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Zupfkapelle

Skrupellose Musik mit Manne, Selle, Flex und Benny

Meckenbeuren / Lesedauer: 3 min

Bei „Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle“ tobt das Publikum im Kulturschuppen vor Begeisterung
Veröffentlicht:31.05.2019, 13:58

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Stimmgewaltig röhren, pfeifen oder summen wie eine Mücke – Manne, Selle, Flex und Benny singen, witzeln und spielen 20 verschiedene Instrumente, die auch mal mitten im Song getauscht werden. In ihren Texten nehmen „die Stumpfes“ alltägliche menschliche Macken ebenso aufs Korn wie das „Linsengericht“ und andere kleine Besonderheiten ihrer schwäbischen Heimat. Beim „nix wie no“-Konzert von Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle im Kulturschuppen brüllt das Publikum vor Begeisterung.

„Mir sin a einfache Kapell“ stellt sich „Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle“ mit einem Song vor. Nichts stimmt weniger. Die Vier haben es faustdick hinter den Ohren.

„Heut nimmer und morgen net gleich“ – selbstironisch witzelt die Zupfkapelle über den gemütlichen Schwaben. Beim „Bäsle“ auf der Hochzeit geht es feucht-fröhlich zu und war der Vetter jetzt vielleicht ein Fetter. Die selbstgemachten Texte spielen mit dem Reiz der Verwechslung. Genau hinhören lohnt sich. War der coole Trompeter im gelben Pullunder jetzt ein Schulamtsvertreter oder gar – böse wer Böses denkt – ein schwuler Vertreter?

Manne, Selle, Flex und Benny spielen nicht nur Baß, Tuba, Gitarre und Schlagzeug, sondern auch mal Waschbrett oder hawaiianische Zitter, Banjo und Mandoline oder Bongotrommeln – jeder Song klingt anders und ganz unverwechselbar. Bei der „skrupellosen Hausmusik“ wie die Musiker es selbst nennen – kommt die Kindertröte genauso zum Einsatz wie das Mini-Akkordeon und der bunte Baby-Kassettenrekorder. Tolle Musik können die vier mit jedem Instrument machen und manchmal auch ohne, wenn der Sound einer Trompete mit Schalldämpfer nur durch zwei hohle Hände ins Mikro gepustet wird.

Die vier Universaltalente singen a-capella, im Kanon, singen mehrstimmig und stimmgewaltig „in Ass-Dur und auswendig“. Sie schwirren und surren beim „Muckagittama“ wie lästige Stechtiere und einen Ton dabei mal ganz lange anzuhalten ist für die vier auch kein Problem. Mit witzigen Grimassen mimen sie überzeugend das klassische Gesangsquartett vom „Männergesangverein Upfingen eV“. Übrigens schön pfeifen können sie auch.

Die Zupfkapelle hat jederzeit eine Überraschung parat. Auf einmal kommt der stachelhaarige Flex mit einer Einkaufstasche: Brotzeit ist angesagt und schon fliegen die Butterbrottüten ins Publikum. „Vegetarier tauschen mit denen, die nix gefangen haben“, rät Flex.

Die Musiker ordern ein Bier und verkünden eine Pause

Mitmachen muss das Publikum auf jeden Fall bei diesem Konzert. Beim Instrumental für fünf Schlagzeuge wandern Baß und Blasinstrument auf der Bühne mitten im Song blitzschnell von Hand zu Hand. Schnell ein paar Takte am Klavier und schon wird auf einem anderen Instrument fröhlich weitergespielt. „Schlagzeuger sind im Unterhalt recht teuer“, klagt Manne. Aber es geht auch so, denn die Zuschauer klatschen begeistert mit.

Die 2Zieh- und Zupfkapelle2 entführt die Zuschauer nach Lateinamerika mit der Hauptstadt „Parassssetamol“ oder nach Spanien. Schnell muss der Bass als Riesengitarre herhalten. Oder es wird „französich gebrudelt“ und die französische Nebelmaschine (ein Zigarettenraucher) angeworfen. Das Publikum kommt aus dem Lachen gar nicht mehr raus.

„Im Fernsehen sind sie gut, aber in Meckenbeuren waren sie besser“, finden einige Zuschauer. Erst nach vielen Zugaben dürfen „die Stumpfes“ endlich Feierabend machen. „Die Karten waren nach wenigen Tagen ausverkauft“, berichtet Harald Assfalg vom Kulturkreis – für ein Konzert, das den Zuschauern viel zu kurz war.