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Bürgerversammlung

Bei der Bürgerversammlung kommt alles auf den Tisch

Meckenbeuren / Lesedauer: 4 min

150 Interessierte schauen auf den Rahmenplan – Geplante Zufahrt über Berger Halde erntet Kritik
Veröffentlicht:15.11.2018, 19:14

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150 Zuhörer, fast 100 schriftliche Rückmeldungen an den Infotafeln und knapp drei Stunden voller Information, Austausch und Emotion: Schon diese Zahlen belegen, dass die Bürgerversammlung am Mittwoch im „Hirsch“ in Liebenau auf Resonanz stieß. Die Gemeinde hatte eingeladen und stellte zusammen mit der Stiftung Liebenau vor, was der „Rahmenplan Liebenau“ an grundlegenden Gedanken wie Details enthält. Wichtig an diesem Abend: die Bürgersicht darauf, wie sich Liebenau weiterentwickeln soll und welche Bedürfnisse es gibt.

Zur Begrüßung ging Bürgermeisterin Elisabeth Kugel auf die Vorgeschichte ein. Dazu hatte ein Hinweis der Baurechtsbehörde gehört, dass für eine geordnete bauliche Entwicklung im Bereich der Stiftung Liebenau ein Planwerk vonnöten sei. Dies habe die Gemeinde als Chance aufgegriffen und die Entwicklung für ganz Liebenau ins Auge gefasst.

Kugel zeigte sich „stolz“ auf die international tätige Sozialstiftung, die vor Ort eine von allen gemeinsam genutzte Infrastruktur vorhalte. Nicht verhehlen wollte sie, dass der allgemein bröckelnde Zusammenhalt auch vor Liebenau nicht halt macht. Über die Jahre hätten Verunsicherung und Misstrauen zugenommen, dass die Gemeinde von der Stiftung vereinnahmt werde.

Eine weitere Bürgersorge, die bei ihr angekommen war: dass mit dem Gemeinderatsbeschluss vom Sommer bereits alles festgelegt sei. Dem widersprach sie vehement: Der Rahmenplan sei ein Gerüst, eine Diskussionsgrundlage. Bis zum Bebauungsplan sei es ein langer Weg, der vielfältige Beteiligungsformen zulasse.

„Überfällig“ nannte es Markus Nachbaur als Vorstand der Stiftung Liebenau beim Blick in den proppevollen Saal, „so eine Versammlung ins Leben zu rufen“. Behördlicher Impuls und inhaltliche Anstöße seien für die Stiftung zusammengekommen, um aktiv zu werden (was auch eine Kostenbeteiligung von 50 Prozent am 19200 Euro teuren Rahmenplan meint).

„Wir sind abhängig von den Rahmenbedingungen“, wies Nachbaur darauf hin, dass sich inhaltlich-fachliche Entwicklungen auch baulich auswirken – was dazu führe, dass es in der Stiftung heute schon Gebäude gebe, die zwar noch nicht abgeschrieben seien und der Landesbauordnung doch nicht mehr genügen.

Doppelt vertreten war das mit dem Planwerk betraute Büro Pesch & Partner – zum einen durch Moderator Mario Flamann, zum anderen durch Sebastian Allhoff . „Den Ortsteil stärken und für die Stiftung entwicklungsflächen definieren“, so fasste er die Ziele des Rahmenplans zusammen, der kurzfristige (Stufe I) wie langfristige Perspektiven (Stufe II) hat. Letztere sind an die Verlegung der B 467 gekoppelt.

Überhaupt der Verkehr: Um die Siggenweiler Straße zu entlasten, wird eine neue Zufahrt zur Stiftung ins Auge gefasst. Über die Berger Halde soll sie erfolgen und hinter dem Kindergarten hin zu den Parkplätzen führen.

Ein Problem: Hier ist Landschaftsschutzgebiet, wie auf Paul Gesells Frage bestätigt wurde. Durch einen Flächentausch wäre aber eine Möglichkeit gegeben, erklärte Sebastian Allhoff. Dass ein öffentliches Interesse vorhanden sein muss, damit die Untere Naturschutzbehörde einem solchen Tausch zustimmt, hob Bauamtsleiter Elmar Skurka hervor.

In dem Zusammenhang wurde in den Wortmeldungen auf die Verkehrsbelastung der Berger Halde hingewiesen, die jetzt schon zum Kindergarten und Bauunternehmen sowie zum „Lufti“ führe. Ob nicht eine andere Zuwegung möglich sei, wurde diskutiert.

Wie groß der Redebedarf ist, zeigte sich dann an den Infoständen: Statt der anberaumten 30 bis 40 Minuten verweilten die Besucher rund 50 Minuten dort. Im Gespräch mit den jeweiligen Moderatoren war unter vier Aspekten Austausch geboten – zur Gestaltung neue Ortsmitte, Barrierefreiheit, Freiraum und Jugend. Auf Karteikarten konnte hier an die Tafeln gepinnt werden, was gut, verbesserungsfähig und anmerkenswert empfunden wurde. Die Ergebnisse stellten die Moderatoren Jeannette Peter, Sebastian Allhoff, Nils Kaeding und Patrick Gohl vor.

Kritik erntete dabei die Zufahrt via Berger Halde – dass sich die Ablehnung in solch massiver Form äußerte, wertete Sebastian Allhoff als wichtiges Signal. Zwei Beiträge zitierte er wörtlich: „Liebenau soll doch keine Attraktion werden – es ist unser Zuhause.“ Und: „Die Stiftung Liebenau darf keine Insel sein.“ Sie müsse sich stärker vernetzen.

In den Wünschen tauchten zudem auf: Funken, Bolzplatz und Maibaum an ihren Standorten zu belassen, den Bach offenzulegen, private Bebauung zu ermöglichen, Radwege (etwa nach Obermeckenbeuren) und durchgängige Fußwege.

Wie Flamann, der den Wert des „gegenseitigen Verstehenlernens“ hervorhob, befand Markus Nachbaur abschließend: „Gut, dass wir uns so begegnet sind.“ Elisabeth Kugel sagte zu: „Es wird ernst genommen, was Sie vorgebracht haben.“