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Kapelle wird nach Sanierung gesegnet

Tettnang / Lesedauer: 3 min

Geschichte der St. Georgs-Kapelle: Station und Ankerplatz an Lebenswegen und Pilgerpfaden
Veröffentlicht:03.05.2018, 14:09

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Die katholische Kirchengemeinde Tettnang hat ihre St. Georgs-Kapelle saniert, schon bald feiert sie die Einweihung. Das Gebäude gegenüber des Rathauses hat eine lange Geschichte und wurde in dieser Zeit vielseitig genutzt.

Man hat den Eindruck, dass am Montfortplatz die repräsentativen Fassaden von Altem und Neuem Schloss der St.-Georgs-Kapelle die Schau stehlen. Erst beim zweiten Hinsehen entdeckt man an Tettnangs „Paradeplatz“ das eher schlichte Gotteshaus, das auf den Grundmauern einer Vorgängerkapelle errichtet worden ist.

Erstmals wurde der Vorgängerbau von St. Georg im Jahr 1416 erwähnt. Da der Grundstein für die St. Gallus-Kirche erst 1467 gesetzt wurde – damals außerhalb der Stadtgrenzen –, geht man davon aus, dass die Georgs-Kapelle die ursprüngliche Pfarrkirche der Stadt war und dann bis zur Erbauung des Neuen Schlosses den Grafen von Montfort als Hof- oder Burgkapelle gedient hat.

Bei der weitgehenden Zerstörung von Tettnang im Dreißigjährigen Krieg blieb auch St. Georg nicht verschont. Graf Johann X. ließ 1667 das Alte Schloss, das heutige Rathaus, errichten und anschließend die inzwischen baufällige Kapelle vor seiner Residenz erneuern. Er beauftragte den Maurermeister Heinrich Bader aus Lingenau im Bregenzer Wald mit dem Bau. Die bescheidene Barockkapelle mit Kreuznahtgewölbe wurde 1682 fertiggestellt.

Als 1828 die Kapelle im Neuen Schloss profaniert wurde, kamen Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel in die Georgs-Kapelle. Der Hochaltar wird dem bekannten Mimmenhauser Künstler Josef Anton Feuchtmayer zugeschrieben. Die Seitenaltäre wurden 1876 durch zwei neugotische Altäre ersetzt, der linke mit einer Figur des Heiligen Georg von Carl Meintel aus Horb, der rechte vom Tettnanger Altarbauer Carl Reihing mit dem Heiligen Gebhard. Der Kanzelkorb kam im gleichen Jahr nach Friedrichshafen ins Museum, wo er 1944 den Bomben zum Opfer fiel.

Täglich Gottesdienst

Als in den Jahren 1858 bis 1860 die Pfarrkirche St. Gallus neu erbaut wurde, übernahm die Georgs-Kapelle vorübergehend deren Funktion. In den Nischen beiderseits des Chorbogens befanden sich die Beichtstühle. Auch in der Folgezeit hatte St. Georg in Tettnang, der „Stadt der Schösser und Kapellen“, eine bevorzugte Bedeutung. Täglich wurde Gottesdienst abgehalten und Kinder mussten regelmäßig „d’Schulermess“ besuchen. Hinter der Kapelle befand sich bis etwa 1960 ein Haus, in dem der jeweilige Mesmer wohnte.

Eine grundlegende Renovierung gab es 1932, eine weitere folgte 1965. Dabei wurden die neugotischen Seitenaltäre beseitigt, durch einfache Altarplatten ersetzt und außen der brüchige Putz, der noch einen Tarnanstrich von 1939 aufwies, ersetzt. Die Kapelle erhielt ein neues Dach, neue Türen mit Einfassungen und neue Fenster. Auch die Kastanienbäum an der Südostseite mussten weichen, da ihr Wurzelwerk Kanalnetz und Mauerwerk angriff.

In der Sturmnacht zum 3. Juni 1999 wurde der Dachreiter derart stark beschädigt, dass eine größere Reparatur notwendig war. Turmgesims, Firsthaube, Glockenstuhlschwelle und Schindelverkleidung mussten erneuert oder ausgebessert werden. Gleichzeitig bekam der Turmfuß neue Blechverwahrungen und das Turmkreuz einen neuen Blattgold-Überzug.

Nach der jetzt abgeschlossenen Sanierung und Umgestaltung soll das Gotteshaus hauptsächlich als Hochzeits- und Taufkapelle genutzt werden. Die bisher leerstehenden Räume im Chorumgang sind zur attraktiven Pilgerherberge ausgebaut worden. St. Georg, die „Kirche am Weg“, wird damit Station und Ankerplatz sowohl am Lebensweg als auch an den Pilgerpfaden.