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Gemeinderatsgremium

Gemeinden richten sich auf Flüchtlinge ein

Region Spaichingen / Lesedauer: 4 min

Bürgermeister der Region Spaichingen-Heuberg rechnen mit Offenheit der Bevölkerung
Veröffentlicht:17.01.2014, 20:05

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Die Gemeinden des Kreises Tuttlingen stellen sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen ein. In vielen Gemeinderatsgremien des Bereiches Spaichingen/Primtal/Heuberg hat das Thema nach einem Brief des Landratsamts vom Dezember bereits auf der Tagesordnung gestanden. Wir haben die Gemeinden zwischen Hausen ob Verena und Kolbingen gefragt, wie der Stand der Dinge ist und ob es Echo in der Bevölkerung gibt.

Der Tenor aller Bürgermeister: Die Gemeinden stellen sich auf Flüchtlinge ein, haben Wohnraum bereitgestellt oder werden dies tun.

Familien bevorzugt

Am liebsten würde man Familien, weniger gerne Einzelpersonen aufnehmen. Nirgendwo sind den Bürgermeistern Widerstände zu Ohren gekommen, im Gegenteil: In Gosheim gab es spontane Hilfsangebote. Von Seiten der Kirche gibt es keine oder keine sichtbaren Initiativen.

Hintergrund ist nicht nur der aktuell im Migrationsbericht erfasste Anstieg der schutzsuchenden Flüchtlinge, sondern auch, dass die umstrittenen Massenunterkünfte – womöglich weit weg von anderen Menschen wie auf dem Witthoh – überfüllt sind. Vor allem Gemeinden über 1000 Einwohner sind in der Pflicht, so genannte „Anschlussunterbringung“ zur Verfügung zu stellen. Meist werden Gebäude zu ortsüblichen Preisen vermietet.

Die Gemeinden im Einzelnen:

Balgheim : Man habe leider kleine geeigneten Räume im Gemeindeeigentum, berichtet Bürgermeister Helmut Götz, sich im Gemeinderat aber Gedanken über die Anmietung von leer stehenden Gebäuden gemacht. Man gehe aber von einer ausreichenden Vorlaufzeit aus.

Böttingen und Mahlstetten : Mahlstetten liegt unterhalb der 1000-Einwohner-Grenze. Böttingen hingegen hat sich bereits voll auf eine Flüchtlingsfamilie eingestellt, sehr gerne eine syrische, sagt Bürgermeister Gerhard Minder . Man habe die ehemalige Lehrerwohnung bei der Schule renoviert, „denn wir wollen die Leute nicht in ein Loch stecken, sondern gut unterbringen, vor allem wegen der Kinder“, so Minder.

Bubsheim : Für Bubsheim wurde eine Person angekündigt. Sobald dies konkret werde, werde man nach einer privaten Wohnmöglichkeit suchen. Die Gemeinde verfüge nicht über eine geeignete Wohnung, so Bürgermeister Thomas Leibinger.

Deilingen : Deilingen wurden zwei Menschen zur Unterbringung angekündigt, berichtet Bürgermeister Albin Ragg . Die Gemeinden sind zur Unterbringung von Flüchtlingen, die entweder anerkannt sind oder wegen Hinderungsgründen nicht in ihr Heimatland zurückkehren können, zur Aufnahme verpflichtet. Ein Haus könne die Gemeinde anmieten, derzeit sei man dabei, das Mobiliar durch Spenden zu sichern. Weitere Einrichtungsgegenstände sind sehr willkommen, meint Ragg. Man rechne also nicht mit syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen, für die aber viel Verständnis in der Gemeinde vorhanden wäre. Am liebsten würde man eine Familie aufnehmen, denn mit Einzelpersonen habe es in der Vergangenheit wegen Streits untereinander Schwierigkeiten gegeben.

Dürbheim : Unterbringung ist in einem kommunalen Gebäude – nach Sanierungsarbeiten – möglich, berichtet Amtsverweser Andreas Häse. Wenn bekannt ist, wann wer kommt, werde man sich auch um menschliche Unterstützung kümmern.

Denkingen : Die Gemeinde Denkingen hat bereits vor dem Aufruf des Landratsamts drei Flüchtlinge freiwillig aufgenommen. Es gebe keine Probleme, berichtet Bürgermeister Rudolf Wuhrer. Das ehemalige Schwesternhaus stehe leer. Aber seitens der Kirche habe es noch keine Initiative gegeben.

Frittlingen : Der Gemeinderat hat beschlossen, sich um geeignete Räumlichkeiten zu kümmern. Die im zunächst anvisierten ehemaligen Kindergartengebäude seien in desolatem Zustand, berichtet Bürgermeister Anton Stier.

Gosheim : Im Frühjahr sollen in Gosheim vier Flüchtlinge aufgenommen werden. Für diese sei bereits ein Gebäude in der Hauptstraße frei gehalten. Über das Mitteilungsblatt wurden Einrichtungsgegenstände gesucht und es habe sich spontan eine Bürgerin gemeldet und Unterstützung angeboten. Das habe ihn sehr gefreut, sagt Bürgermeister Bernd Haller. Die anvisierten Flüchtlinge kämen vermutlich nicht aus Syrien oder Afghanistan, sondern wohl aus den ehemaligen GUS-Staaten.

Hausen , obgleich unter 1000 Einwohner, würde sich auf zugewiesene Flüchtlinge einstellen. Sobald klar wäre, wer käme – ob eine Familien oder Einzelpersonen – werde man sich mit Hochdruck um angemessenen Wohnraum bemühen, so Bürgermeister Gustav Schlecht. Widerstände würden nicht erwartet, es gebe in Hausen Familien, die privat auch schon Menschen in Not aufgenommen hätten.

Kolbingen und Königsheim : Königsheim gehört zu den kleinen und nicht verpflichteten Gemeinden. Kolbingen seien zwei Menschen angekündigt worden, so Bürgermeister Konstantin Braun. Man habe eine mögliche Unterkunft bereits ans Landratsamt gemeldet.

Wehingen , Egesheim , Reichenbach . Für die kleinen Gemeinden Egesheim und Reichenbach ist die Frage der Flüchtlingsunterbringung nicht aktuell, berichtet Bürgermeister Josef Bär. In Wehingen lebe derzeit bereits ein Asylbewerber aus Pakistan, bis Ende 2014 sei die Zuweisung von weiteren vier Flüchtlingen geplant, so Bär. Wegen einer Anmietung oder Erwerb eines Gebäudes sei man bereits im Gespräch. „Die Bevölkerung ist aufgeschlossen“, so Bär, der nicht mit Widerständen rechnet.