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Erziehungscoach Benjamin Schmitt erklärt, wie Lernen glücklich macht

Neukirch / Lesedauer: 4 min

Erziehungscoach Benjamin Schmitt referiert vor Eltern in der Grundschule
Veröffentlicht:29.10.2019, 15:11

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Schulleiterin Simone Fuoß-Bühler hat sich begeistert gezeigt, beim jüngsten Vortrag mit dem Titel „Lernen macht glücklich“ in der Grundschule: „Dass wir noch Stühle heranschleppen müssen, damit habe ich nicht gerechnet“, erklärte sie. Und auch der routiniert auftretende Erziehungscoach Benjamin Schmitt von der Akademie für Lernpädagogik aus Köln war zufrieden mit der großen Resonanz – und lud gleich alle Eltern im Saal zum Online-Seminar mit ihren Kindern ein.

„Wer will, dass seine Kinder erfolgreich und glücklich sind?“, fragte Schmitt in die Runde – und alle Hände gingen nach oben. Das mit dem Glücksgefühl durch Erfolg sei wissenschaftlich nachgewiesen, habe nichts mit Esoterik zu tun, denn das Geschehen im Gehirn zeige die Nähe von Lern- und Glückszentrum, sagt der Coach.

Dann folgte eine Testrechenaufgabe: Die meisten hatten prompt ein falsches Ergebnis – und schon waren die Eltern an die Alltagssituation der Kinder in der Schule herangeführt. Dazu gehöre eben auch Struktur, Konzentration, Motivation und Organisation. Aber ebenso, so vermittelte der Dozent zum Thema „Lernen lernen“, müsse auch klar sein, dass man impulsiv, intuitiv oder emotional an eine Sache herangehen könne – nur gerade bei Rechenaufgaben gehe das nicht selten schief.

Was funktioniert und was nicht

Jedoch mit Hilfe logischer und strukturierter Herangehensweise hätte das wohl problemlos geklappt. Das zeigte der Referent an verschiedenen Beispielen und für verschiedene Lernbereiche. Dabei führte er ebenfalls beispielhaft vor, welche Lernhilfen, -techniken oder -strategien es gibt, aber auch, warum bestimmte Dinge funktionieren – und andere eben nicht. Bei den Lernstrategien könne man auf verschiedene Dinge zurückgreifen, vom Spick-Zettel bis zur sogenannten Loni-Technik oder einer Mind-Map.

Wichtig sei es, den Lernstoff zu strukturieren, reduzieren und visualisieren, zu verknüpfen, zu wiederholen, aber auch Spannung zu erzeugen. Auf der anderen Seite sei auch eine gewisse Routine und Wiederholung hilfreich. Stichwort Karteikarten – aber bitte richtig verwenden, mahnte Schmitt. Daher solle man bestimmte Lerninhalte am besten nach einem Tag, einem Monat und dann nach einem halben Jahr nochmals kurz wiederholen. Abgesehen von verschiedenen Methoden, sei es wichtig, erklärte Schmitt, selbst für die Pausen zu sorgen, sonst schalte das Hirn selbst ab, mache eine Pause – und schon entstünden Fehler und das ursprüngliche Konzentrationsniveau werde nicht mehr erreicht. Er empfahl etwa sieben Minuten volle Konzentration, und dann zwei bis drei Minuten Entspannungspause.

Eine einfache Konzentrationshilfe stellte Schmitt auch vor: die „Das-mache-ich–später-Liste“. Der Erziehungsexperte gab auch den Hinweis, Ablenkungsfaktoren möglichst zu vermeiden. Viel Aufmerksamkeit zog das Thema Motivation auf sich. Vor allem, wenn viel Lernen keinen Erfolg bringe, schade das der Motivation.

Und positive Worte stärkten das Kind. Mit einfachen Kommunikations- und Lernbeispielen wie „Liebling, es ist grün!“ zeigte sich rasch, wie viel Provokation für ein Kind in der Frage liegen kann: „Wie war es heute in der Schule?“ Wichtig sei hier, positive Beispiele und eine motivierende sowie positive Sprache zu verwenden aber auch mit positivem Beispiel voran zu gehen, um so Stressfreiheit auf der Beziehungsebene zu erreichen.

Gefährliche Alternativen

Insgesamt seien die Kinder eher selbst motiviert, wenn sie Erfolgserlebnisse haben. Gefährlich seien deswegen auch Computerspiele, die dann zur Alternative mit leicht erreichbarem Erfolg werden könnten. Motivation durch Belohnung kam ebenfalls zur Sprache. Dabei gebe es ganz klare Bedingungen, erläuterte Schmitt:

Motivation durch Druck oder Strafen sei eher schwierig zu erreichen, erläuterte Schmitt, denn: „Durch’s dran ziehen, wächst’s Gras nicht schneller!“. Jedoch auch bei der Motivation durch Belohnung müsse man aufpassen. Die dürfe nur überraschend und unerwartet kommen, nicht materiell sein, denn Zeit sei viel wertvoller als Geld. Wichtig sei auch, dass die Belohnung nicht von Noten abhänge. Schmitt: „Über einen Einser freut sich der Schüler auch so“.

Im Alltag soll schließlich ein strukturierter gemeinsam erstellter Lernplan weiterhelfen, der wegen Effizienz mehr Freiheiten und mehr Spaß bringe. „Das wir sich lohnen, das verspreche ich Ihnen“, war der Schlusssatz des Lernlehrers mit dem weiten Heimweg, der trotzdem noch geduldig Fragen beantwortete.