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Bauhof im Dauereinsatz: Hygieneartikel im Abwasser blockieren Pumpe

Neukirch / Lesedauer: 3 min

Bauhof im Dauereinsatz: Hygieneartikel im Abwasser blockieren Pumpe
Veröffentlicht:05.06.2018, 19:36

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Florian Martin vom Bauhof Neukirch kratzt eine undefinierbare Masse vom Schneidmesser einer Abwasserpumpe in Bernaumühle. Zwei der 80 Kilogramm schweren Geräte sind im Abwasserschacht eingelassen. Regelmäßig fallen sie aus, weil Anwohner – insbesondere im höher gelegenen Elmenau – Dinge im WC herunterspülen, die nicht dort hinein gehören, unter anderem Hygieneartikel wie Binden, Tampons, Verpackungsmaterial und Feuchttücher.

„Das kann das Messer in der Pumpe nicht zerschneiden“, sagt Georg Härle vom Bauhof Neukirch. Während Abfälle wie Toilettenpapier in der Pumpe zerhäckselt werden, blockiert das Schneidwerk bei zu viel anderem Material irgendwann. Die Pumpe schaltet automatisch ab, parallel geht eine SMS aufs Mobiltelefon von Florian Martin. Zugleich erhält er einen Anruf mit einer automatischen Schadensmeldung.

Einsätze dauern zwei Stunden

„Da ist die Nacht oder der Feierabend dann teils gelaufen“, sagt Martin. Geschieht das in den frühen Morgenstunden, bleibt manchmal noch Zeit, sich im Bett herumzudrehen. Der Abwasserschacht läuft nicht sofort voll. Geschieht das aber noch am Abend, geht es raus nach Bernaumühle. Und dann dauere es, sagen beide. Immerhin zwei bis zweieinhalb Stunden sind sie beschäftigt.

Zuerst müssen sie ein Dreibein mit Flaschenzug aufstellen und den Kanaldeckel entfernen. Die Pumpe ziehen sie dann aus mehreren Metern Tiefe hoch. Hier müssen sie den Karabinerhaken wegen der Länge der Kette mehrfach umhängen. Ist die Pumpe nach einigen Minuten oben, geht es ans Entfernen des Bodendeckels.

Dieser Schritt sei leider nur ohne Handschuhe möglich, sagt Georg Härle: „Das ist natürlich gefährlich wegen der Keime.“ Vor der Rückfahrt kommen deswegen etliche Desinfektionstücher zum Einsatz. Und Florian Martin spritzt die Bauteile zwischendurch immer wieder mit einem scharfen Wasserstrahl ab. Das Schneidemesser ist dabei erst einmal nicht zu erkennen. Sobald zu viel eingesaugt wird, das nicht geschnitten werden kann, legt sich eine dicke Schicht über die rotierende, massive Scheibe. Darin verfängt sich dann auch alles, was normalerweise durchgegangen wäre. Das muss Martin von Hand raus holen.

Abwasser fließt über normalen Kanal in den Schacht

Das Problem in Bernaumühle besteht, weil das Abwasser über ein normales Kanalsystem im Schacht ankommt. Von der Pumpe aus geht es in einer 63-Millimeter-Leitung nach Wildpoltsweiler und zur Kläranlage. Auf dem Weg besteht das Problem trotz baugleicher Pumpen nicht: Was aus Bernaumühle kommt, ist bereits zerschnitten. Und die anderen Hausanschlüsse haben jeweils eine eigene Pumpe. Gebe es dort ein Problem, zahle der Betroffene den Kundendienst, sagen beide. Das komme aber so gut wie nie vor.

Das sei ein Problem, das auch in anderen Gemeinden vorkomme, berichten die beiden. Immer wieder hören sie das auch von Kollegen aus Nachbarkommunen. Für die beiden ist das kein besonderer Trost. Während sie die Pumpe reinigen, stürmt eine Anwohnerin aus der Nähe heran. „Ich schwöre, wir sind das nicht“, sagt sie. Und mitleidig: „Ich sehe Sie hier immer beim Arbeiten.“

Mehrfach hat die Gemeinde schon darum gebeten, Gegenstände wie Hygienartikel nicht in der Toilette herunterzuspülen, per Anschreiben, im Gemeindeblatt. Bisher ohne großen Erfolg. Zwei Mal in der Woche rücken Härle und Martin im Schnitt aus. Als sie die Bodenplatte wieder befestigt und die Pumpe herab gelassen und angeschaltet haben, sagt Florian Martin: „Soll ich das Dreibein gleich hier lassen?“ Härle erwidert: „Ja, wir sind ja eh bald wieder hier.“ Dann fahren sie zurück nach Neukirch, um sich dort richtig sauber zu machen.