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Mopedmuseum

Ein Mopedmuseum, das seinesgleichen sucht

Meckenbeuren / Lesedauer: 4 min

Mitten in Meckenbeuren hat Franz Braunger an die 90 Fahrzeuge aus den 50er Jahren zusammengetragen
Veröffentlicht:04.08.2015, 17:58

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Beim Besuch der Offenburger Quickly-Gruppe hat Franz Braunger am Wochenende mal wieder sein „Schatzkästchen“ geöffnet. Mitten in Meckenbeuren nennt er eine eindrucksvolle private Sammlung sein Eigen mit rund 90 Mopeds aus den 50er und 60er Jahren, deren Marken von Zündapp und Kreidler über Achilles und Vespa bis zur NSU-Quickly reichen.

Es ist eine eigene Szene, in der die Namen von Franz und Markus Braunger einen exzellenten Klang besitzen. Die Motorrad-Oldtimer-Szene hat es Braunger senior seit 1986 angetan, spätestens als er die Begeisterung bei seinem damals sechsjährigen Sohn Markus spürte - damals, als die erste „Quickly“ in der Familie einzog. Als eines der ersten „echten“ Mopeds der deutschen Nachkriegsgeschichte war sie 1953 vorgestellt und von Prominenten wie Sophia Loren und Peter Alexander beworben worden. Sicherlich mit ein Grund, dass sie zu den Mosaiksteinen des Wirtschaftswunders gehörte.

Was in den 50er Jahren in eine Zeit fiel, da Franz Braunger eine Ausbildung zum Zweiradmechaniker bei Amann in Ravensburg machte, ehe er nach zwei Jahren bei ZF zum Kraftfahrer wurde. Motoren ließen ihn auch nach Feierabend nicht los, denn dann bastelte er an den Mopeds. Die wurden immer mehr, und neben den Quicklys schlug Braungers Herz bald für Zündapp, Vespa und Achilles.

Prämierung für die „Lido“

Die hatten schon immer das Obergeschoss im Anbau belegt und wurde noch mehr, als 2002 direkt im Anschluss die Garage gebaut wurde (im OG mit einem kleinen Kran ausgestattet). Eng an eng stehen die 90 Modelle, und zu jeder gibt es eine spezielle Geschichte. Etwa die „Lido“, mit der er im Vorjahr beim Kulttreffen für 50er-Jahre-Mopeds im Kaiserslauterner Vorort Enkenbach prämiert wurde. Kurz zuvor hatte Franz Braunger sie bei einer Internet-Auktion für 500 Euro ersteigert und in Bremerhaven abgeholt. „Da gibt es nur noch zwölf Stück“, weiß Braunger um den Seltenheitswert - zwölf, die als Besonderheit mit einer Zeituhr ausgestattet sind.

Überhaupt besteht da eine „große Verbundenheit“ innerhalb der Szene, wie sie Franz Braunger als wohltuend empfindet. Sie schafft nicht nur Kontakte und Insiderwissen, wo was an Zubehör aufzutreiben ist. Eine familiäre Atmosphäre ist über die Jahre entstanden, die bei gegenseitigen Besuchen ebenso gepflegt wird wie bei den großen Treffen (2016 für alle Quickly-Freunde in Mannebach in der Eifel nahe dem Nürburgring). Und sein Lieblingsstück? „Das ist eine NSU-Quick 50“, die Braunger hoch schätzt, weil sie „so schön ruhig läuft“. Für 40 Mark hat er sie erstanden, musste den rostigen Motor zerlegen und schließlich austauschen, was dank eines Nachbarn von Bekannten am Schleinsee möglich war. Die Welt ist klein...

Natürlich gibt es optisch interessantere Fahrzeuge in seinem Fundus, wie die NSU-Cavallino („da wissen sie nicht, wie sie draufhocken sollen“) oder die Hummel 155 („Blechbanane“, für Braunger der „Mercedes Pullmann unter den Mopeds“). Aber da Franz Braunger seine Fahrzeuge regelmäßig wartet und immer wieder bewegt, kommt es ihm nicht nur auf die Optik an.

Trefflich wurde ihm dies in der Nummer 1/2015 der „Klassik Motorrad“ bescheinigt - einer der wichtigsten Szene-Zeitschriften: Vom „Sammler-Instinkt für Ausgefallenes in Sachen Moped“ ist da anerkennend die Rede.

Ob er seine Mopeds nicht verkaufen wolle und sich vom Erlös in Mallorca zur Ruhe setzen, ist Franz Braunger gefragt worden. Über „die Buben“, die solches wissen wollten, kann er nur schmunzeln. „Was mach ich denn da dann am Strand?“ fragt er zurück - und in seinen Augen ist die Antwort auf diesen rein hypothetischen Fall abzulesen: „sich nach seinen Mopeds sehnen“.

Wer sich interessiert: Auf Anfrage zeigt Franz Braunger seine Oldtimer gern, Absprache unter 07542 / 229 37. Ein Video über Braunger und sein Mopedmuseum findet sich unter www.schwaebische.de

Wer sich interessiert: Auf Anfrage zeigt Franz Braunger seine Oldtimer gern, Absprache unter 07542 / 229 37. Ein Video über Braunger und sein Mopedmuseum findet sich unter www.schwaebische.de