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Wie Markdorf mit weniger Verkehr aussehen könnte

Markdorf / Lesedauer: 3 min

Armin Hansmann stellt mit BUND und Bürgerinitiative die Idee einer verkehrsberuhigten Innenstadt vor
Veröffentlicht:25.04.2018, 20:09

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Wenn es nach Armin Hansmann geht, könnte die Markdorfer Innenstadt deutlich attraktiver werden – wäre sie verkehrsberuhigt. Einen Vorschlag, wie das aussehen könnte, will er gemeinsam mit dem BUND Markdorf und einer Bürgerinitiative an einem Stand beim Dixiefest mit dem verkaufsoffenen Sonntag am 6. Mai präsentieren.

„Ausgangspunkt war die Überlegung, die Innenstadt autofrei zu machen“, sagt er. Das müsse zwar nicht in aller Konsequenz durchgezogen werden, doch Markdorf habe Potenzial, autofreier und somit schöner und umweltfreundlicher zu werden. Statt einer komplett autofreien Innenstadt kann sich Hansmann im Zentrum einen verkehrsberuhigten Bereich vorstellen, einen sogenannten „shared space“. Der englische Begriff bedeutet soviel wie „geteilter Raum“. Dahinter steckt der Gedanke, dass alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind und gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen. Mit Autos sollten dann nur noch Anwohner durch die Hauptstraße fahren, zentrale Plätze nicht mehr mit Autos und Mülltonnen zugestellt sein.

Seine Idee ist, dieses Konzept für den Bereich rund um die Hauptstraße einzuführen. „Die Kaufkraft konzentriert sich dort“, sagt er. Deshalb sollten die Wege von Parkplätzen in die Stadtmitte nicht allzu lang sein. Die meisten der bestehenden Parkplätze und Parkhäuser könnten in das Konzept integriert werden. „Es gibt noch einige Konfliktbereiche“, sagt Hansmann. Doch er ist zuversichtlich, dass sich diese Fragen klären lassen. Nur von einem Punkt ist er überzeugt: Die Parkplätze entlang der Hauptstraße sollten verschwinden. Diese Flächen sollten stattdessen barrierefrei gestaltet werden – aus einem Guss mit den Gehwegen und der Straße. Ein Vorteil sei, dass die Hauptstraße dann direkt an die Altstadt, die schon eine Fußgängerzone ist, angeschlossen wäre.

Zehn Parkplätze würden wegfallen

Die Umsetzung eines solchen Konzepts wäre mit baulichen Veränderungen verbunden. Deshalb hält er es für sinnvoll, in einem ersten Schritt nur den Abschnitt zwischen der Poststraße und dem Stadtgraben umzubauen. „Dort würden etwa zehn Parkplätze verloren gehen“, sagt er. „Bei insgesamt etwa 600 Parkplätzen würde das nicht zu sehr ins Gewicht fallen.“ Finanzielle Unterstützung von bis zu 70 Prozent könne die Stadt Markdorf durch Förderprogramme des Bundes erhalten.

Bei Bürgermeister Georg Riedmann, Markdorf Marketing, und einem Teil der Fraktionen im Gemeinderat hat Hansmann seine Überlegungen bereits vorgestellt. Mit den übrigen Fraktionen will er demnächst ins Gespräch kommen. Nun wolle er auch die Bürger über die verkehrsberuhigte Innenstadt informieren und sie fragen, was sie gut finden würden. Ein weiterer Schritt wäre eine verkehrliche Untersuchung mit Experten.

Aktionsgemeinschaft ist für Kraftverkehr in der Innenstadt

Die Aktionsgemeinschaft Markdorf, in der sich vor mehr als 35 Jahren Einzelhändler, Gastronomen, Dienstleister und Mittelständler zusammengeschlossen haben, organisiert unter anderem das Dixiefest mit dem verkaufsoffenen Sonntag. Sie schreibt in einer Stellungnahme, dass sie „ganz deutlich Abstand von der Initiative ,Autofreie Innenstadt Markdorf’ nehmen möchte.“ Aus Sicht der Aktionsgemeinschaft sei das Konzept unrealistisch.

Sie befürchten, dass Markdorf als Kleinstadt im Hinterland des Bodensees dadurch wesentliche Nachteile erfahren würde. „Die Leerstände nehmen in Kleinstädten zu und es wäre fatal, den Verkehr nun auch noch aus der Innenstadt zu verbannen“, heißt es. Vielmehr sei zu beobachten, dass viele typische Fußgängerzonen in anderen Städten liberalisiert und zu sogenannten „shared spaces“ umgewidmet werden würden. Diese verkehrsberuhigten Straßenabschnitten dürfen alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt nutzen.

„Wir wollen den Verkehr in der Stadt, denn in anderen Städten ist schon längst sichtbar geworden, was passiert, wenn zu sehr in die Bedürfnisse der Kunden eingegriffen wird: leere Geschäfte, leblose Straßen und verwahrloste Viertel, Abwanderung und die Entwicklung zu Schlafstädten – das wollen wir definitiv nicht und werden uns auch alle dafür einsetzen“, teilt die Aktionsgemeinschaft in ihrem Schreiben mit.