nach eingenommen?

Bislang wusste man im Grunde fast gar nichts. Bei Graf Hugo XVIII. von Montfort liest man nur, dass er hoch verschuldet war. Das legt den Verdacht nahe, dass er kein Akteur des Dreißigjährigen Kriegs war. Aber das stimmt nicht. Er war Teil der gut vernetzten Adelsfamilien in Oberschwaben und in manchen Angelegenheiten Generalbevollmächtigter des Kaisers. Der Einfluss des Geschlechts war genauso bedeutend wie der der Fürstenberger, zumindest wenn man ihn auf die Größe der Ländereien bezieht. Hier in der Region wurden außerdem auch Burgen zerstört. Tettnang hatte keineswegs einen machtlosen Grafen und war auch kein entlegenes Ländchen.

Was fällt Ihnen an der Region des Dreißigjährigen Kriegs auf?

Es ist so, dass Oberschwaben sehr von Klöstern, Adelsherrschaften und Reichsstädten geprägt war. Fast alle waren in Richtung des Kaisers orientiert, aber gleichzeitig spielen auch die Erzherzöge von Österreich-Tirol in Innsbruck eine große Rolle. Sie regierten die österreichischen Besitzungen in Oberschwaben, die man Vorderösterreich nannte. Aufgrund der Nähe zur Schweiz und Vorderösterreich war Oberschwaben auch ein Durchmarschgebiet für viele Soldaten, zum Beispiel aus dem damals spanischen Mailand. Ich will mit meiner Forschung regionale und internationale Aspekte zusammenbringen.

Wann werden Sie Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichen?

Ich weiß nicht, wann ich fertig werde, da ich nur in meiner Freizeit an den Themen arbeite, neben dem Beruf und meiner Familie. Es gibt außerdem nicht zu wenig Material, sondern zu viel. Die größte Herausforderung ist es, bei der Vielfalt der Themen die Übersichtlichkeit zu bewahren.