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„Signatur“ zeichnet drei Texte aus

Tettnang / Lesedauer: 3 min

Demokratische Abstimmung bestimmt die Reihenfolge der Sieger
Veröffentlicht:17.10.2018, 18:03

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Die Freunde der Literarischen Vereinigung „Signatur“ haben am Dienstagabend zur Verleihung der Förderpreise den Marktplatz der Volksbank wieder schnell gefüllt. Seit 2004 schreibt „Signatur“ alle zwei Jahre einen Förderpreis für Autoren aus der Bodenseeregion, Oberschwaben und dem Allgäu aus. Mit im Boot ist die Volksbank Friedrichshafen-Tettnang, die zur Preisverleihung in ihren Marktplatz einlädt und das Preisgeld für die drei Erstplatzierten in Höhe von 500, 300 und 200 Euro sponsert.

Wie Jurymitglied Lorenz Göser berichtete, hatten mehr als 70 Autoren Texte zum Thema „ausgestellt“ eingereicht, 60 erfüllten die Bedingungen. Alle Mitglieder der Jury seien studierte Germanisten und zudem schreiberfahren. 38 Texte hätte die Stimme von wenigstens einem der Juroren erhalten, keiner alle Stimmen. Fünfzehn Namen seien schließlich in die Longlist gekommen. Weit war der Rahmen von „ausgestellt“ ausgelegt worden: Handy, Internet, lebenserhaltende Apparate, Dokumente, Ausstellung, sogar die Zeit könne ausgestellt werden.

Texte haben ihre Qualitäten

Drei Autoren werden jeweils als Finalisten ausgewählt. Spannend wird es dann in Tettnang, wenn nach der Vorstellung durch den jeweiligen Paten die einzelnen lesen und am Ende das Publikum in demokratischer Abstimmung den Sieger kürt.

Vorstand Jürgen Strohmeier begrüßte im Namen der Volksbank, sein Kollege Dirk Bogen überreichte am Ende die Preise. Angelika Banzhaff, die Vorsitzende von „Signatur“, dankte der Bank für die großzügige Bereitstellung des Raumes und der Preisgelder. Strohmeier betonte, dass die Bank gerne regionale Kultur wie auch regionalen Sport fördere. Zu Beginn und zwischendurch erfreute die junge Harfenistin Samira Nowarra mit melodischen Klängen.

Jury-Pate Hajo Fickus leitete mit Bemerkungen über Arbeitslosigkeit über zum Text von Franziska Schramm aus Konstanz. Diese erzählt, wie ihre Protagonistin die Kündigung erhält und beim Händedruck ihre Hand verliert. Blut tropft auf den Boden. Geschildert wird, wie Arbeitslosigkeit den Menschen verändert, der sich am Ende wieder ganz findet, die Hand ist wieder da, das Surreale ist also geblieben.

Ilona Schmidt aus Lindau, vorgestellt von Monika Schüler, beschäftigt sich mit der Frage, wann der Mensch aufhöre, ein Mensch zu sein. In ihrer Erzählung beklagt sich eine Mumie in der berühmten Klosterbibliothek St. Gallen über ihre Zurschaustellung.

Annette Hengge aus Kressbronn wird vorgestellt von Sigrid Hülsen-Schubert. Eindrucksvoll schreibt sie über die Taxifahrt einer jungen Frau, die sich alle paar Wochen einmal in der Disco austanzt, dann ermüdet ins Bett sinkt, neben ihren Mann, der nur dank einer lebenserhaltenden Maschine noch lebt. Obwohl die beiden es einander versprochen hatten, schaltet sie den Apparat nicht ab.

Alle Texte hatten ihre Qualitäten und wurden vom Publikum gut aufgenommen. Die demokratisch ermittelte Reihenfolge der Sieger gibt letztlich eine Momentaufnahme wieder, die von vielen Zufälligkeiten bestimmt wird: Den ersten Platz belegte Annette Hengge, den zweiten Franziska Schramm und den dritten Ilona Schmidt.