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Saisonabschluss

Bali-Urlaub wird für Meersburger zum Alptraum

Meersburg / Lesedauer: 4 min

Marcus Samsa bricht sich beim Baden auf der Ferieninsel mehrere Halswirbel – nun kämpfen seine Freunde, um ihn nach Deutschland zu holen
Veröffentlicht:21.11.2018, 17:55

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Es sollte ein entspannter Saisonabschluss für den Pächter des Meersburger Restaurants Haltnau und einige seiner Mitarbeiter werden. Doch beim Baden verunglückt einer der Männer und liegt seitdem schwer verletzt in einem Krankenhaus auf der indonesischen Insel.

Das Bild, das Freunde von Marcus Samsa auf Facebook veröffentlicht haben, zeigt einen Mann mittleren Alters mit kurz geschorenen Haaren und Dreitagebart, die Augen geschlossen. Über Mund und Nase trägt er eine Beatmungsmaske, sein Hals wird durch eine dicke, weiße Krause gestützt. Aus dem blau-weiß gestreiften Krankenhauskittel ragt ein Schlauch. „Bitte rettet unseren Freund Marcus Samsa“ steht unter dem Foto.

Freunde des 39-Jährigen haben den Aufruf gestartet, um Spenden zu sammeln. Das Geld soll helfen, Samsa nach Deutschland zurückzuholen. Denn Samsa hatte vor der Reise keine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen und muss alle Kosten allein tragen.

Nur noch einmal ins Meer

Es war der 12. November, der das Leben des Meersburgers wohl für immer verändert hat. Ein Montag. Auch für seine Freunde ist die Welt seitdem etwas aus dem Fugen geraten. Mit mehreren Arbeitskollegen, Freunden und seinem Chef hatte Samsa ein paar unbeschwerte Tage auf Bali verbracht. Es war der Abschluss einer arbeitsreichen Saison am Bodensee. Den Sommer über hatten die Restaurantmitarbeiter Gäste auf dem Weingut Haltnau bewirtet, nun ließen sie es sich selbst einmal gut gehen. Sonne, Meer, Entspannung pur. Einen Tag vor der Abreise wollte Samsa noch einmal ins Meer springen.

Rettungssschwimmer reanimieren ihn

Ein Freund entdeckte Samsa etwas später mit dem Rücken nach oben im Wasser treibend und zog in an Land. Rettungsschwimmer reanimierten ihn – 15 Minuten lang. „Sie hatten ihn schon fast aufgegeben. Doch dann hat er sich plötzlich wieder geregt“, erzählt Philipp Gassenbauer, was ihm die Freunde, die mit ihm auf Bali waren, am Telefon über die Schreckminuten berichteten. Gassenbauer selbst war nicht mit in Indonesien, hilft seinem besten Freund jedoch seitdem so gut er kann aus der Ferne. Die Freunde vermuten, dass Samsa durch eine Welle tauchen wollte, als plötzlich das Wasser zurückging. Er prallte mit dem Kopf auf den Grund. Wie er später erzählte, konnte er sofort weder Beine noch Arme spüren, geschweige denn bewegen. Da er sich nicht über Wasser halten konnte, ging er unter und atmete viel Meerwasser ein.

Mehrere Halswirbel betroffen

Ein Krankenwagen brachte ihn in eine Klinik. Diagnose: Bruch mehrerer Halswirbel. Ob er jemals wieder gehen können wird, ist derzeit unklar. Auch aus diesem Grund kämpfen seine Freunde und seine Schwester, die extra zu ihm nach Bali geflogen ist, darum, ihn möglichst schnell nach Deutschland zu bringen, damit er die beste medizinische Hilfe bekommt. „Wer weiß, was hier noch möglich ist“, hofft Gassenbauer, der inzwischen einen Kredit aufgenommen hat, damit das Geld bei Bedarf sofort zur Verfügung steht. Doch noch ist Samsa nicht transportfähig: Wegen des Meerwassers kämpft er mit einer Lungenentzündung und muss beatmet werden.

Ein kleiner Lichtblick ist, dass Samsa seit einer Operation wieder Gefühl in seinen Armen hat. Die Operation musste, obwohl lebensnotwendig, zunächst einige Tage verschoben werden, da Samsa wegen einer Vorerkrankung blutverdünnende Medikamente einnahm. Die Ärzte gaben ihm eine Überlebenschance von weniger als 50 Prozent. Doch die nutzte der 39-Jährige offenbar.

Der Chef hilft - trotzdem fehlen 100.000 Euro

Während Samsa um sein Leben kämpft, kämpfen seine Freunde um die Finanzierung seiner Versorgung. Rund 50 000 Euro hat die Operation und die bisherige Behandlung im Krankenhaus gekostet. Geld, das bisher Samsas Chef, Hubert Böttcher, bezahlt hat. Er ist mit Samsas Schwester und seiner Freundin auf Bali geblieben, um ihm dort beizustehen. Die anderen Freunde sind inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt und haben von hier aus eine Spendenaktion auf die Beine gestellt. „Die Familie Böttcher ist der Wahnsinn“, sagt Gassenbauer. Er ist überzeugt: „Ohne den Freundeskreis würde es nicht gehen.“

Nun heißt es für Gassenbauer und die anderen Freunde warten. Warten auf den erlösenden Anruf, dass die Ärzte Samsas Zustand als stabil genug einstufen, um ihn transportieren zu können. Und auf die Einschätzung, ob er unter medizinischer Betreuung in einem Linienflug mitfliegen kann oder ob er mit der Flugrettung eingeflogen werden muss – letzteres würde rund 100 000 Euro kosten.