Maskenland

Besuch im Maskenland

Neukirch / Lesedauer: 3 min

Narrenzunft Gorilla Club Russenried schaut mit Kindern in der Schnitzerwerkstatt vorbei
Veröffentlicht:04.09.2019, 11:54

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Vielen Narrenzünften ist er ein Begriff: Maskenschnitzer Jogi Weiß. Der Schreinermeister, Schnitzer und Dekorativmaler ist bekannt für seine origineller Masken. Nicht nur der Hopfennarr, auch die Gorillas und viele andere Narrenmasken aus der Gegend hat Weiß geschnitzt. Elf Ferienbetreuungskinder sind am Montag in Begleitung von Gorilla-Vizezunftchefin Martina Flock und Juliane Späth sowie zwei weiteren Mitgliedern nach Oberhofen gekommen.

Jogi Weiß zeigte den Kindern zunächst die Grundbasis. Er verleimte Hölzer zum Klotz. Dazu verwendet er Linde oder Weymouth-Kiefer. Dann erläuterte Weiß, wie von der grob behauenen Holzgrundlage die Basisform der Maske entsteht. Eine schlaue Maschine kann anschließend gleich vier Grob-Masken auf einmal vom Prototyp kopieren. Übrig bleibt immer noch die Feinarbeit, das Glätten, das Färben sowie das Fertigen und Anbringen von Hauern, Reißzähnen, Hörnern oder anderen Besonderheiten. Ohne die Maschine bedarf es allein zum Schnitzen einer Maske eine Arbeitzeit von mindestens 25 Stunden. Je nach Ausführung koste eine fertige Holzmaske um die 300 Euro. Gesichtspolster für den Innenteil müssen sich die Narren ebenso selbst anbringen, wie Druckknöpfe für Bast- oder Felldekorationen.

Über fehlende Auslastung kann der Maskenschnitzer nicht klagen. In der Zeit kurz vor der Fasnet hat er besonders viel zu tun. Hier wünscht er sich nur eins: „Schön, wenn die Narren nicht alle kurz vor der Saison kommen.“

Bekannt ist der Maskenzauberer aber auch für seinen Reparaturservice. Der erfolge notfalls auch mal über Nacht. Die Zahl der Notfälle schwanke je nach Saison oder Wetter. „Schnee, Eis und Alkohol – machen meine Taschen voll“, sagt Weiß mit einem Schmunzeln.

Die Masken sind aber nicht alles, was der Holzexperte produziert. Geschnitzte Narrenorden gehören ebenso zu seiner Produktpalette. Dazu kommen noch Mini-Kunststoff-Kunstmasken und Reliefschnitzereien. Figürliches Schnitzen dagegen sei inzwischen weniger gefragt. „Figurenschnitzereien sind leider ziemlich out“, stellte der Schnitzer fest. Jogi Weiß hat in Garmisch gelernt und auch mit Oberammergauern gearbeitet, aber Krippenfiguren oder Kirchliches seien inzwischen kaum noch Thema im Arbeitsalltag des Schnitzers. Stolz ist der Schnitzermeister dagegen auf einen Spezialauftrag von Regio-TV: „Für das Sendeformat ‚Heldenländle’ darf ich die Filmklappen anfertigen.“ Jogi ist ein gefragter Mann – auch wenn er die Mitgliedschaft in Zünften auf eine Handvoll begrenzt hat.

Die jungen Teilnehmer des Ferienprogramms dürfen indes die Roh-Masken inspizieren und versuchen zu erraten, welcher Narr dahinter steckt. Nur das „Hexentröpfle“ haben sie als Neukircher sofort erkannt. Ohne Feinschliff und Farbe ist das Wiedererkennen schwieriger als gedacht. Die Kinder stellten fest, dass sich die Hexenmasken alle eher ähnlich sehen.

Nach einer Pause ging es schließlich mit Schnitzwerkzeugen an die Feinarbeit an der Maske. Erst zeigte der Schnitzmeister den staunenden Kindern, wie es mit Stechbeiteln ans Holz geht, dann half er bei den ersten Schnitzversuchen – und dann waren die Juniorschnitzer selber dran. Das stellte sich als gar nicht so einfach heraus. „Ganz schön anstrengend“, lautete der Kommentar einer jungen Teilnehmerin. Aber nach und nach versuchten noch mehr ihr Glück. Eine gewisse Nähe zur Fasnet brachten einige aus der Gruppe schon mit. „Junggorillas“ sind dabei, aber auch Neukircher „Junghexen“, „Muckefucks“ und ein kleiner „Tobel-Hexerich“.