Manzenberg

ADHS ist nicht ADHS

Tettnang / Lesedauer: 2 min

Laura Walk referiert an der Gemeinschaftsschule Manzenberg über die Förderung exekutiver Funktionen
Veröffentlicht:12.10.2017, 16:40

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ADHS und ADS, beziehungsweise die Förderung exekutiver Funktionen hat Laura Walk an der Gemeinschaftsschule Manzenberg thematisiert. Dort referierte die Sportwissenschaftlerin vor vielen interessierten Eltern und Lehrern.

Ein alltägliches Szenario: Noah „zappelt“ oder ist unkonzentriert; Max träumt vor sich hin. Die Eltern sind beunruhigt und gehen zum Klassenlehrer oder zur Beratungslehrerin. Hier beginne für Eltern oft eine wahre Odyssee von Arzt zu Arzt, heißt es im Eigenbericht der Schule. Oft seien es demnach die Lehrer, die im Elterngespräch die Eltern auf die Spur bringen, „mal nachschauen zu lassen“. Die verantwortungsbewussten Eltern eilen dann zum Arzt und in der Regel sind sich Mediziner auch sehr schnell einig, dass es sich bei der vorgestellten Symptomatik eindeutig um ADHS oder bestenfalls um ADS handelt. Beruhigt sind dann alle Beteiligten, wenn der Kinderpsychologe oder der Kinderarzt das passende Medikament zur Hand hat und das Kind, wie durch ein Wunder, „normal“ wird.

Doch, was ist „normal“? Und wie „harmlos“ sind die verschriebenen Medikamente? Bedenklich ist die langfristige Wirkung von Psychopharmaka auf Psyche und Physis und das, was für ein Kind gut ist, muss nicht auch gleichzeitig für ein anderes gut sein.

Wichtiger sei, und darum ging es in dem eineinhalbstündigen Vortrag, die exekutiven Funktionen des Kindes zu fördern. Unter den exekutiven Funktionen bezeichnet die Gehirnforschung geistige Anlagen, die das menschliche Denken und Handeln steuern. Viele Symptome, die wir bei ADS oder ADHS beobachten könnten, wie beispielsweise die Impulsivität oder die Ungeschicklichkeit seien nicht pathogener Natur, sondern dem Bereich exekutiver Funktionen zuordenbar. Wenn diese defizitär seien, so Walk, würden Kinder und Jugendliche auffällig.

Da exekutive Funktionen jedoch bereits im Kindesalter die Lernleistung, sowie den sozial-emotionalen Werdegang des Kindes beeinflussen, sei es wichtig, dass Pädagogen und Eltern wissen, wie sie diese beizeiten fördern können. Hier plädierte Laura Walk für ganzheitliche pädagogische Settings, die – fern von Medikamenten – die individuellen exekutiven Funktionen des Kindes fördern. Diese müssten redundant sein, sodass das Kind zu Hause und in der Schule gefördert werden könne.