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25 Jahre Signatur verführt zum Schreiben

Tettnang / Lesedauer: 3 min

Rückblicke und Festrede bei der Geburtstagsfeier in der Volksbank
Veröffentlicht:17.11.2017, 18:15

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Bei der Feier zum 25. Geburtstag der literarischen Vereinigung „Signatur“ am Donnerstagabend im Marktplatz der Volksbank Friedrichshafen-Tettnang ist kein Platz frei geblieben. Die Signatur mit Angelika Banzhaf und Ingrid Koch an der Spitze gehört zu Tettnang.

Signatur hat sich in 25 Jahren als feste Größe in der Region etabliert. Wie Angelika Banzhaf sagte, ist die Vereinigung ein Forum für regionale Autoren zum Austausch mit Gleichgesinnten. 2000 Teilnehmer an Schreibwettbewerben sprächen eine deutliche Sprache. Volksbank-Vorstandsmitglied Jürgen Strohmaier sagte: „Kompliment an alle, die sich bei dem Literaturverein engagieren, sie machen das offensichtlich richtig gut!“ Zum Dank gab es einen Geschenkkorb und einen Spendenscheck über 500 Euro.

Bürgermeister Bruno Walter wünschte viel Glück beim Umsetzen des Ziels, Menschen zum Schreiben anzuregen und zu verführen.

Laut Manfred Hagel, Vorsitzender bis 2002, bildete sich die Gruppe in Lindau , um nicht alles den Gesetzen des Buchmarkts zu überlassen, sondern für schreibende Menschen ein Netzwerk zu schaffen. Neidvoll habe man auf Musiker und Bildende Künstler geblickt, da Schreibende nur Einzelkämpfer waren und selten eine Buchhandlung zu einer Lesung überredet werden konnte. Hagel ließ in seinem Rückblick die ersten zehn Jahre Revue passieren und stellte die Gründungsmitglieder, die aus einem Umkreis von etwa 30 Kilometern um Lindau kamen, als originelles Völkchen mit eigenem Charakter dar.

Lektüre ist anarchischer Akt

Leidenschaftlich hätten sie sich für kulturelle Freizügigkeit, grenzüberschreitende Aktivitäten eingesetzt: „Signatur hat unser Leben bereichert.“ Ehrenamtlich neben dem Beruf bis zu 47 Veranstaltungen im Jahr zu schultern, sei nicht leicht gewesen. Ingrid Koch, in Tettnang und darüber hinaus als Mundartautorin mit hintergründigem Wortwitz bekannt, erzählte mit dem ihr eigenen Unschuldsblick, wie sie in ihr Amt bei Signatur hineingeschlittert ist. Der volle Saal gluckste vor Vergnügen. Ingrid Koch und ihrem schwäbisch Gereimtem zuzuhören ist schön: Ob sie Vereinsaktivitäten aufzählt, vom „Maloche“ im Gremium erzählt oder feststellt, „dass Signatur in Tettnang arriviert, sprich „heimisch isch“ und etabliert, Menschen motiviert zum Schreiben, ist wunderbar und soll so bleiben“.

Als „kreatives Dessert“ steuerte Jurymitglied Hajo Fickus Dichterkommentare zum Lesen bei. Ob man Bücher nasche, verschlinge oder kaue und verdaue: „Die Lektüre ist ein anarchischer Akt.“ Zwischen allen Rückblicken lag der Festvortrag von Rolf Waldvogel, ehemaliger Feuilletonchef der Schwäbischen Zeitung und jetzt bekannt durch seine wöchentlichen Sprachglossen auf der Kulturseite. Der studierte Neuphilologe hat nichts gegen die englische Sprache, doch er wehrt sich dagegen, dass sie die deutsche Sprache zunehmend vereinnahmt. Während das Englische in der Geschäftskorrespondenz oder Fachliteratur schon zur Springflut werde, sei die Englisch-Hörigkeit der PR-Branche ein besonderes Ärgernis: „Die Bürger werden ihrer eigenen Sprache entwöhnt und in undemokratischer Unmündigkeit gehalten.“ Eine Gefahr für die deutsche Sprache liege auch in der verunglückten Rechtschreibreform, in den Medien, in der Computerwelt mit ihrer „Rumpfsprache“ und fehlenden Orthografie: „Schließlich schludern alle.“ Man spürte, dass Waldvogel die Entwicklung der Muttersprache ein Herzensanliegen war. Vielen sprach er aus dem Herzen. Waldvogels Festrede und der Rückblick auf die letzten 25 Jahre sind im kleinen Jubiläumsband „Seiten Zeiten“ nachzulesen.