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Jugend im Rausch, Eltern in Sorge

Meckenbeuren / Lesedauer: 3 min

Kriminalhauptkommissar Florian Suckel und Suchtberaterin Yvonne Tröster informieren im Bildungszentrum Buch über Suchtprävention
Veröffentlicht:16.03.2018, 14:51

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Woran erkenne ich, dass mein Kind Drogen konsumiert? Was gibt es überhaupt für Drogen und wo bekomme ich im Ernstfall Hilfe? Auf Fragen dieser Art gab es am Mittwochabend fachkundige Antworten und jede Menge hilfreiche Informationen. Das Bildungszentrum Buch hatte zu einem Elternabend zum Thema Suchtprävention eingeladen und knapp zwei Dutzend Väter und Mütter waren der Einladung von Präventionslehrer Robert Di Laura gefolgt.

Die beiden Referenten des Abends, Kriminalhauptkommissar Florian Suckel von der Polizei Ravensburg und Yvonne Tröster von der Suchtberatungsstelle Friedrichshafen, beleuchteten die Themen Drogenmissbrauch und Sucht aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Den Anfang machte Florian Suckel, der seinen Vortrag mit eigenen Erfahrungen aus seiner aktiven Zeit bei der Kriminalpolizei würzen konnte. Es sei ein Trugschluss zu glauben, fernab der Großstadt, im ländlichen Raum, kämen keine Drogen vor.

„Dieses Zeug ist im Umlauf. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Das wird auch konsumiert“, erklärte Suckel. Ziel der Präventionsarbeit an den Schulen sei es, die Schüler über Risiken und Gefahren der legalen und illegalen Drogen aufzuklären und ihnen auch die strafrechtlichen Folgen aufzuzeigen. Vielen sei nicht bewusst, dass die Polizei der Führerscheinstelle Meldung machen müsse, wenn sie einen hilflosen, betrunkenen oder bekifften Jugendlichen aufgegriffen habe.

Dieser Hinweis sorge regelmäßig für Erstaunen bei den Heranwachsenden. Schließlich haben viele schon den Mofaführerschein im Auge und haben mit etwaigen Problemen von Behördenseite nicht gerechnet, berichtete Suckel. „Die Führerscheinstelle wird immer informiert. Gerade bei Drogen verstehen die überhaupt keinen Spaß“, berichtete der Kriminalkommissar.

Während Drogen wie Kokain und Heroin eher in der Großstadt auftreten, bereiten im Landkreis Ravensburg und im Bodenseekreis Cannabiskonsum und Alkoholmissbrauch die größten Probleme. Eine häufig unterschätzte Gefahr sieht Suckel auch in der Wasserpfeife, die von jedem fünften Schüler geraucht wird. „Sie hat ein Riesenqualmvolumen. Das ist toxischer Rauch, der viel tiefer eingeatmet wird, weil er kalt ist“, warnte der Polizist.

Die Shisha sei wesentlich ungesünder als Zigaretten. Generell empfahl der Experte die Erziehung zu einen verantwortungsvollen Umgang mit legalen Drogen wie Koffein(Energy-Drinks), Nikotin oder Alkohol und von illegalen Drogen gänzlich die Finger zu lassen.

Mit seinen Kindern immer im Dialog bleiben, sie beobachten, an ihrem Leben teilhaben und rechtzeitig Hilfe holen, dafür warb Yvonne Tröster von der Suchtberatungsstelle Friedrichshafen .

„Die wenigsten kommen freiwillig zu uns. Doch die meisten nutzen die Chance und die Plattform, die wir ihnen geben, ihren eigenen Konsum zu reflektieren“, erzählte Tröster. Erst wenn der Jugendliche selbst erkannt hat, wann, warum und in welchen Situationen er zu Rauschmitteln greift, könne auch ein Ausweg, eine Alternative zur Krisenbewältigung gefunden werden. Für viele stehe das gemeinsame Rauscherlebnis im Vordergrund. „Man trifft sich zum Kiffen am See. Da bin ich mit den anderen verbunden, genieße die Geselligkeit“, berichtete die Suchtexpertin.

Von Abschreckung als probatem Mittel der Prävention hält sie gar nichts. Vielmehr setzen die Mitarbeiter der Beratungsstelle auf die Mitarbeit und Selbsteinschätzung der Jugendlichen. Wo stehe ich mit meinem Konsum? Will ich reduzieren? Was will ich im Leben erreichen? Derartigen Fragen müssen sich die Heranwachsenden stellen.

Den Eltern empfahl Tröster, sich intensiv über Suchtmittel zu informieren, den eigenen Konsum zu reflektieren und nicht gleich in Panik zu verfallen, wenn das Kind einmal betrunken nach Hause kommt. Schließlich gehöre das Experimentieren mit Suchtmitteln zur Jugendphase. „Eltern sind Vorbilder, die aber nicht perfekt sein müssen“, gab Yvonne Tröster den Eltern mit auf den Nachhauseweg.