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Klezmer

Lieder aus der jüdischen Seele

Meersburg / Lesedauer: 2 min

Berliner Gruppe KlezBanda spielt und singt bei den Jüdischen Kulturwochen Bodensee
Veröffentlicht:10.05.2018, 17:11

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Aus der jüdischen Kultur ist der Klezmer, ursprünglich die traditionelle Hochzeits- und Festmusik der jiddischsprachigen aschkenasischen Juden im Osteuropa des 18. und 19. Jahrhundert, nicht wegzudenken, so durfte auch bei den diesjährigen Jüdischen Kulturwochen Bodensee ein Klezmerkonzert nicht fehlen. Gleich fünf Mal ist Jossif Gofenberg mit seiner KlezBanda aus Berlin aufgetreten. Nach Abenden in Radolfzell, Konstanz und Überlingen hat das hier besprochene Konzert am Mittwochabend in Meersburg stattgefunden, am Donnerstag gastierte die KlezBanda noch in Langenargen.

Im vergangenen Sommer war das Quartett im Spiegelsaal des Neuen Schlosses, diesmal trat es im Theatersaal des Wohnstifts Augustinum auf, der sich erfreulicherweise gut gefüllt hatte. Etwas verloren standen die drei Musiker und die Sängerin auf der breiten Bühne, für die gefühlvollen Lieder und Stücke würde eine intimere Atmosphäre besser passen.

Nach schwungvollem Auftakt mit dem ersten „freylekhs shtikele“ (fröhlichen Stückle) im 2/4-Takt begrüßte Jossif Gofenberg, der „Akkordeonkönig vom Kiez“, der den Abend am Akkordeon begleitete, die Zuhörer. Wandermusikanten seien die Klezmorim ursprünglich gewesen, ein halbes Jahr hätten sie in einem Schtetl aufgespielt und seien dann weitergezogen. Vertreibungen und Fluchten haben den Klezmer unterschiedlichste Einflüsse aufnehmen lassen, ob in Weißrussland, der Ukraine, Polen oder in den USA. So hat die Sängerin die Lieder der KlezBanda auf Jiddisch, Hebräisch, Russisch und Griechisch gesungen.

Es sind sehr schöne, eingängige Melodien, die zum Herzen sprechen, erst recht, wenn wie hier Anna Metaxa sie mit beweglichem warmem Mezzosopran herüberbringt. Neben dem Akkordeonisten Jossif Gofenberg, von dem auch die Arrangements stammen, erwies sich Stanislav Tim als dynamischer Geiger, für den rhythmischen Unterbau sorgte Eduard Scharlak an der Bass-Gitarre.

Mehr als 20 Instrumentalstücke und Lieder zogen an den Zuhörern vorüber, darunter so bekannte wie das Lied „Yidl mitn fidl“ aus dem gleichnamigen Liebesfilm von 1936 und das polnische „Tshiribim tshiribom“ oder der Tango „Those were the days“. Humorvolle Lieder wie das Lied vom Moskauer Pferd, zu dem der Geiger mitwieherte, wechselten mit traurigen wie die „Papirosn“. Gerne ließen sich die Zuhörer zum Mitsingen bewegen bei den Refrains der bekannten jiddischen Lidele „Donaj, Donaj“ und „Tumbalalaika“. Was bei keinem Klezmerabend fehlen dürfe, sei der gemeinsame Tanz, so bildete sich zuletzt ein großer Kreis entlang der Wände und sang munter das hebräische Volkslied „Hava nagila“.