Dorfkrug
Rentner baut aus schrottreifem Opel ein eigenes E-Auto
Meckenbeuren / Lesedauer: 3 min
Mitten im Kern von Obermeckenbeuren, dort wo einst der Dorfkrug zur Einkehr eingeladen hat, Am Dorfanger 18. wohnt seit 1968 die Familie Hessler und genießt ihren idyllischen Garten. Reimar Hessler hat sich einem ganz besonderen Hobby verschrieben. In unzähligen Arbeitsstunden hat er einen Opel Corsa zu einem voll funktionsfähigen und vom TÜV abgenommen Elektrofahrzeug umgerüstet – mit Begeisterung.
Dieses Faible für Autos kommt nicht von ungefähr, war Reimar Hessler doch bis zu seinem Eintritt in den Vorruhestand als Techniker im Konstruktionsbüro Fahrzeugbau der damaligen Friedrichshafener Firma Zeppelin Metall tätig. Als dort 1994 die Konstruktionsabteilung aufgelöst wurde – die Firma ging später in die Zeppelin Mobile Systeme im Meckenbeurer Gewerbegebiet über – stand für den neuen Ruheständler das Hobby wieder im Vordergrund.
„Das Reparieren alter Autos war schon immer meine Leidenschaft, viel Wissen und Hilfe habe ich dabei von einem Freund bekommen", sagt der 78-jährige „Elektroautobauer“. Sein erstes Projekt war nicht ein Elektrofahrzeug, sondern die Umrüstung eines Opel Vectra auf Autogas. Mit nachhaltigem Erfolg: Noch heute dient das umweltfreundliche Gefährt dem Ehepaar Hessler als Alltagsauto, während der Komponentenlieferant und das Autohaus, welches den Einbau vornahm, längst nicht mehr bestehen.
Initialzündung für das aktuelle Projekt war, so Reimar Hessler, eine Fernsehsendung über die Umrüstung von Fahrzeugen auf Elektroantrieb. „Das kann ich auch, man muss sich nur etwas zutrauen“ – mit diesem Gedanken habe er sich an das Vorhaben gemacht. Ein ausgedienter Opel Corsa wurde auf dem Schrottplatz erworben und das Fahrzeug im Dezember letzten Jahres zunächst in seine Einzelteile zerlegt. Dass daraus in nur sieben Monaten wieder ein funktionsfähiges und vom TÜV abgenommenes Elektroauto entstehen würde, hätte sich der Obermeckenbeurer damals selbst nicht vorstellen können.
Man muss sich nur etwas zutrauen.“
Als vorrangiges Problem habe sich zunächst die Beschaffung der Bauteile für die Umrüstung aufgetan. In der Firma Heiko Fleck im bayerischen Pfarrkirchen fand der Bastler alsbald einen Komponentenlieferanten, der ihn auch bei der TÜV-Abnahme fachlich begleitete. Eingebaut hat Hessler einen 15 Kilowatt-Elektromotor mit Curtis Controller. Den Controller bezeichnet der Tüftler als das Herzstück seines Elektrogefährtes, denn dieser habe alle Funktionen eines Elektroantriebes zu verarbeiten und umzusetzen.
Umweltgedanke steht im Vordergrund
Stolz präsentiert Hessler nun sein Fahrzeug und er gehört mit seinem fast lautlos dahin schleichenden Gefährt bereits zum gewohnten Straßenbild in Obermeckenbeuren . „Ich fühle mich sehr zufrieden und vor allem auch glücklich darüber, dass ich bei der Abnahme von den TÜV-Fachleuten ein großes Lob über den perfekten mechanischen Einbau bekommen habe“, sagt Hessler. Seine Frau Elisabeth verweist zudem auf eine von der Stadt Friedrichshafen ausgestellte Ausnahmegenehmigung zum kostenlosen Parken für vollelektrische Kraftfahrzeuge.
Doch bei all den Vorteilen stand für den Tüftler aus Obermeckenbeuren stets der Umweltgedanke und der Wille, eine Aufgabe anzunehmen und umzusetzen, im Vordergrund. „Am liebsten würde er schon das nächste Elektroauto bauen, aber da lege ich meinen Stopp ein“, sagt seine Frau, die trotz ihrer Unterstützung des Projektes und ihrer Mithilfe nun wieder die gemeinsamen Interessen und Unternehmungen im Vordergrund sehen will. Gemeinsame Ausfahrten mit dem umweltfreundlichen Elektroauto könnten diesem Wunsch entgegenkommen.