StartseiteRegionalBodenseeTettnangKinder weihen Naturspielplatz in der Leimgrube ein

Leimgrube

Kinder weihen Naturspielplatz in der Leimgrube ein

Tettnang / Lesedauer: 4 min

Nach zwei Jahren ist die 150 000 Euro teure Anlage jetzt fertig – Anwohner konnten im Vorfeld Ideen einbringen
Veröffentlicht:16.08.2018, 20:37

Artikel teilen:

Großer Bahnhof auf dem Spielplatz in der Leimgrube: Zu Dutzenden sind am Donnerstag-nachmittag Kinder mit ihren Eltern zur offiziellen Eröffnung gekommen, um die neue Anlage endlich richtig in Besitz zu nehmen. Der extra von der Stadt bestellte Eiswagen verbesserte die Stimmung bei den kleinen Gästen dabei noch zusätzlich. Wobei die nach dem Verzehr gleich zu den Spielgeräten stürmten. Zwei Jahre haben Planung und Umsetzung am Ende gedauert.

Es gibt gleich mehrere Besonderheiten. Zum einen ist die gesamte Anlage naturnah gebaut. Noch sind die Pflanzen jung, am Ende aber sollen Stauden, Hecken und Bäume für ausreichend Abtrennung zwischen den verschiedenen Bereichen und Schatten sorgen. Alle Geräte fügen sich ins Gelände ein, es gibt darin sogar einen künstlichen Bauchlauf, der nach Regen Wasser führen wird.

Die Spielgeräte auf den rund 2200 Quadratmetern sind maßgeschneidert. Und sie entsprechen den Wünschen der Anwohner in der Leimgrube. Diese hatten die Möglichkeit, bei einer Beteiligungswerkstatt ihre Ideen mit einzubringen. Bei der waren auch die Planerin Karin Dettmar vom Büro „spiel raum planung“ und Landschaftsarchitekt und Bauleiter Martin Kappler ebenso dabei wie ein Vertreter der Stadtverwaltung.

Manche Eltern bedauerten im Gespräch, dass es zwar zwei Vogelnestschaukeln, aber eben keine normale Schaukel gebe. Das sei richtig, sagt Dettmar, aber die Teilnehmer der Beteiligungswerkstatt hätten dies selbst mehrheitlich so entschieden. Dass Schaukeln für die Entwicklung wichtig ist, verneint Martin Kappler nicht, verweist aber darauf, dass diese ja auch in den Kindergärten und auf anderen Spielplätzen zu finden seien, „und eben oft auch schon in privaten Gärten.“

„Eine glatte Zwei“ beispielsweise vergibt Ottmar Schlafer, der gemeinsam mit Frau Kathrin und Sohn Finnian (3) zur Eröffnung gekommen ist. Die Seilbahn sei gut, die Anlage sei sehr naturnah. Aber auch er vermisst eine normale Schaukel oder eine Wippe und auch ein Sonnensegel für den Kleinkindbereich. Auch andere finden die Gesamtanlage gut, freuen sich über die Wohnortnähe. Aber es fehlt ihnen teils auch etwas – wie beispielsweise Mülleimer. Die werden noch kommen, verspricht Andreas Leibbach vom Hochbauamt.

Eine Mutter hat Sorge wegen beerentragender Sträucher und ob die Früchte möglicherweise gefährlich seien. Giftig sei da nichts, sagt Karin Dettmar, aber essbar seien die Früchte in der Regel auch nicht. Das Sonnensegel fiel am Ende übrigens dem Budget zum Opfer. Wobei Andreas Leibbach erwähnt, dass es ein solches eben auch auf anderen Spielplätzen nicht gebe. Später sollen dann die Bäume, die erst noch wachsen müssen, für Schatten sorgen.

Den Kindern gefällt es anscheinend auch so: Schnell sind die Spielgeräte belegt, ganze Gruppen amüsieren sich gemeinsam in den Vogelnestschaukeln, Scharen von Kindern erklimmen das Klettergerüst mit Rutsche, die Seilbahn ist im Dauerbetrieb. Eine Ausnahmesituation zur Eröffnung.

Auch zuvor haben natürlich vereinzelt Kinder auf der Anlage gespielt. Kaum zu hören sei das gewesen, sagt ein direkter Anwohner. Und Bürgermeister Bruno Walter betont in seiner Ansprache, dass Kinder ein zentraler Teil der Gesellschaft seien, und dass eben auch Akzeptanz dazu gehöre, wenn es mal etwas lauter werde. Einige Eltern betonen, dass sie trotz der Nähe von Wohnung oder Haus zur Anlage vielleicht mal die Seilrutsche leicht hätten sirren hören, mehr nicht.

Vereinzelt hatte es im Vorfeld Beschwerden wegen des Spielplatzes gegeben. Ein Vater kommentiert: „Man muss doch froh sein, wenn Kinder draußen spielen und nicht vor der Playstation sitzen.“ Wenn es nach Karin Dettmar geht, dann soll der Spielplatz Raum für Mensch, Tier und Pflanze geben. Hier soll es Platz für mehrere Generationen geben, ein Bouleplatz etwa gehört auch dazu. Das Treibholz, die Steine, sie sollen Teil des Spiels werden. Die Kinder sollen Bereiche zum Entdecken haben und eigene Wege finden. Damit haben sie am Donnerstag-nachmittag schon begonnen.