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Trockenheit

Hopfen, Pfand und Lohnkosten: Bier wird teurer

Tettnang / Lesedauer: 3 min

Wegen Trockenheit und Hitze fehlen der Pflanze Inhaltsstoffe – Verband fordert höheres Pfand für Bierflaschen
Veröffentlicht:15.11.2018, 19:52

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Trockenheit und Hitze haben in diesem Jahr beim Hopfen den Ertrag gemindert. Das wird nach Erwartung der Privaten Brauereien Bayern dazu führen, dass Biertrinker sich auf „spürbare Preisveränderungen“ einstellen müssen, wie ein Sprecher auf der Getränkemesse Braubeviale in Nürnberg sagte. Sprich: Bier wird teurer.

Von der reinen Erntemenge her spricht Peter Hintermeier vom Deutschen Hopfenwirtschaftsverband von einer „nur leicht unterdurchschnittlichen Hopfenernte“ in Deutschland. Das Problem sind allerdings die Alphasäuregehalte. Diese lägen „bei allen Sorten weit unter dem langjährigen Durchschnitt“, so Hintermeier.

Die Alphasäure ist der Inhaltsstoff, der für das Aroma im Bier sorgt. Einige Hopfensorten, insbesondere sogenannte Hochalphasorten, werden dementsprechend nicht nach der Erntemenge, sondern nach Alphasäuregehalt gehandelt. Hintermeier verweist auf aktuelle Prognosen, wonach in diesem Jahr weltweit 114 400 Tonnen Hopfen geerntet worden sind. Diese enthielten rund 10 700 Tonnen Alphasäure. Hintermeier: „Zu einer Durchschnittsernte fehlen rund 1000 Tonnen Alphasäure.“ Das sind etwas weniger als zehn Prozent.

In Deutschland ist die Abweichung laut Johann Pichlmaier vom Verband Deutscher Hopfenpflanzer sogar noch größer. Die Ernte entspricht in Deutschland zwar der Vorjahresmenge, allerdings ist die Anbaufläche um etwa drei Prozent gestiegen. Die Alphasäurengehalte liegen um etwa 20 Prozent unter der Normalernte. Als Ursache nennt Pichlmaier vor allem die Witterungsverhältnisse. Hohe Temperaturen, Trockenheit. Niederschläge seien zeitlich schlecht verteilt gewesen: „An wenigen Tagen regnete es extrem viel, an den meisten Tagen regnete es dagegen keinen Tropfen.“

Das führt laut Pichlmaier zu geringen Freihopfenmengen. Das bedeutet, dass die Landwirte über die Erfüllung von Lieferverträgen hinaus teils keine zusätzlichen Rohstoffmengen vermarkten können. Das schmälere die Erlöse, jedoch relativiert Pichlmaier: „In Anbetracht der Wetterextreme des Jahres 2018 können wir aber insgesamt noch zufrieden sein.“

Walter König vom Bayerischen Brauerbund spitzte zu: „Gute Bierabsatzjahre waren noch nie gute Rohstoffjahre.“ Er verwies auf Neuzüchtungen, die vor allem in sogenanntem Craft Beer, also handwerklich gebrautem Bier, zum Einsatz kommen. Diese hätten die „Wetterkapriolen sehr gut und ertragssicher überstanden“.

Herbert Meier von den Privaten Brauereien Bayern spricht von einer „angespannten Rohstoffsituation“. Das betreffe sowohl Hopfen als auch Braugerste. Eine weitere Herausforderung sei aber auch die „Kostensteigerung durch den Mehraufwand beim Sortieren des Leergutes.“ So sei der Pfandsatz viel zu niedrig: Den acht Cent Pfand für eine Standardbierflasche stellte Meier den Wiederbeschaffungspreis für eine mittelständische Brauerei entgegen. Dieser liegt laut Meier bei 15 bis 16 Cent. Aus Sicht des Verbandes müsste das Pfand für normale Bierflaschen vor diesem Hintergrund von acht auf 15 Cent angehoben werden, für Kästen von um die drei auf etwa fünf Euro.

Auf die Verbraucher sollen laut den Privaten Brauereien Bayerns deutliche Kostensteigerungen zukommen. „Mit zwei Prozent ist es nicht mehr getan. Es muss zu einer spürbaren Preisveränderung kommen“, sagte ein Sprecher.

In Europa wird das meiste Bier in Tschechien getrunken – nach Messeangaben waren es im vergangenen Jahr rund 150 Liter Bier und alkoholfreies Bier pro Kopf. Es folgen Österreich (109 Liter), Deutschland (107 Liter), Polen (99 Liter) und Rumänien (93 Liter). Die Zahl der Braustätten in Deutschland ist 2017 auf knapp 1500 gestiegen – 642 davon sind in Bayern.