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Sachverstand

Zwei Kümmerer sagen „Adieu“

Oberteuringen / Lesedauer: 3 min

Wirtsleute Susanne und Norbert Finke beenden ihren Dienst im Gasthaus „Die Post“
Veröffentlicht:30.12.2018, 17:28

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An Weihnachten ist in Oberteuringen eine Wirtsleute-Ära zu Ende gegangen. Susanne und Norbert Finke schließen zum Jahresende das Gasthaus „Die Post“, das sie fast zehn Jahre mit viel Herzblut und gastronomischem Sachverstand betrieben haben.

Seit 24 Jahren wohnt die Familie in Oberteuringen , hier wuchsen die vier Kinder auf, die mittlerweile zwischen 18 und 28 Jahre alt sind. „Die Post“ hatte schon einige Zeit leer gestanden, als der damals in Ailingen in der „Gerbe“ angestellte Koch und die Restaurantfachfrau den Schritt in die Selbständigkeit wagten. „Wir wussten, was wir können, aber sprangen ins kalte Wasser“, fassen die beiden ihre Situation rückblickend zusammen.

Im Mai 2009 übernahmen sie „Die Post“ und machten das Lokal bald zu einem beliebten kulinarischen Ziel, das für seine feine, regionale, bodenständige Küche bekannt wurde. Im großen Saal fanden unterschiedliche Veranstaltungen mit bis zu 300 Gästen statt, insbesondere die Hochzeitsgesellschaften wurden so rege nachgefragt, dass bald die Samstage in den Sommermonaten für geschlossene Gesellschaften reserviert wurden. Wie viele Hochzeiten es insgesamt waren, haben sie nicht gezählt. 150? 160? Ein Datum ist ihnen besonders im Gedächtnis geblieben. Es war der 28. August 2015, „ein Samstag, den keiner haben wollte!“ sagt Susanne Finke. „Da haben wir einfach die 111. Hochzeit gefeiert, indem wir alle Paare und ihre Gäste einluden, die bis dahin bei uns geheiratet hatten.“ Norbert Finke berichtet von der anderen Seite der Anekdote, die weniger romantisch klingt: Um ihren Festgästen den Service zu bieten, so lange zu feiern, wie sie wollen, ist seine Frau erst um 6 Uhr in der Früh nach Hause gekommen. Nur zwei Stunden später, um 8 Uhr ging es mit dem Geschäft des nächsten Tages weiter. Das hatte Folgen. Sie fühlten immer mehr, dass sie ausgepowert sind.

Im Januar fiel dann die Entscheidung, den Pachtvertrag zu kündigen. Die Suche nach einem zweiten Koch, der Norbert Finke entlasten sollte, war vergeblich. Auf die Stelle hatte sich niemand beworben. Aber ohne ein gutes Team geht es nicht. Sven und Jana Ockert waren von Anfang an im Service dabei, später kam Steffi Heiß ins Team, Romy Erber wurde als Aushilfe unverzichtbar. Kirsten Huber hat bei Norbert Finke gelernt und arbeitet seit längerem als Teilzeitkraft in der Küche. „Sie war ganz wichtig, ohne sie wäre es vor allem im letzten Jahr in der Küche nicht gegangen.“ Und auch Küchenhilfe Grazyna Kulxzycka wird von ihren Arbeitgebern für ihre Flexibilität gelobt.

800 Ansichtskarten verschickt

Für beide Finkes war es selbstverständlich, bis zum letzten Tag für die Gäste da zu sein. „Wir sind zwar in der Gastronomie die Profis, aber als Gastgeber die Kümmerer mit emotionalem Anspruch.“ Da gab’s auch im Urlaub keine Auszeit, wohin sie ihre Adresslisten mitnahmen und bis zu 800 Postkarten mit persönlichen Grüßen verschickten.

Wie das dann im neuen Jahr werden wird, können sie sich noch gar nicht vorstellen. Im Januar kümmert sich Susanne Finke um das Ausräumen des Lokals und Norbert Finke tritt eine Stelle in Vogt an, wo die Stiftung Liebenau ein Wohnprojekt für behinderte Menschen verwirklicht, zu dessen Beschäftigungsprogramm es gehört, gemeinsam zu kochen. Die Wochenenden werden frei sein, um sich dem Privatleben zu widmen.

Ihren Gästen sagen Susanne und Norbert Finke: „Danke für die vertrauten Momente und den Vertrauensvorschuss bei den ganz persönlichen Feiern. Es waren viele sehr schöne Momente, uns wurde viel Vertrauen entgegen gebracht.“